Es gibt Dinge, die besser werden, wenn sie nicht im Fernsehen laufen. Dazu gehört BattleBots. Auf Youtube kann man die praktisch immer ausgesucht dämliche Zwischenmoderation überspringen und gleich die wenigen Minuten der eigentlichen Kämpfe anschauen.

2015 gibt es wieder eine Ausgabe davon, zumindest auf ABC und in diversen Mitschnitten auf Youtube (einfach nach Sendungstitel und Ausstrahlungsjahr suchen). Und im Prinzip ist immernoch alles so wie Anfang der 2000er Jahre, was auch daran liegt, dass die Regeln weitgehend gleich geblieben sind. Um so erstaunlicher ist aber, dass man immernoch unterschiedliche Bots sieht.

Man könnte meinen, dass man inzwischen herausgefunden hat, wie das perfekte Modell aussieht. Und tatsächlich gab es eine kurze Zeit, in der es so aussah. Die keilförmigen “Wedge Bots” drohten alle Wettbewerbe zu dominieren, indem sie sich unter den Gegner schoben und sie entweder umwarfen oder in die Arenabegrenzung schoben. Die Kämpfe wurden langweilig, weil Wedge Bots ansonsten nichts taten, außer herum zu fahren. So weit ich weiß, wurde dem mit Regeln zum Mindestabstand über dem Boden und Mindestwinkeln der Chassis abgeholfen.

Es erschien für mich immer so, als gäbe es einen klaren Favoriten, der jeden Kampf dominieren muss. Und auch in der 2015er Saison sind einige davon dabei, die “horizontal spinners“. Damit sind Bots gemeint, die irgendeine Art von Gewicht haben, das auf hohe Drehzahl gebracht wird und bei der Kollision mit dem Gegner seine kinetische Energie auf den Gegner überträgt. Es sind die mit Abstand zerstörerischsten Waffen, die das Reglement zulässt.

Es gibt praktisch keine andere Möglichkeit, derartige Kräfte aufzubringen. Man muss dafür einem Gegenstand möglichst viel Bewegungsenergie verleihen. Energie bekommt ein Gegenstand, wenn man ihm entlang einer Strecke mit einer Kraft beschleunigt. Ein Gaszylinder hat vielleicht eine Strecke von 10 oder 20cm um einer Axt, einer Speerspitze, einem Hammer oder jeden anderen Gegenstand zu beschleunigen. Auf wirklich hohe Geschwindigkeiten kommt man so nicht. Denn frei fliegende, leichte Projektile sind nicht erlaubt. (Aus offensichtlichen Gründen – immerhin gibt es Publikum und die Sache findet nicht in einem Stahlbetonbunker statt!)

Gaszylinder sind aber gut darin, schwere Gegenstände auf niedrige Geschwindigkeiten zu beschleunigen. Namentlich: die anderen Bots. Diese Konzepte nennt man Flipper und sie kamen zusammen mit den Wedge Bots auf. Die Übergänge dazwischen sind eher fließend. Da das Gewicht der Bots begrenzt ist, können sie so prinzipiell jeden Bot umwerfen – entweder sie können damit umgehen, oder sie liegen hilflos auf dem Rücken und werden ausgezählt.

Das ist eine Möglichkeit, gegen die Spinner anzukommen. Man muss sie umwerfen, bevor sie den eigenen Bot zerstört haben. Das ist meistens leichter gesagt als getan. Denn die Kräfte der Klingen und Scheiben die dort eingesetzt werden, können fast alle Panzerplatten zerstören, verbiegen oder von den Halterungen lösen, die man noch innerhalb des Gewichtslimits benutzen kann. Die Energie dafür kommt daher, dass man einen Gegenstand auf einer Kreisbahn praktisch auf beliebig langer Strecke beschleunigen kann. Man kann also mit weniger Leistung wesentlich höhere Energie und höhere Kräfte erreichen.

Stellt sich immernoch die Frage, warum dominieren die Spinner nicht alle Veranstaltungen nach belieben? Weil es zu jeder Kraft auch eine Gegenkraft gibt. Wie gesagt, Projektile sind nicht erlaubt. Und so müssen die Lager und alle angeschlossenen Teile auch selbst die Kräfte wegstecken können, mit denen man gerade versucht den gegnerischen Bot zu zerschnetzeln.

In der 2015er Ausgabe wurde dabei die rotierende Klinge eines Bots in der Mitte, also an der Aufhängung, zerteilt. Die Antriebe sind im Verlauf des Turniers enormen Kräften durch den Einsatz der Waffen ausgesetzt und haben ernsthafte Probleme mit der Zuverlässigkeit. Zu guter letzt reichen die Kräfte teilweise auch aus, um die Bots selbst in der Arena herum zu werfen. Das gilt vor allem, wenn der rotierende Teil einen sehr großen Teil der Masse des Bots ausmacht. Eine mögliche Strategie im Kampf gegen Spinner ist deswegen, zusätzliche Panzerung anzubringen und zu versuchen sie sich selbst zerstören oder umwerfen zu lassen … und zu hoffen, dass vom eigenen Bot noch etwas übrig ist. Die Chancen dafür verbessern sich erheblich, wenn man die Panzerung nicht senkrecht, sondern in einem Winkel anbringt. Genau wie bei einem richtigen Panzer steht so mehr Material im Weg und kann so mehr Energie absorbieren.

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Kommentare (4)

  1. #1 dgbrt
    20. Juli 2015

    Da steuern erwachsene Menschen (nee… Männer) mit ihren Fernsteuerungen kleine Bots. Geil, eh.., das bots voll ab!!!

    Kennt eigentlich noch jemand die Musikgruppe BOTS? “Sieben Tage lang”. War ‘ne Combo aus den Niederlanden und haben wie Rudi Carrell ihr Glück in Deutschland gesucht und gefunden.

    Und der Suchbegriff “BOTS” bei der deutschen Wiki landet tatsächlich hier:
    https://de.wikipedia.org/wiki/Bots

  2. #2 Dr. Webbaer
    20. Juli 2015

    ‘Bots’ ist holländisch wie folgt zu verstehen:
    -> https://de.pons.com/%C3%BCbersetzung/niederl%C3%A4ndisch-deutsch/bot

    ‘Bots’ im gemeinten Sinne ist slawischen Ursprungs, hier skizziertt:
    -> https://www.etymonline.com/index.php?term=robot

    HTH
    Dr. W

    • #3 wasgeht
      20. Juli 2015

      Ja. Mit Arbeitern hat es heute wenig zu tun.

      Aber seit dem Bedeutungswandel zu selbsttätigen Maschinen, zu humanoiden Maschinen und schließlich zu allem was irgendwie Maschine ist und so aussieht als würde es sich selbst bewegen, kann auch größtenteils unfallfrei über Bots in diesem Sinne reden.

      Abgesehen davon sehe ich es wirlich nicht wegen des gehobenen linguistischen Niveaus, sondern weil es recht unterhaltsam ist.

  3. #4 Dr. Webbaer
    20. Juli 2015

    * skizziert

    Ansonsten, war natürlich ne “krasse Gruppe”, musikalisch, streng links und so, Herman van Veen hatte damit nichts zu tun.