El Hierro ist eine kleine tropische Insel, die zweitkleinste bewohnte Kanareninsel nach Graciosa. Die Bevölkerung von 10.000 Menschen verteilt sich auf 276km² und lebt von Fischerei und Tourismus.
Ich kenne die Vulkaninsel erst seit 2011, als sie wieder aktiv wurde. Vor der südlichen Küste kam es zu einem Vulkanausbruch, der unter anderen Umständen spektakulär gewesen wäre. Der Ausbruch war wohl größer als der des Eyjafjallajökull, aber er begann 200m unter der Meeresoberfläche und kam nie darüber. Statt mächtiger Eruptionswolken gab es ein großes, stinkendes Blubberbad und einen Unterwasserkegel, der während des Ausbruchs scherzhaft auf den Namen “Bob” getauft wurde.
Der Name El Hierro war mir danach jedenfalls ein Begriff. Wenn gerade kein Vulkan ausbricht, ist die Insel für ihr Energieversorgungsprojekt bekannt. Denn lange Zeit wurde Strom hauptsächlich in Dieselaggregaten auf der Insel erzeugt, die dazu regelmäßig mit dem teuren Treibstoff versorgt werden müssen.
Um solche Probleme zu lösen, greifen inzwischen kleine Inseln auf der ganzen Welt zu ganz ähnlichen Mitteln. Man bittet bei der nächstbesten größeren Organisation oder Nation um Geld für ein Modellprojekt. Die Insel bekommt Strom, die Verkäufer der Anlagen bekommen Geld und die Geldgeber das Prestige.
El Hierro bietet sich dabei wirklich an. Die Insel ist sehr dünn besiedelt und hat keine energieintensive Industrie. Deutschland müsste 70mio Einwohner weniger haben, um die gleiche Einwohnerdichte zu haben. Sie ist weit im Süden, nur etwas nördlich des Wendekreises, und bekommt damit sehr viel Sonne. Zusätzlich herrschen auf El Hierro wie auf den meisten Inseln auch sehr gute Windverhältnisse und als Vulkaninsel hat sie auch einige hoch gelegene Orte für Pumpspeicherkraftwerke zu bieten, noch dazu in der praktischen Kraterform. Die 650m Höhenunterschied bringen die 150.000 Kubikmeter Wasser etwa 1,9 MWh Speicherkapazität. (Die Effizienz beträgt nur 70%.)
Das reicht nicht im Ansatz um die Insel während einer Windflaute zu versorgen, weshalb man auch weiterhin die Dieselgeneratoren brauchen wird. Selbst in dem äußerst optimistischen Bericht wird eine 100%ige Versorgung als Utopie bezeichnet. Was die Berichterstattung nicht davon abhält von 100% zu schreiben.
Den Berechnungen nach zu urteilen (Tabelle 1), kostet der Betrieb der Pumpspeicher nichts. In der Vorher/Nachher Berechnung ist für 2011 und 2015 auch der gleiche Treibstoffpreis angesetzt, obwohl die Ölpreise 2011 mehr als doppelt so hoch wie 2015 waren. Die geplante Amortisierung der Anlagen sollte man da zumindest in Frage stellen. Anstatt einen langjährigen Durchschnitt zu der Energiekosten zu Grunde zu legen, nimmt man ausgerechnet das Jahr mit den höchsten Energiekosten aller Zeiten als Vergleich.
Glaubwürdig ist das nicht. Von den 82 Millionen Euro für den Bau stammen allein 35 Millionen aus staatlichen Subventionen. Das Projekt gehört zu 60% der lokalen Regierung, die der Bevölkerung in 20 Jahren Rechenschaft schuldig sein wird, ob es sich gelohnt hat oder nicht. In Anbetracht der Rechentricks die dafür jetzt schon aufgefahren werden, könnte das zu schwierigen Unterhaltungen führen.
El Hierro gilt heute als Musterbeispiel für die Entwicklung erneuerbarer Energien.
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