SeaLaunch war lange Zeit ein Phänomen in der Raumfahrt. Entstanden ist es aus dem Zusammenschluss von privaten und staatlichen Firmen die alle einen Teil zu dem Projekt beitrugen. Ziel war es möglichst billig Nachrichtensatelliten für den geostationären Orbit zu starten.
Dieser Markt wird bestimmt von regulären Satelliten, die etwa 4-6 Tonnen wiegen. Dieses Gewicht hat sich als quasi-Standard etabliert, weil es viele Raketen erreichen können. Wenn eine Rakete ausfällt, kann man den Anbieter wechseln und trotzdem noch den Satelliten starten. Deswegen sollte man versuchen, den ganzen Bereich abdecken zu können.
Für SeaLaunch war die Rakete der Wahl die Zenit. Die Rakete wurde aus den Plänen für die Booster der Energia Rakete heraus entwickelt. Die Energia brachte das Sowjetische Shuttle “Buran” in den Orbit und hatte 4 Booster. Zusammen mit ein bis zwei weiteren Stufen wurde daraus eine respektable Rakete. Vom Weltraumbahnhof Baikonur aus konnte sie aber nur 3,5 Tonnen in den GTO bringen (den Übergangsorbit zum Geostationären Orbit). Zusammengebaut wurde die Zenit von Yuzhnoye in der Ukraine, aber die Triebwerke kamen aus Russland. Vor allem das RD-171 Triebwerk, das immernoch das stärkste Raketentriebwerk aller Zeiten ist. (Feststoffbooster sind Feuerwerkskörper, die zählen nicht. ;) )
Damit wissen wir, welche Rolle Russland und die Ukraine spielen. Aber wie soll die Rakete die schweren Satelliten in den Orbit bringen? Nun, die Zenit war durchaus in der Lage 6 Tonnen in den GTO zu bringen. Aber nur wenn man sie vom Äquator aus startet. Dort hilft der Erdrotation beim Start noch etwas mehr mit und die Rakete befindet sich nach dem Start auch sofort in der richtigen Bahnebene und muss die nicht erst noch korrigieren. Eine Kooperation mit der ESA zur Nutzung von Kourou stand aber damals auch noch nicht zur Diskussion.
Wenn man die Rakete nun nicht zu einem Weltraumbahnhof am Äquator bringen kann, dann kann man immernoch versuchen den Weltraumbahnhof zum Äquator zu bringen. Und das war der Plan von SeaLaunch. Man baute eine ausgediente Ölbohrplattform zur Startplattform um, die natürlich aus Norwegen kam. Fehlte nur noch jemand der die Umbauten vornimmt und zusätzlich Geld gibt. Das war Boeing und so hatte man auch die Amerikaner an Bord. Stationiert wurde die Startplattform und das Kommandoschiff an der kalifornischen Küste, von wo aus man die Plattform für jeden Start mitsamt Rakete zum Äquator zog.
Der Plan ging zunächst auf. Die Startpreise bewegten sich zumindest 2001 im Bereich von $85mio pro Start, als die Ariane 4 etwa $110mio kostete und nur 5 Tonnen Nutzlast bieten konnte. Bis heute hat SeaLaunch 36 Starts gehabt, aber es werden wohl keine mehr hinzu kommen. Ernsthaft ins Trudeln geriet die Firma vor 8 Jahren beim 24. Start. Der wurde unfreiwillig zum schlechtesten Werbevideo das jemals eine Firma gemacht hatte:
Für die Zukunft sollte man sich das unbedingt merken: Wenn eine Rakete explodiert, sollte man drauf halten und nicht die Übertragung abbrechen und das Firmenlogo Bildschirmfüllend einblenden.
Die Plattform wurde dabei natürlich ernsthaft beschädigt und die Firma geriet in finanzielle Schwierigkeiten. Letztlich wurde die Firma zu 95% von der russischen Energia übernommen und als Unternehmen in der Schweiz angemeldet. Das endgültige Aus kam dann in zwei Schritten mit einem weiteren Fehlstart im Jahr 2013 beim 35. Flug und dann letztes Jahr mit dem Ukraine Konflikt. Die Zenit als russisch-ukrainische Kooperation ist damit vorbei. Während Gerüchte herum geisterten, dass man die Plattform für die Benutzung mit der neuen Angara umbauen könnte, kamen nun ganz andere Nachrichten. Man verhandelt mit chinesischen Investoren, die wohl ebenso an der Technik interessiert wären.
Die Geschichte von SeaLaunch scheint damit jedenfalls besiegelt.
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