Als die Ariane 5 endlich zum ersten mal flog, konnte sie 7 Tonnen in den GTO bringen. Das entsprach auch dem Planung in meinem letzten Artikel – allerdings bevor das Hermes von 15 Tonnen auf 21 Tonnen anstieg. Seither wurde die Ariane 5 Rakete um 40% schwerer nur die Nutzlast wurde es nicht.
Woran lag das?
Man musste bei der Oberstufe improvisieren, denn die neue Oberstufe für die Ariane 5, mit dem HM7B, war noch nicht fertig. Stattdessen nahm man erst einmal das Hydrazinbetriebene Aestus Triebwerk, das für Hermes entwickelt wurde. Damit setzt man die ineffizienteste Stufe auf die Spitze – dort wo sie den meisten Schaden in Sachen Nutzlast anrichtet. Die Nutzlast stieg auf 10 Tonnen, als man schließlich die “neue” Oberstufe mit dem alten Triebwerk fertig hatte. Gleichzeitig verwendete man auch verbesserte Booster und ein besseres Vulcain Triebwerk. Und gerade das Vulcain 2 sorgte dafür, dass die verbesserte Rakete bei ihrem Erstflug gesprengt werden musste – mit samt kommerzieller Fracht, denn Testflüge mit Ballast macht man bei der ESA nicht.
Die Steigerung von 7 auf 10 Tonnen war fast kostenlos. Aber das heißt wenig, bei einer derart überzüchteten Rakete. Denn Nachrichtensatelliten gibt es fast nur bis 6 Tonnen Gewicht. Um die Kosten einigermaßen in den Griff zu bekommen, muss man zwei Satelliten gleichzeitig starten. Was bei der Ariane 4 noch ein Beitrag zur Flexibilität war, wurde bei der Ariane 5 zum Klotz am Bein. Denn die Ariane 4 konnte man jederzeit in einer kleineren, etwas billigeren Variante fliegen lassen. Die Ariane 5 gibt es aber nur am Stück, wie sie ist. So wie sie ist hat sie einen Nutzlast von etwas mehr als 10 Tonnen und muss somit praktisch immer zusätzlich zu einem primären Satelliten 6 Tonnen wiegt einen sek zweiten finden. Der darf dann höchstens 3,5 Tonnen wiegen. Das schränkt nun wieder die Auswahl sehr ein und drückt die erreichbaren Preise.
Die Ariane 5 wäre ein völliger Fehlschlag gewesen, wenn ihr nicht fast alle Umstände in die Karten gespielt hätten. Denn die alte Ariane 4 hatte alle Konkurrenz vom Markt verdrängt und die russischen Zenit und Proton Raketen waren unzuverlässig. Wobei die 2 Fehlstarts und 2 falschen Orbits auch schon ein ernsthaftes Problem darstellten. Trotzdem musste bis heute jeder Start der Ariane 5 mit etwa 20 Millionen Euro subventioniert werden um die Konkurrenz weiter aus dem Markt fern zu halten. Denn natürlich hätte man Satelliten billiger starten können als die Ariane 5 und nicht nur um 20mio pro Flug billiger. Aber die Entwicklung einer neuen Rakete ist teuer und deswegen muss man auch eine ausreichende Profitmarge haben, wenn man eine neue Rakete auf den Markt bringt. Die Subvention war nun so kalkuliert, dass man sich lange Zeit gerade so neue Konkurrenz vom Hals halten konnte.
Da die Konkurrenz noch in weiter Ferne lag, hatte man auch keine Eile die Ariane 5 weiter zu verbessern. Eine bessere Oberstufe mit modernem, effizienterem, schubstärkeren, wiederstartbaren Triebwerk (Vinci) war geplant als ESC-B. Dann wurde sie wieder eingestellt und dann wieder neu aufgenommen als Ariane 5 “Midlife Evolution” (zusammen mit Kohlenstofffaser Werkstoffen für die Feststoffbooster) und dann schon wieder eingestellt. Man hätte damit die Nutzlast auf 12 Tonnen gesteigert. Man hätte zwei reguläre Nachrichtensatelliten der 6-Tonnen Klasse starten und die Satelliten dank Wiederstartbarkeit sogar in unterschiedliche Orbits bringen können. Aber niemand wollte die Kosten für die Entwicklung tragen. So dauerte die Entwicklung immer länger und wurde auch immer teurer, womit sie erst recht niemand tragen wollte. Und so behielt die ESA eine Rakete die in dem Umfeld in dem sie war, zusammen mit den Subventionen die sie bekam, gerade noch gut genug war.
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