Wenn man an Erdbeben in den USA denkt, dann denkt man fast immer nur an Kalifornien. Dabei ist der Westen der USA nicht der einzige Ort, an dem es in den USA zu starken Erdbeben kommen kann. Mitten im Herzen der USA, direkt am Mississippi, gab es vor etwas mehr als 200 Jahren Erdbeben, die denen in Kalifornien in fast nichts nachstanden.
Vom Dezember 1811 bis Februar 1812 gab es vier Erdbeben, die alle deutlich stärker als Magnitude 7 waren. Wie stark genau lässt sich nicht sagen. Moderne Seismographen gab es erst am Ende des Jahrhunderts. Der genaue Mechanismus, wie die Erdbeben entstanden sind, ist immernoch nicht geklärt, was Vorhersagen oder auch nur eine gute Charakterisierung der Erdbebenaktivität um so schwerer macht. Anders als in den meisten Erdbebenzonen stoßen hier nicht zwei Kontinentale Platten aufeinander. Man ist in der Mitte einer Platte und kann nur Vermutungen anstellen, wie genau die Spannungen zustanden kommen, die zu den Erschütterungen führen.
Die waren 1812 jedenfalls stark genug um den Mississippi für einige Zeit in umgekehrte Richtung fließen und einen neuen See entstehen zu lassen. Die Erdbeben waren wohl deutlich stärker als das Erdbeben von Kobe, das 1994 zu über 6000 Toten und katastrophalen Zerstörungen in Japan führte.
Trotzdem schafft es New Madrid kaum ins kulturelle Gedächtnis. Das liegt hauptsächlich daran, dass es eine Kultur braucht um etwas ins kulturelle Gedächtnis zu befördern. Die Gegend westlich des Mississippi wurde aber erst 8 Jahre zuvor von Frankreich gekauft und war noch äußerst dünn besiedelt. Es ist das genaue Gegenteil des Erdbebens von San Francisco 1906, das damals eine dicht besiedelte und überraschend moderne Stadt war (4 Tage vor dem Erdbeben):
Bis auf ein schwächeres Erdbeben, das 1895 in Charleston eine Reihe von Gebäuden beschädigte, blieb die Gegend der Erdbebenzone von New Madrid seit dem ruhig. Gleichzeitig gibt es inzwischen sehr viel mehr Einwohner als noch im 19. Jahrhundert, aber keine vergleichbare gute Vorbereitung auf ein neues Erdbeben wie man es von Kalifornien kennt. So ist zu erwarten, dass eines Tages ein weiteres Erdbeben die Gegend ohne Vorbereitung treffen wird, obwohl die technischen Möglichkeiten dafür längst vorhanden wären.
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