Das ist im Grunde eine merkwürdige Frage. Paranüsse werden seit Jahrhunderten in Südamerika gegessen und es gab mit ihnen keine Probleme. Abgesehen davon, dass die Bäume nicht nachwachsen, wenn man zu viele der Nüsse aufsammelt. Aber das ist ein lösbares Problem.
Nein, Paranüsse enthalten Radium. Wie man in der Untersuchung in diesem Paper lesen kann und nicht nur dort. Der Paranussbaum hat ein feines, weit verzweigten Wurzelsystem, das viele Stoffe aus dem Boden aufnehmen kann, die bei anderen Pflanzen eine wesentlich kleinere Rolle spielen. Einer dieser Stoffe reichert sich in den Nüssen des Baums an: Radium.
Radium gibt es nun in verschiedenen Isotopen und drei davon kommen in den Paranüssen vor. Am wenigsten kommt Radium-224 vor und das werde ich ignorieren, weil ich dafür keine guten Quellen gefunden habe. Bleiben noch zwei.
Radium-226 und Radium-228. Beide kommen je nach Herkunftsort im Durchschnitt mit jeweils etwas 20-30Bq pro Kilogramm vor. Nun habe ich vor kurzem die Frage beantwortet, ob man trotz des Cäsium-137 aus dem Unfall von Tschernobyl noch Wildschwein essen darf. Der Grenzwert von Cs-137 liegt bei 600Bq/kg, sonst muss das Fleisch entsorgt werden. Wieso sollte man also überhaupt fragen, ob Paranüsse verboten werden sollen?
30Bq ist doch viel weniger als 600Bq!
Man sollte fragen, weil Bq eine völlig sinnlose Einheit ist, um die gesundheitlichen Auswirkungen radioaktive Stoffe zu vergleichen. Die Zahl sagt nur, wieviele Atome pro Sekunde zerfallen. Sie sagt aber nichts darüber, was sie danach im Körper anrichten könnten. Und da gehört Cs-137 noch zu den relativ harmlosen Vertretern. Dazu können wir nochmal auf diese Tabelle aus dem letzten Artikel verweisen, die die effektive Dosis verschiedener Isotope auflistet, darunter auch Radium-226. Hier findet man auch noch den Wert für Radium-228. Fassen wir die Werte einmal zusammen:
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Cs-137 - 13 nSv/Bq
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Ra-226 - 280 nSv/Bq
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Ra-228 - 700 nSv/Bq
1Bq Radium-226 hat also 20 so starke Auswirkungen wie 1Bq Cs-137. Und Radium-228 ist sogar 50 mal so gefährlich.
Würde man an Paranüsse die gleichen Maßstäbe anlegen wie an Wildschweinbraten, müsste man sie sofort verbieten. Selbst die Nüsse aus Peru mit jeweils nur 18Bq pro kg Radium-226 und Radium-228 müsste man verbieten. Deren Radiumgehalt ist vergleichbar mit 1260 Bq/kg an Cs-137.
Von über 5000 genommenen Proben haben in den letzten 3 Jahren nicht einmal 30 Proben Wildschweinfleisch solche Cs-137 Werte erreicht, die dem Durchschnitt in Peru entsprechen. Und natürlich könnte man auch bei den Paranüssen Einzelproben untersuchen und noch sehr viel höhere Spitzenwerte finden.
Grund genug Paranüsse zu verbieten? Nein.
Dabei macht sich die EU tatsächlich sorgen um die gesundheitlichen Auswirkungen von Paranüssen. Die Konzentrationen von Aflatoxin in den Schalen der Nüsse sind höher als es die EU-Norm erlaubt, weshalb die Nüsse nicht mehr importiert werden dürfen. Sie dürfen jetzt nur noch geschält verkauft werden.
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