Wer Satelliten Internet kennt, denkt meistens extrem langsame Verbindungen mit Geostationären Satelliten. Bei einer Entfernung von 36.000km brauchen Signale wenigstens eine halbe Sekunde allein für die Strecke durch den Weltraum. Systeme wie Globalstar, Orbcomm und Iridium fliegen niedriger, bieten aber kaum Bandbreite und sind für Privatanwender viel zu teuer.
Seit Ende 2014 gab es ernsthafte Pläne, das zu ändern. Eine Firma namens OneWeb will eine Konstellation mit 900 Satelliten in weniger als 1000km Entfernung über der Erde kreisen lassen. Zum Vergleich: Es gibt heute insgesamt nur 2000 aktive Satelliten im Orbit. Die Bandbreite soll 10 Terabit pro Sekunde betragen. Wegen der geringeren Entfernung sind die Radiosignale nicht nur viel schneller unterwegs, sie sind auch etwa 1000 mal so stark. Deshalb reichen viel kleinere und einfachere Satelliten aus. Während geostationäre Satelliten beim Start oft 4-6 Tonnen wiegen, sollen bei OneWeb etwas mehr als 100kg ausreichen.
Die steuersparend auf der Kanalinsel Jersey angemeldete Firma will möglichst mehrere Satelliten am Tag in Massenproduktion bauen, für etwa eine halbe Million Dollar pro Stück. Diese Woche, am 25. Juni, hat OneWeb angekündigt, erste Investoren gefunden zu haben. Darunter die üblichen Verdächtigen wie Airbus, Intelsat und Qualcomm, aber auch Coca Cola. Zusammen kommen sie auf 500 Millionen US-Dollar, wobei OneWeb zum Start der ganzen Konstellation etwa drei Milliarden Dollar brauchen wird.
Verträge zum Start der Raketen wurden mit Arianespace und Virgin Galactics geschlossen. Arianespace hat dabei den Löwenanteil des Vertrags abbekommen. Gestartet werden sollen die Satelliten allerdings mit 21 importierten Soyuz Raketen. Es ist der bisher größte kommerzielle Auftrag für den Start von Satelliten, der jemals vergeben wurde. OneWeb hat auch Optionen für drei Starts mit der neuen Ariane 6 Rakete, sobald diese fertig entwickelt und gebaut ist. Die inzwischen veraltete Ariane 5, das Arbeitspferd der Europäischen Raumfahrt, ist für diese Aufgabe zu groß, zu teuer und zu unflexibel. OneWeb schloss auch einen Vertrag über 39 Flüge von Virgin Galactics “LauncherOne”. Eine Rakete die bisher nur auf dem Papier existiert.
Aber OneWeb ist nicht allein. Anfang des Jahres kündigte auch SpaceX an, ein ganz ähnliches System aufbauen zu wollen. Deren Pläne sind mit 4000 Satelliten noch ambitionierter, wollen die Baukosten bei 100.000-300.000 Dollar pro Stück halten. Zur Finanzierung gab es bereits im Januar ein ein Engagement von Google und Fidelity, die zusammen eine Milliarde US-Dollar in diese Entwicklung investieren.
Elon Musk schätzte die Gesamtkosten auf etwa zehn Milliarden Dollar. Das dichte Netz tief fliegender Satelliten wird Daten sogar in kürzerer Zeit übertragen können als Glasfaser, denn die Lichtgeschwindigkeit in Vakuum ist etwa 50% schneller als in Glas. Es braucht also nicht zu wundern, dass Google bereit ist hunderte Millionen Dollar in solche Entwicklungen zu stecken.
Damit hat SpaceX nicht nur in der Finanzierung die Nase vorn. Denn die Falcon9 Raketen von SpaceX gehören zu den billigsten der Welt. Beim Start ihrer eignen Satelliten können die Raketen zum Selbstkostenpreis und ohne Versicherungsprämien fliegen, während OneWeb die Profite einer ganze Reihe von Firmen finanzieren muss. Allerdings ist SpaceX noch neu im Satellitenbau. Bisher bauten sie lediglich Raketen und den Dragon Transporter, der die ISS versorgt. Die ersten beiden Prototypen der Satelliten sollen aber schon nächstes Jahr in den Orbit kommen.
Die neuen Satelliten Konstellationen müssen sich dabei gegen einige Skepsis durchsetzen. Keine ihrer Vorgänger war wirtschaftlich erfolgreich. Jede einzelne der Betreiberfirmen musste irgendwann Bankrott anmelden. Aber deren Satelliten sollten mit kleinen Telefonen kommunizieren. Die neuen Netzwerke werden mit festen Bodenstationen und viel größerer Sendeleistung kommunizieren.
Bis die Konstellationen 2020 aufgebaut werden, wird noch einige Zeit vergehen, aber dann könnte Satelliteninternet eine ganz neue Bedeutung erlangen.
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