Gewonnen hat deswegen ein politischer Kuhhandel, die Ariane 5P. Die sollte nun zwei Feststoffbooster (aus Frankreich) mit 170 Tonnen Treibstoff haben und eine zentrale Stufe mit einem einzigen Vulcain Triebwerk. In allen Fällen wäre als dritte Stufe entweder Hermes selbst geflogen, oder für höhere Orbits eine kleine dritte Stufe mit dem HM-7B Triebwerk der Ariane 1-4 Raketen. Man musste nun also schon zwei völlig neue Triebwerke entwickeln und würde nicht mehr 9 Viking Triebwerke pro Flug brauchen, sondern ein Vulcain, zwei Booster und ein HM-7B. Ökonomisch ist das ein Disaster, denn derart kleine Stückzahlen bringen hohe Kosten mit sich. Die neue Rakete sollte beim Start 530 Tonnen wiegen und eine eine Nutzlast von 16 Tonnen haben um Hermes in den Orbit zu bringen. In den GTO hätte sie schätzungsweise 7 Tonnen gebracht und hätte damit immerhin noch tatsächlich die ideale Größe für Nachrichtensatelliten gehabt.
1984 war aber zwei Jahre vor der Explosion beim Start des Shuttles Challenger, 1986. Daraus lernte man, dass Hermes Schleudersitze haben sollte. (Denn die Feststoffraketen für die Rettung im Notfall waren zwischenzeitlich weggefallen.) Die verbrauchten aber einiges an Gewicht. Gleichzeitig wollte man aber die Fähigkeiten des Raumgleiters nicht zu sehr einschränken. Also wog Hermes am Ende 21 Tonnen und man brauchte eine noch größere Rakete um ihn zu starten. Aus den P170 Boostern wurden P240 Booster. Die zentrale Stufe wurde noch größer gebaut. Das Startgewicht stieg auf etwa 750 Tonnen und so entstand die neue Ariane 5.
Übrigens gab es auch noch den Plan für eine britsiche Raumkapsel. Die hätte Platz für 4-6 Menschen gehabt und 7 Tonnen gewogen. Leicht genug für den Start mit der einfachen Ariane 4. Ihre Entwicklung wurde eingestellt, schließlich hatte man ja Hermes!
Die Ariane 5 wurde für Hermes geplant und auch genau dafür gebaut. Nur Hermes, den gab es nicht mehr. Er wurde nämlich nicht nur immer größer, sondern auch immer teurer. Als die Entwicklungskosten 1992 auf ca. 12 Milliarden DM geschätzt wurden, gab man das Projekt auf. Es war zwar immernoch billig im Vergleich zum Shuttle. Aber dessen exorbitante Preise sind auch kein guter Maßstab.
An der Stelle sollte man noch einmal tief durchatmen. Denn was haben wir jetzt?
Wir haben einen Raumgleiter der immer größer und teurer wurde und schließlich nicht mehr existierte. Die Rakete die für ihn entwickelt wurde, ist ein politischer Kompromiss. Und auch sie musste zusammen mit dem Raumgleiter immer größer und immer teurer geworden. Sie musste aber noch viel teurer als andere Raketen werden, weil sie als bemannte Trägerrakete auch viel sicherer sein sollte. Die einzigen Nutzlasten die der Ariane 5 am Ende aber noch blieben waren Satelliten, hauptsächlich kommerzielle Nachrichtensatelliten die im Transferorbit (GTO) abgesetzt werden sollten.
Wenn es einen Weg gibt, eine Rakete möglichst teuer zu machen, dann so. Für den kommerziellen Markt ist das ein Disaster. Die Details, warum es am Anfang sogar noch schlimmer gekommen ist und sich die Ariane 5 trotzdem noch bis heute halten konnte, stehen dann im nächsten Artikel.
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