Der eine oder andere stöhnt heute ganz zurecht unter der Wärme. Zurecht hauptsächlich deshalb, weil es in Deutschland nur selten so hohe Temperaturen gibt. Hierzulande ist es mit stöhnen und meckern durchaus getan. Nach ein paar Tagen ist das schlimmste fast immer überstanden. In anderen Ländern ist das nicht so. Dort ist die Hitze unerbittlich und kommt jedes Jahr aufs neue, für Monate. Dort musste man sich etwas einfallen lassen, und was dabei im alten Persien entstand, ist durchaus interessant. In den Wüsten der Subtropen wird es nicht nur heiß, es wird nachts auch kalt.
Eine Möglichkeit mit der Hitze am Tag umzugehen ist deswegen, das Haus am Tag möglichst gut auszukühlen. So ein Plan funktioniert natürlich nicht in einfachen Bretterbuden. Aber Lehmbauten mit dicken Wänden können durchaus mehr als einen Tag brauchen, bis sie sich aufgeheizt haben. Solche Häuser waren sehr beliebt in Persien, Arabien und Afrika.
Aber was bringt das? Man hätte ja nur eine Gnadenfrist, bis sich das Haus in einen unausstehlichen Ofen verwandelt hat. Man muss nicht nur dafür sorgen, dass das Haus lange braucht, bis es sich aufheizt, man muss auch dafür sorgen, dass es sich möglichst gut wieder abkühlt. Wenn es abends einen kühlen Wind gibt, der immer aus der gleichen Richtung kommt, dann könnte man auf dem Dach in dieser Richtung ein Loch öffnen. Der Wind bläst hinein und wenn in den unteren Stockwerken die Fenster offen sind, dann bläst er dort hinaus. Zwischendurch wärmt sich die Luft auf und kühlt das Haus bis zum nächsten Tag wieder aus.
Das funktioniert auch. Aber man wird bald die Nase voll davon haben, dass das Haus ständig voll mit Sand und Dreck ist. Denn die trägt der kühle Wind in den Steppen und Wüsten mit sich. Aber zum Glück gibt es da eine ganz einfach Alternative. Man macht das Loch auf der Windabgewandten Seite. Dann bläst kein Staub hinein, aber auch keine Luft. Das braucht sie auch nicht. Denn im Lee des Windes entsteht ein Unterdruck. Und der funktioniert ganz genauso gut. Die Luft kommt nur eben durch die Fenster der unteren Stockwerke hinein und oben wieder hinaus. Weil der Wind weiter über dem Erdboden stärker weht, kann man dafür auch einen Turm bauen. Das kann dann zum Beispiel so aussehen:
Wenn der Turm hoch genug ist, funktioniert das sogar ganz ohne Wind, durch den Kamineffekt. Warme Luft steigt durch den Turm auf, lässt kühlere Luft durch die Fenster hinein. Die Luft wärmt sich im Haus auf und steigt auf. Am Tag wird man freilich den Turm schließen.
Aber man kann die Sache noch weiter treiben. Man lässt die Luft durch einen wassergefüllten unterirdischen Kanal strömen, bevor sie ins Haus kommt. Dort kühlt sie sich durch die Verdunstung ab und strömt so kühl ins Haus. Ich hatte erst noch gedacht, dass die Luft dadurch stickig und feucht würde. Aber tatsächlich kann sich die Luft durch die Verdunstung bis unter 10 Grad abkühlen. Die Technik wurde deswegen auch immer für Kühlkammern zur Lagerung von Lebensmitteln gebraucht. Der absolute Feuchtigkeitsgehalt der Luft ist damit natürlich begrenzt. Der Taupunkt liegt immer höchstens auf dem Niveau der Lufttemperatur. Das ändert sich auch nicht, wenn die Temperatur später ansteigt. Taupunkte von 10 Grad und weniger, sind aber angenehm trocken. Ernsthaft schwül wird es erst bei Taupunkten um die 20 Grad. Das kann aber nur passieren, wenn die Luft nicht genug Zeit hat, um abzukühlen. Das merkt man schon daran, dass die Luft wärmer ist. In dem Fall muss man aber nur die Luftklappen etwas weiter schließen. Schon wird der Luftstrom kühler und trockener – aber auch deutlich weniger.
Ist die Kühlanlage zu klein, bleibt dann nur die Wahl zwischen trockener Hitze oder etwas kühlerer, aber schwüler Luft. Der Vorteil solcher Anlagen liegt auf der Hand: Sie sind simpel und brauchen weder Strom noch Treibstoff. Der Nachteil ist, dass man sie in die Architektur integrieren und überhaupt erst einmal bauen muss. Das wird mit Aluminium und ähnlichen Baustoffen zum Glück leichter, als mit getrockneten Lehmziegeln. Aber um Häuser mit dicken Wänden und viel Masse kommt man kaum umhin.
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