Auch mir passiert es immer wieder, dass ich vergesse mir die entscheidenden Fragen zu stellen, oder zumindest hartnäckig genug nach den Ursachen für Unstimmigkeiten zu suchen. Das ist mir bei dem Artikel über die Helicon Triebwerke passiert. Aufgefallen ist es mir erst, als ich heute den Artikel zum VASIMR Triebwerk schreiben wollte.

Ein Vasimr Triebwerk ist nichts anderes als ein Helicon, an dem noch ein weiteres Teil dran gehangen wird. (Details gibt es dann im Artikel). Fragt sich nur: Wieso? Wenn das Helicon allein schon ein gutes Triebwerk abgibt, wieso hängt man dann noch ein Teil dran?

Auf der Suche nach der Antwort auf diese Frage fiel mir dann endlich auf, dass bei dem was ich über die Helicontriebwerke gelesen habe, eine große Lücke klafft. Ich hatte mich so sehr darauf konzentriert zu suchen was ein Helicon ist und wie es funktioniert, dass ich nie geschaut habe, wie gut die bisher gebauten Triebwerke als ganzes funktionieren. Ein böser Klops, der mir da durch die Lappen ging.

Es stellt sich heraus, dass so ein Helicon tatsächlich sehr effizient darin ist, elektrische Energie in die Ionisierung von Gas zu stecken. Aber es ionisiert nur etwa ein Drittel des Gases. Dazu kommt noch, dass das Helicontriebwerk auf die Ausbildung einer elektrisch geladenen Doppelschicht angewiesen ist – die kann sich natürlich nur mit geladenen (ionisierten) Teilchen ausbilden … und natürlich auch nur geladene Teilchen beschleunigen. Die elektrische Effizienz zumindest eines der Prototypen lag dann bei unter 1%. Bei einem anderen Modell von 2011 ermittelte man eine maximale Effizienz von 1,37%. Man fragt sich ernsthaft, wie dann die Realität hinter dieser Pressemeldung von 2006 aussah.

Um daraus ein brauchbares Triebwerk zu bauen, muss man einen Trick finden, mit dem die Helicons einen größeren Anteil der Teilchen ionisieren können. Man glaubt, dass man das mit größerer Leistung schaffen kann, aber bisher hat noch niemand ein derartiges Triebwerk gebaut. (Zumindest keins von dem ich gelesen hätte.)

Zur Zeit sind die Triebwerke zwar ein sehr elegantes Konzept, aber nicht brauchbar. Und da kommt dann das Vasimr Triebwerk ins Spiel, über das ich eigentlich schreiben wollte.

Für mich ist das wieder einmal eine Ermahnung, dass man wirklich hinter allem die veröffentlichten Paper lesen muss. Kaum ist man dort nicht gründlich dabei, stolpert man in die nächstbeste Falle. Das Problem sind dabei übrigens nicht die Fehler wie dieser hier. Das Problem sind die Fehler, die man selbst nicht findet.

Kommentare (3)

  1. #1 dgbrt
    12. September 2015

    Fehler, die man nicht selbst findet sind eigentlich nicht schlimm. Entweder andere finden das oder man stolpert dann doch noch darüber.

    Zum Status der VASIMR-Entwicklung sind die Quellen sehr dürftig. Die ISS ist jedenfalls seit März 2015 kein Thema mehr.

    Also warte ich den Artikel hier mit Spannung ab.

  2. #2 zwerg
    13. September 2015

    ot,

    1. es gibt mittlerweiele inen Mangel an geeignetem Sand für die Bauindsutrie. Der reichlich vorhandene Wüstensand ist rund geschliffen und taugt nicht für stabilen Beton. Frage: jemand hat einen provisorischen 3D-Drucker gebaut, der mit Hilfe von Sonnenlicht Sand schmilzt. Damit kann man dann ein Haus bauen. Frage, wie sieht es mit der Stabilität aus, geschmolzener Sand vs. Beton?

    2. die Kostenbilanz wenn man Wasser spaltet mit Sonnenlicht zur Wasserstoffproduktion? Bei einer sehr hohen Temperatur zerfällt so ein h2o Molekül. (Da es diese Technologie nicht gibt, gehe ich davon aus, es lohnt nicht. ) Das entstehende Wasserstoff und Sauerstoffgas hätte eine sehr hohe Temperatur, die man logischerweise nutzen würde um das frische Wasser vorzuerhitzen. Somit könnte es doch hinhauen.