Wenn man Steinschleudern denkt, dann meistens nicht in ernsthaften Zusammenhängen, eher um damit Schabernack zu treiben. Und selbst in der Geschichte von David und Goliath ist die Steinschleuder eher eine Art Witz.  Mit so einem Spielzeug soll der kleine David also den großen Goliath getötet haben. Wäre es ein Speer gewesen oder Pfeil und Bogen, man hätte den kleinen David gleich viel ernster genommen. Aber eine Schleuder?

Tatsächlich ist das der völlig falsche Eindruck. Wir mögen bei antiken Armeen an Pfeil und Bogen denken, aber Schleudern waren auf den Schlachtfeldern weit verbreitet. Sie waren reguläre Kriegswaffen und äußerst tödlich – zumindest für jeden der ohne ein Schild in ihrer Reichweite gelangte. Natürlich waren sie nicht sehr genau. Aber in einer Zeit in der Armeen aus dichten Formationen bestanden, war Genauigkeit eine Sekundärtugend. Wenn Richtung und Entfernung ungefähr stimmen, wird man schon jemanden treffen.

Ganz abgesehen davon hängen Kraft und Genauigkeit der Schleuder von ihrer Länge ab. Um so länger die Schleuder, um so mehr Energie kann man in den Stein bringen. Um so kürzer die Schleuder, um so schneller kann man sie benutzen und um so zielgenauer wird sie. Dann funktioniert sie als Waffe aber nur noch auf kurze Distanz. Für die Schleuderer selbst war das wohl ein etwas kleineres Problem, als für ihre Gegner. Schleuderer waren nur sehr leicht bewaffnet und nicht hoch angesehen, aber dafür schnell zu Fuß.

Die Schleuder konnte man aber noch wesentlich effektiver gestalten, wenn man keine Steine benutzt. Aus Ton gebrannte Schleuderkugeln konnten wesentlich aerodynamischer sein und weiter fliegen. Noch besser waren aber Kugeln aus Blei.

Dazu sollte man sich vor Augen halten, dass Steine zwar als schwer gelten, aber im allgemeinen nicht mehr als 2-3g/cm³ wiegen. Blei hat eine Dichte von 13g/cm³. Blei kann man nicht nur gießen und damit jede Form geben, die man will. Die Geschosse sind auch kompakter und haben eine besseren ballistischen Koeffizienten. Das gilt sowohl für den Flug, als auch für den Treffer. Eine Kugel die leichter durch die Luft fliegt, dringt auch leichter in den Körper des Gegners ein. Ja richtig. Auch in der Antike war die Luft manchmal bleihaltig und genauso wie in späteren Zeiten war es eine gute Idee in solchen Fällen die Beine in die Hand zu nehmen und den Kopf unten zu halten.

Die Wirkung solche Kugeln, die man aus archeologischen Grabungen kennt, kann man auch heute noch nachvollziehen. Wie es hier zum Beispiel gemacht wurde:

Und wem das zu flapsig amerikanisch war, dem lege ich dringend den folgenden Briten ans Herz. Der hat auch einiges zum Thema geschrieben und noch mehr Videos zu dem Thema gemacht, die man auf der Youtube Seite findet:

Kommentare (3)

  1. #1 bazille
    Wien
    27. Juli 2015

    Antike Waffentechnik ist sehr faszinierend. Da ich kein Historiker bin ist mir diese Waffe erst kürzlich untergekommen
    https://de.wikipedia.org/wiki/Plumbata
    Ist fast so etwas wie eine Weiterentwicklung des Bleigewichts

  2. #2 BreitSide
    27. Juli 2015

    Ich hatte früher immer nur eine Zwille (mit Gummi) für eine Schleuder gehalten. Vielleicht auch gut so…;-)))

  3. #3 Silvio
    Bergen
    10. April 2017

    Das mit der Genauigkeit stimmt nicht so ganz. Achja auch die Wirkung einer kurzen Schleuder ist absolut tödlich. https://m.youtube.com/watch?v=_qhIhWGEcnc