(For english readers: There’s a translation in the comments.)
Wenn die Titanic das größte Kanu der Welt war, dann ist Dan Carlin‘s “Hardcore History” der größte Geschichtspodcast der Welt. Dan Carlin bezeichnet sich selbst als ein Fan von Geschichte, vor allem der Militärgeschichte. Er ist kein Historiker und lehnt die Bezeichnung auch ab, aber der “Vorwurf” ein Historiker zu sein, kommt wirklich nicht von ungefähr.
Der Podcast begann damit, dass er einige Gedanken zur Geschichte formulieren und diskutieren wollte. Die ersten Folgen waren kurz und fokussiert auf ein Thema. Er wollte nur einen Punkt diskutieren, aber es kam anders. Seine Hörer waren fasziniert, kannten aber nicht die genauen Hintergründe der Geschichte, die er diskutieren wollte. Und so wurden die Folgen des Podcasts langsam immer länger.
Die erste Folge (Alexander der Große vs. Hitler) dauerte keine 17 Minuten. Die 9. Folge war die erste die ich selbst gehört habe und diskutierte den Untergang der Völker der Bronzezeit. Sie dauerte schon 34 Minuten. Folge 12 beschäftigte sich mit den Steppenvölkern und Dan empfand es (noch) als wichtig, dass sie weniger als eine Stunde dauern sollte – sie dauerte 58 Minuten und 34 Sekunden. Bei Folge 17, über den Untergang der Assyrer, hatte er damit schon gebrochen und die Folge dauerte eine Stunde und 4 Minuten.
Nach einem Interview mit James Burke (auf den ich bereits hinwies) kam Folge 19 über die Apachen mit einer Stunde und 18 Minuten. Folge 20 war der letzte, verzweifelte, Versuch sich der Dynamik entgegen zu stellen. Er nannte sie “Blitz Edition” und es ging um Alkohol und Drogenmissbrauch von Staatsoberhäuptern und sie dauerte “nur” 40 Minuten.
Das Thema und der Zeitpunkt ist ironisch. Denn wie die Sucht eines Junkies, gerieten die Podcasts nun außer Rand und Band. Aber anders als bei der Sucht des Junkies, entstand dabei etwas wunderbares.
Die Metamorphose begann mit “Punic Nightmares” … Teil 1 … von 3 Teilen. Jeder davon über eine Stunde lang. Nach zwei Interviews und einer Blitz Edition (nun schon eine Stunde lang), folgte “Ghosts of the Ostfront” über die Ostfront des zweiten Weltkrieges. Teil 1 dauerte eine Stunde. Teil 2 und Teil 3 jeweils 90 Minuten. Teil 4 dauerte 100 Minuten. Zusammen fast 6 Stunden.
Es folgten noch zwei Blitz Editions mit jeweils einer Stunde länge und dazwischen eine reguläre Folge, die 90 Minuten. Danach folgte der endgültige Absturz auf Raten. Der Plan für Folge 34 schien simpel. Dan wollte nur über Kleopatra und ihr Verhältnis zum Römischen Reich diskutieren. Zu dieser Diskussion kam es auch noch. Und zwar in Folge 39.
Diese 6-teilig Serie nennt sich “Death Throes of a Republic” also, der Todeskampf oder die letzten Zuckungen einer Republik. Ich kann die Serie kaum hoch genug loben. Nie wurde die Politik der römischen Republik und ihre Probleme so gut dargesellt. Und nie habe ich etwas gehört, das mich mit einem derart flauen Gefühl im Magen zurück ließ, weil mich zu viel davon an die heutige Politik erinnerte. Die Hälfte der Gesamtzeit wird in Folge 5 erreicht. Jede der ersten fünf Folgen dauert etwa 90 Minuten. Folge 6 sollte dann die letzte Folge der Serie sein. Komme da was wolle!
Es kamen 5 Stunden und 27 Minuten. Darunter auch ein paar Minuten, in denen tatsächlich Kleopatra zur Sprache kam. Es war wundervoll! Folge 6 dieser Serie dauerte so lang, wie die ganze “Ghost of the Ostfront” Reihe. Man müsste es ein Hörbuch nennen, aber es ist der größte Podcast der Welt!
Es kam noch viel mehr, darunter eine 4-stündige Folge namens “Thor’s Angels” über die Germanen, ihren Umgang mit dem römischen Reich und der römischen Kultur. Der Name erinnert mit Absicht an die Hell’s Angels.
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