Die Suche nach den besten Brennstoffen für Raketen war längst entschieden. Auch so temparamentvolle Stoffe wie flüssiger Wasserstoff wurden mit der Zeit viel zu gewöhnlich, um nicht zu sagen, langweilig. Da setzte bei der Entwicklung von Raketen ein ganz besonderer Ehrgeiz ein. Man suchte nach besseren Oxidatoren.
Nun leben wir bekanntlich alle mit einem Oxidator um uns herum, der Luft. Die Luft ist dafür zuständig, dass einige Stoffe in Flammen aufgehen können, wenn sie zu heiß werden. Wenn man nach einem besseren Oxidator sucht, dann sucht man einem Stoff, der diese lästige Eigenschaft korrigiert. Also, die lästige Eigenschaft der meisten Stoffe, sich nicht einfach spontan zu entzünden, oder gar überhaupt nicht brennbar zu sein. Ein stärkerer Oxidator könnte den etwas lethargischen Brennstoffen wie Wasserstoff, Methan oder Kerosin doch noch das gewisse Etwas geben, um zumindest den geneigten Ingenieur zufrieden zu stellen.
Nun ist flüssiger Sauerstoff ein sehr gebräuchlicher Oxidator und man hätte gerne sowas wie Sauerstoff, nur besser. Besseren Sauerstoff gibt es! Normalerweise besteht Sauerstoff nur aus zwei Sauerstoffatomen. Die sind fest aneinander gebunden und bevor sie mit etwas reagieren können, muss diese Verbindung erst aufgebrochen werden. Diese Ungeschicklichkeit tritt nicht mehr auf, wenn man gleich drei Sauerstoffatome zu einer Kette vereinigt. Das ganze nennt sich dann Ozon. Die Sauerstoffatome im Ozon sind viel schwächer aneinander gebunden und können deswegen viel leichter mit anderen Stoffen reagieren. Es kommt noch besser. Weil man nicht erst Energie aufwenden muss um die Sauerstoffatome voneinander zu trennen, wird auch insgesamt mehr Energie frei!
Dieser Traum eines jeden Raketeningenieurs hat aber einen winzigen Nachteil. Diese dunkelblaue Flüssigkeit (bei Temperaturen unter -112 Grad) würde nur zu gerne ihrer Bestimmung folgen und zu ordinärem, zweiatomigen Sauerstoff werden. Im O2 Molekül sind die Atome viel enger und stabiler gebunden und bei der Reaktion von Ozon zu normalem Sauerstoff wird auch Energie frei. Man sollte also tunlichst jede Störung des Systems unterlassen, bei der genug Aktivierungsenergie für den Start der Umwandlung von Ozon zu Sauerstoff frei wird. Denn einmal begonnen, wird dabei immer mehr Energie frei, mit der immer noch mehr von dem Ozon in Sauerstoff umgewandelt wird. Einmal in Gang gekommen, fliegt einem das ganze recht heftig um die Ohren. Um den Zorn dieses Moleküls nicht herauf zu beschwören, sollte man besser auf so törichte Dinge verzichten, wie etwa sich flüssiges Ozon über -112 Grad Celsius erwärmen zu lassen. Beim Sieden von Ozon kann schon genug Energie frei werden um die Reaktion in Gang kommen zu lassen.
Da sich spontan explodierende Oxidatortanks in Raketenstufen als schlecht für die Versicherungsprämien heraus gestellt haben, sollte man sich wohl besser anderswo nach leistungssteigernden Mitteln für seine Rakete umsehen.
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