In der Geschichte teilt man die Antike gern nach den Materialien ein, die zur jeweiligen Zeit benutzt wurden. Nach der Steinzeit kamen die Bronze- und die Eisenzeit. Dabei hat die Bronze einen ziemlich schlechten Ruf als ein weiches unnützes Material bekommen, weil Bronze von Eisen abgelöst wurde.

Dabei war Bronze über Jahrtausende das Material der Wahl für Schwerter und andere Waffen. Völlig dumm werden die Leute nicht gewesen sein, die sich den Aufwand an getan haben solche Waffen zu bauen. Stellt sich die Frage: Was konnten solche Schwerter? Glücklicherweise gibt es heute noch Menschen, die historische Waffen nachbauen und manchmal auch aus Bronze. Deswegen kann man diese Frage ganz gut beantworten:

Eins sollte klar sein: Es gab Rasiermesser und Skalpelle aus Bronze. Man kann aus Bronze äußerst scharfe Klingen machen, die weit mehr als nur Haut und Fleisch durchschneiden können. Bronze wurde auch in Äxten und Meißeln benutzt, so furchtbar weich kann sie also nicht sein. Wie man auch in dem Video sieht, hängt das vor allem von der Behandlung der Bronze ab. Nach dem Guss ist sie deutlich weicher, als der Bearbeitung durch Hämmern und Biegen. Das stört die Strukturen im Metall, die es normalerweise weich machen. Erst durch die Störstellen entsteht eine gewisse Festigkeit, vorausgesetzt man übertreibt es nicht. Wenn man das Metall zu stark beansprucht, bricht es. Was jeder kennt, der schon einmal eine Büroklammer durch hin- und herbiegen zerbrochen hat.

Weich ist Bronze nur im Vergleich zu Stahl. Das wird in dem Abschnitt später im Video klar. Auch wenn die Schläge schon aus Sicherheitsgründen nicht mit voller Kraft durchgeführt wurden, wurde die Bronzeklinge stark beschädigt. Man kann aber nicht davon ausgehen, dass das repräsentativ ist für ein Zusammentreffen von Armeen die mit Bronzeschwertern und den ersten Eisenschwerten ausgerüstet waren. Das Eisen war damals noch deutlich weicher als moderner Stahl. Man kann also nicht davon ausgehen, dass eine solche Armee nur wegen der Eisenwaffen einen Durchmarsch gegen eine gut gerüstete Armee mit Bronzewaffen gemacht hätte.

Wahrscheinlich hätte die Armee mit den Eisenwaffen aus einem anderen Grund gewonnen. Sie hätten mehr Leute mit mehr Waffen gehabt. Denn das ist der eigentliche Vorteil von Eisen gegenüber Bronze. Eisenerze gibt es fast überall. Eisen ist nach Sauerstoff, Aluminium und Silizium das vierthäufigste Element in der Erdkruste. Kupfer kommt erst auf Platz 26 und das ebenso nötige Zinn auf Platz 49, nur zwei Plätze über Uran auf der 51. (Wobei die Reihenfolge dort Zufall ist. Die Messungenauigkeit ist zu groß um dort noch die genaue Reihenfolge festlegen zu können.)

Anders ausgedrückt: Eisen ist etwa 700 mal so häufig wie Kupfer und 20.000 mal so häufig wie Zinn!

Aber anders als Eisen kommt Kupfer auf der Erde “gediegen” also als reines Metall in der freien Natur vor. Man kann es nehmen und sofort schmieden. Außerdem sind Kupfer- und Zinnerze farblich recht auffällig und lassen sich bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen verarbeiten. Deswegen hat man die Verarbeitung von Bronze fast zwangsläufig vor der Verarbeitung von Eisen entdeckt.

Am Anfang ist die leichte Verarbeitung der wichtigste Faktor für die Produktion. Deswegen waren die erste Metalle Gold, Silber und Kupfer. Sie kommen direkt als Metall in der Natur vor. Auch Quecksilber wird man schnell entdeckt haben, weil Zinnober (Quecksilberoxid) auffällig rot ist und schon bei recht niedrigen Temperaturen zu Sauerstoff und Quecksilber zerfällt.

Irgendwann entdeckte man dann wohl im Feuer Steine, aus denen Metalle heraus flossen. Kupfer, Zinn, Zink und Blei wurden relativ schnell entdeckt. Es waren (neben Quecksilber) die ersten Metalle, die aus Erzen gewonnen wurden. Das waren die bekannten Metalle der Bronzezeit. Bis zur Neuzeit kam nur noch Eisen hinzu.

Aber eines ist auffällig. Sobald die Schwierigkeiten der Gewinnung eines Metalls geklärt sind, kommt es nur noch auf die vorhandenen Mengen an. Am Anfang sind die Metalle die wichtigsten, die sich am leichtesten gewinnen lassen und am Ende sind es die, die es am häufigsten gibt.

1 / 2 / Auf einer Seite lesen

Kommentare (19)

  1. #1 BreitSide
    Beim Deich
    1. September 2015

    …und jetzt ist Aluminium gaaanz gefährlich… :roll:

    Ansonsten: Sehr interessante Abhandlung, ein veritabler Galopp durch die Jahrtausende.

    Das mit Bronze gegen Eisen hab ich im Kopf von den Hethitern gegen Ägypten. Da hieß es erst, die hethitischen Eisenschwerter seien so furchterregend überlegen gewesen, dann hätten die Ägypter aber ganz schnell alles abgekupfert(!).

    Von einem Eso hab ich mal gehört, die Menschen seien erst richtig Menschen geworden, als sie das Eisen entdeckt hätten. Jedenfalls in Afrika…

    Aus berufenerem Munde hieß es, erst die Verarbeiter von Eisen, also die Schmiede, hätten diese besondere Position eingenommen, die sie dann lange hatten, Bronzeschmiede(?) seien nie so was Herausgehobenes gewesen. Muss ihn bei Gelegenheit mal wieder fragen.

    • #2 wasgeht
      1. September 2015

      Wenn man sich anschaut, mit was für irrsinnigen Aufwand die Herstellung vno Eisen damals betrieben werden musste, ist das alle auch nachvollziehbar. (Allerdings war der Aufwand der Herstellung immernoch kleiner als der Aufwand an Kupfer und Zinn heran zukommen.)

  2. #3 myotis
    1. September 2015

    @wasgeht Man war ja nicht auf Zinn festgelegt es gab ja auch noch Bleibronze.
    @BreitSide “. Da hieß es erst, die hethitischen Eisenschwerter seien so furchterregend überlegen gewesen, dann hätten die Ägypter aber ganz schnell alles abgekupfert(!).”
    Das waren aber die Streitwargen nicht die Schwerter.
    zunächst war auch die Hethitern auf meteorisches Eisen angewiesen und hatten ein Eisernen Thron weil das teurer als Gold war.
    Die Schwerter kamen mit dem Untergang des Großreiches auf.

  3. #4 MartinB
    1. September 2015

    “Sobald die Schwierigkeiten der Gewinnung eines Metalls geklärt sind, kommt es nur noch auf die vorhandenen Mengen an.”
    Dem kann ich so als Materialwissenschaftler nicht ganz zustimmen.
    Es istnicht nur die Häufigkeit des Eisens, sondern auch die Tatsache, dass Eisen wegen der beiden möglichen Phasen (Austenit/Ferrit) eine Vielzahl von Mikrostrukturen erlaubt (Perlit, Martensit, Bainit usw., von den modernen dual-phase, TRIP- und TWIP-Stählen gar nicht zu reden).
    Härten und Anlassen, bei denen Kohlenstoff in der Ferritphase in eigentlich zu großer Menge zwangsgelöst wird, erlauben, die Festigkeit und Duktilität von Eisen/Stahl sehr genau einzustellen und durch Mischen zweier Stahlsorten Klingen herzustellen, die einerseits an der Oberfläche sehr hart waren und trotzdem nicht spröde brachen – und das konnte man schon im Mittelalter (Damaszener-Klingen) oder auch im historischen Japan (Tamahagane-Stahl). Auch wenn man früher über die Möglichkeit zur Gewinnung von Aluminium verfügt hätte, hätte man deshalb vermutlich keine Alu-Schwerter gebaut. (Titanschwerter wären allerdings ganz was anderes…)

    • #5 wasgeht
      1. September 2015

      Ja, da hab ich in der Tropenhitze etwas nachlässig formuliert. Es ging mir vor allem um den Übergang, also die früheste Zeit der Eisennutzung. Damals war das schlichte Vorhandensein eines einigermaßen brauchbaren Metalls, das man nicht über hunderte oder tausende Kilometer von Handelswegen erwerben musste schon eine Revolution an sich.

      Zwischen dieser Zeit und den Damaszenerklingen lagen so in etwa zweitausend Jahre. Das war viel Zeit für die Perfektionierung. In der Anfangszeit hat die aber wohl noch keine Rolle gespielt.

      Beim Aluminium ging es mir auch eher um die Schwierigkeit der Metallgewinnung, als um die Eignung als Schwert. Zu der Zeit spielte das ohnehin keine Rolle mehr.

  4. #6 demolog
    1. September 2015

    Dann war das (Meteorit)Eisenschwert nördlich der Alpen damals zu Römerzeiten also eher eine ästhetische Mode, weil es grob nur einen Seltenheitswert hatte und ein Angebermetall gewesen war, das in Schlachten keinen Vorteil gegenüber dem Standartschwert ergab?

    Und wo wurden die ersten Stähle geschmiedet: In Europa oder in Japan?

  5. #8 MartinB
    1. September 2015

    @demolog
    Soweit ich weiß, waren Eisenschwerter aus Meteoriten herkömmlichen Bronzeschwertern (und auch anderweitig hergestellten Eisenschwertern) durchaus überlegen, so steht es auch im Buch “Stuff matters”, wenn ich mich recht entsinne.

    • #9 BreitSide
      Beim Deich
      1. September 2015

      Das ist ja auch Grund für den Glauben an den “Chiemgau-Meteoriten”: Die überlegenen Keltenschwerter aus dem “Himmel, der ihnen auf den Kopf fiel”.

  6. #10 schorsch
    1. September 2015

    Warum Bronze Schwert, aber Rasiermesser?

    Ein derart gräßlich verstümmeltes Deutsch ausgerechnet in der Überschrift nimmt von vorneherein die ganze Lust auf den Artikel.

  7. #11 Turi
    1. September 2015

    Also wenn ich die Wahl zwischen einem Titanschwert und einem Stahlschwert habe, würde ich jedes mal das Stahlschwert wählen. Es ist zwar schwerer, aber das ist bei einer gute balancierten Waffe kein all zu großer Nachteil, da mehr Gewicht ja auch mehr Moment bedeutet. Und dafür ist das Stahlschwert deutlich härter als das Titanschwert.

  8. #12 Trottelreiner
    2. September 2015

    @Breitside:
    Naja, auch Bronzeschmiede müssen ihr Handwerk beherrschen, wie im Artikel schon angeführt ist das Härten das Problem. Zuwenig, sie ist zu weich, zu viel, das Scgert bricht.

    Ansonsten gibt es Überlegungen, daß´das Hinken und die Mißbildungen diverser Schmiedegötter auf Nerverschäden bei der Verarbeitung von Arsenbronzen zurückgingen. Und die sind recht früh in der Bronzezeit.

    • #13 BreitSide
      Beim Deich
      2. September 2015

      Schon klar, auch mit Bronze war das kein Ponyschlecken.

      Frank hatte ja schön geschildert, dass die Eisenverarbeitung wesentlich aufwendiger ist als die von Bronze. Könnte ja sein, dass die Schmiede deswegen mehr Distanz zum Rest ihres Dorfes halten sollten/mussten.

      Das mit dem Hinken hätte ich eher auf Arbeitsunfälle zurückgeführt. Ist ja nicht ganz ungefährlich.

  9. #14 Trottelreiner
    2. September 2015

    @BreitSide:
    Kann schon sein, ich meine mich allerdings wage an irgendwelche Theorien über besondere metallverarbeitende Schichten bei den frühen Indoiraniern zu erinnern, nur scheint die räumliche Verteilung bei den üblichen Verdächtigen eher gegen eine Abschottung zu sprechen:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Sintashta-Kultur#Metallherstellung

    Wobei da recht viel Eso-Kram jeder Richtung herumschwirrt, aber wenn man nach “swastika city” sucht…

    Ansonsten, zu lahmen Göttern:

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/9382134

    • #15 BreitSide
      Beim Deich
      2. September 2015

      Danke, sehr interessant. Hephaistos in pubmed, hätte ich nie gedacht :-D

      Und von Sintashta hatte ich irgendwie noch nie was gehört. Again what learned.

      Jaja, bei “Swastika” gehe ich auch immer gleich auf Habacht…

  10. #16 Trottelreiner
    2. September 2015

    Ähm, noch ein Nachtrag, vor einiger Zeit ging ein anderer Fundort dieser Kultur durch die Presse:

    https://de.wikipedia.org/wiki/Arkaim

    Aus irgendwelchen Gründen wurde dann eben der oben genannte Begriff (“Hakenkreuzstadt”) populär und vergiftete meine Google-Suche mit dem üblichen braunen, violetten und wasauchimmer Gedöns…

  11. #17 Trottelreiner
    2. September 2015

    Und zu Hephaistos, eigentlich sollte es dieser Artikel sein:

    https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/10076885

    Wenn man vorm Einschlafen erst mal duschen muß…

  12. #18 ImNetz
    2. September 2015

    Aktuelle Forschung zu ArsenBronze

    https://arsenicloss.com/2015/07/05/lame-smiths/

    • #19 BreitSide
      Beim Deich
      2. September 2015

      Ha, die Marsh´sche Probe! Mit der hat ein Nachbar beim BKF-Praktikum fast das Labor zerlegt :lol:

      Im Ernst, sehr interessant die ganzen vielen Schmiede mit Hinkebein oder Klumpfuß. Ödipus war ja offensichtlich keiner, trotz Klumpfuß…