Es ist fraglich, ob man jemals die Abkürzung GPS aus dem Vokabular diverser Sprachen streichen können wird, wenn man von Navigationssystemen spricht. Aber tatsächlich gibt es die Dinger bald wie Sand am Meer. Zur Zeit sind es freilich nur zwei Systeme die einsatzbereit sind. Das amerikanische GPS und das russische Glonass. Aufgebaut werden gerade das europäische Galileo und Chinesische Beidou. Ihnen allen ist eines gemeinsam: Sie fliegen in mittelhohen Orbits um die 20.000km Höhe und decken den gesamten Globus ab.
Das Ziel ist es, immer 4 Satelliten in Empfangsreichweite zu haben, um jederzeit eine Position festlegen zu können. Dafür braucht man eine ganze Menge Satelliten. Das russische Glonass braucht wenigstens 18 Satelliten, aber regulär 24 Satelliten um einsatzfähig zu sein. GPS und Galileo brauchen jeweils etwa 30 Satelliten. Dafür bekommt man dann aber auch ein Navigationssystem für die ganze Welt.
Aber auch wenn James Bond vielleicht nicht zustimmen wird: Manchmal ist die Welt mehr als genug. Eigentlich sogar zu viel. Das indische Militär stellte zum Beispiel fest, dass das amerikanische GPS mehr als einmal genau im falschen Moment verschlüsselt wurde. Man hätte lieber ein eigenes Navigationssystem, aber es reicht völlig, wenn es Indien und seine unmittelbare Umgebung abdeckt. Und genau das hat man dann auch gebaut, oder ist besser gesagt gerade dabei.
Das Indian Regional Navigations Satellite System IRNSS besteht nur aus 7 Satelliten im 36.000km hohen Geostationären Orbit. Das hat seine Vor- und Nachteile. Der Vorteil ist natürlich, dass die Satelliten sich nicht allzu weit von ihrer Stelle am Himmel weg bewegen. Der Nachteil ist, dass sie fast doppelt so weit weg sind. Das heißt, dass man fast die 4fache Signalstärke braucht und die Genauigkeit wird wegen der größeren Entfernung in Mitleidenschaft gezogen.
Nun stimmt es nicht ganz, dass man einfach nur 4 Satelliten braucht, um eine Positionsbestimmung vornehmen zu können. Man braucht 4 Satelliten, von denen sich wenigstens 3 nicht auf einer Linie befinden dürfen. Deswegen ist es auch nicht ganz richtig, dass sich die Satelliten im Geostationären Orbit befinden. Das würde man sowieso vermeiden wollen. Denn es gibt internationale Abkommen, die den Satelliten mögliche Plätze auf diesem Orbit zuordnen, damit es nicht zu Signalstörungen kommt. 4 der 7 Satelliten befinden sich in einem geneigten Orbit in der gleichen Höhe. Auch sie brauchen 24 Stunden für einen Orbit, aber weil die Bahn geneigt ist, weichen sie von dem Punkt auf der geostationären Bahn nach Norden und Süden ab und beschreiben eine Schleife am Himmel. Was für einen Fernsehsatelliten bedeuten würde, dass man ständig mit der Parabolantenne dem Satelliten hinterher jagen müsste, ist hier ganz hilfreich. Weil die Signale eine sehr kleine Datenrate haben, braucht man keine besonderen Antenen für den Empfang und braucht die auch nicht auf den Satelliten auszurichten.
Das Resultat ist ein sehr handliches System, das mit 7 Starts der sehr zuverlässigen indischen PSLV Raketen aufgebaut werden kann. Wenn man den Angaben des Wikipedia Artikels dazu glauben kann, soll das IRNSS nur umgerechnet $225mio kosten, was ganz wesentlich an den niedrigen Kosten für die Raketen liegt.
Es muss also nicht immer gleich die ganze Welt sein, man kann auch regional eine Satellitennavigation für ziemlich wenig Geld aufbauen.
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