Die Leistung lag bei 1,2-1,4MW Wärme. Der Dampferzeuger versorgte eine 250kW Turbine mit Dampf, die schließlich am 21. Dezember 1951 zum ersten Mal Strom erzeugte (allerdings nie mit voller Leistung). Der Strom versorgte vor allem die Anlagen innerhalb des Gebäudes, darunter die beim Reaktorbetrieb notwendigen Kühlgebläse. Der Reaktor selbst konnte nach dem Herunterfahren sich selbst überlassen werden. Von 1400kW Leistung bleiben nach einigen Minuten keine 20kW mehr übrig. Das System war darauf ausgelegt, diese Wärme durch natürliche Konvektion des Kühlmittels abzuführen. Ein Bild des Reaktors und eine detaillierte Beschreibung findet sich zum Bespiel hier auf Seite 10.

Neben der Stromerzeugung funktionierte auch das Konzept des Brutreaktors. Die Brutquote betrug 1,01. Es wurden in den ersten Testläufen also 1% mehr Spaltbare Stoffe erzeugt, als verbraucht wurden. Später erreichte man auch 1,23.

Eines soll nicht verheimlicht werden: Von dem Reaktor wird nochmal zu hören sein, wenn ich über Reaktortests, Unfälle und Zwischenfälle bei Kernreaktoren schreibe. Dann gehe ich auch näher auf die sicherheitsrelevanten Eigenschaften ein. Hier wollte ich nur den Reaktor selbst beschreiben, in seiner Funktion als erster Reaktor mit dem Strom erzeugt wurde. Es werden in dieser Reihe demnächst noch weitere Reaktoren vorgestellt, die in den 50er Jahren gebaut wurden und die Vorläufer heute gebräuchlicher Reaktoren sind.

Ich versuche immer eine Themenmischung beizubehalten. Einmal weil so der Blog interessant bleibt. Aber hauptsächlich weil ich festgestellt habe, dass ich die Lust verliere, wenn ich immer nur über ein Thema schreibe.

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Kommentare (6)

  1. #1 Ludger
    2. Juni 2015

    […] Kühlkreislauf in drei Teile getrennt. Natrium-Kalium im Reaktor, ein Zwischenkreislauf auch mit Natrium-Kalium und ein doppelwandiger Dampferzeuger.

    Wasser und eine Alkalimetalllegierung. Da möchte man im Falle eines Lecks nicht in der Nähe sein:
    2Na+2H2O —> 2 NaOH + H2 Das rumst noch schöner als in Fukushima.

    • #2 wasgeht
      2. Juni 2015

      Hängt alles von den beteiligten Mengen ab und der Frage, ob man sich darauf eingestellt hat oder nicht. In Deutschland gehören Katalysatoren zur Wasserstoffrekombination seit 1993/4 zum Standard, per Gesetz (deswegen der Name Töpferkerze). In Japan seit 2012.

      Edit: Lecks von Natrium hat es übrigens auch schon oft gegeben, aber noch keine katastrophalen Schäden. Was nicht heißt, dass man dort nachlässig sein kann oder unbedingt Natrium benutzen sollte. Es geht auch mit flüssigem Blei.

      Abgesehen davon: Ohne Sauerstoff rumst da gar nichts. Im Kühlkreislauf ist kein Sauerstoff drin und das Wasser kommt erst außerhalb des Containments mit dem Natrium in Berührung. (Beim EBR natürlich nicht. Da gab es kein Containment.) Beim BN-600 sind vor Jahrzehnten einmal 700 Liter Wasser in den Natriumkreislauf gelangt. Ohne Sauerstoff ist das keine Katastrophe. Das konnten die Überdruckventile im Kühlkreislauf erledigen. Es versteht sich wohl von selbst, dass man trotzdem alles tut, dass es dazu nicht kommt.

  2. #3 PDP10
    2. Juni 2015

    Das die damals schon auf eine Flüssigmetall-Kühlung gesetzt haben, fand ich tatsächlich immer ganz schön “hemdsärmelig”. Aber wie du schreibst, scheint das ja gar nicht so abwegig – auch unter Sicherheitsaspekten – zu sein.
    Wusste ich bisher nicht.

    Aber abgesehen davon:

    Der Mini-Reaktorkern oben im Bild sieht tatsächlich ein bischen so aus, wie das Teil, dass Doc Brown in seinen Delorian eingebaut hatte – in “Back to the Future 1” :-)

    Von dem wir dann auch gelernt haben, dass Plutonium eine blaue Flüssigkeit ist … ;-)

  3. #5 Liaht
    3. Juni 2015

    Wenn man bedenkt, wie kompliziert die Entwicklung der Atomenergie war – und sich dann anschaut, dass Richard Feynman das Patent für das Atomkraftwerk für zwei drei Sätze bekam, die er zwischen Tür und Angel so hingeworfen hat.

    Surely You’re Joking, Mr. Feynman!