Ich bin kein Mediziner. Es ist gut möglich, dass ich hier einem Fehler aufsitze und die falsch-positiven Resultate doch keine Rolle spielen. In dem Fall ist das Fehlen jeder Fehlerbetrachtung dennoch auffällig und es ist nicht die einzige Auffälligkeit.
Vergleich mit Tschernobyl
Eine weitere Auswertung der Daten von anderen Wissenschaftlern brachte folgende Ergebnisse:
Compared to rates before the Fukushima power plant disaster, average tumor size was significantly smaller (4.1 cm vs 1.4 cm) for children and adolescents, and the male-to-female patient ratio was lower (1:4.3 vs 1:1.8), Dr. Suzuki noted. Thyroid cancer patients’ average age at surgery was also older among the post–Fukushima disaster patients (age 17.4 years vs 11.9 years).
Die eigentliche Bedeutung dieser Zahlen wird in dem Artikel nicht genannt. Bei der ersten Zahl ist die Implikation noch recht offensichtlich. Vor 2011 waren die Tumore, die bei Kindern und Jugendlichen operiert wurden typischerweise 4,1 cm groß. Nach 2011 waren sie nur noch 1,4cm groß. Das heißt, dass sie früher etwa 25 mal so schwer waren. (Sie sind ja nicht nur knapp 3 mal so lang, sondern auch 3mal so breit und 3mal so hoch.)
Gleichzeitig hatten die Patienten zur Zeit der Operation ein viel höheres Alter. Anstatt knapp 12 Jahre alter Kinder, waren die typischen Patienten im OP im Schnitt 17,4 Jahre alte, fast ausgewachsene Jugendliche. Man fand also viel kleinere Tumore, in wesentlich größeren Körpern.
Warum Dr. Suzuki diese Zahlen zusammen nennt, ist mir aber erst klar geworden, als ich irgendwann nach dem Geschlechterverhältnis suchte. Wie gesagt. Ich bin kein Mediziner und ich war mir der Bedeutung dieser Zahlen nicht bewusst und habe sie erstmal ignoriert. Aber schließlich hat jeder Mensch, egal ob Mann oder Frau, eine Schilddrüse. Wieso sind die Verhältnisse also unterschiedlich und was bedeutet es, dass sie sich angeglichen haben?
Die Antwort findet sich hier im International Journal of Epidemiology in einer Studie aus dem Jahr 2004.
Results Age-adjusted thyroid cancer incidence rates (adjusted to the WHO 2000 world population) have increased between 1970 and 2001 from 0.4 per 100 000 to 3.5 per 100 000 among males (+775%) and from 0.8 per 100 000 to 16.2 per 100 000 among females (+1925%). The relative increase among males (+1020%) and females (+3286%) in ‘high exposure’ areas exceeded increases among males (+571%) and females (+250%) in ‘lower exposure’ areas of Belarus. Dramatic increases in thyroid cancer incidence rate ratios were noted among both males and females and in all age groups. The highest incidence rate ratios were observed among people from ‘higher exposure’ areas ages 0–14 yr at time of diagnosis.
Die Zahl der Fälle von Schilddrüsenkrebs stieg nach dem Unfall von Tschernobyl bei Mädchen noch viel stärker als bei Jungen. Die Verhältnisse strebten also noch weiter auseinander. In Fukushima hingegen gleichen sie sich an. Es ist also der genau das Gegenteil des Effekts, den man von radioaktivem Iod erwarten würde. Das gleiche Berichten auch andere Studien, ebenso wie von einer besonderen Anfälligkeit sehr junger Kinder. Aber auch hier stellt man in Fukushima das genaue Gegenteil fest. Das Durchschnittsalter der betroffenen Kinder hätte drei Jahre nach dem Unfall sinken müssen (die Daten stammen von 2014), aber stattdessen stieg es um über 5 Jahre.
Dazu kommt noch das Fehlen eines statistisch signifikanten Zusammenhangs zwischen der Zahl der Krebsfälle und der Strahlenexposition in der Provinz Fukushima. Und damit meine ich tatsächliche statistische Signifikanz und keine Ausreden, wie man sie von Wissenschaftlern zu hunderten kennt.
In Anbetracht solcher Widersprüche sollte man sich die ernsthafte Frage stellen, ob dort wirklich krankhafte Tumore operiert werden. Viele Fehler braucht es dafür nicht. Selbst die nun 30-fach erhöhte Zahl von Schilddrüsenkrebsdiagnosen läuft auf eine Häufigkeit von etwa einem Fall von 2000 Menschen hinaus. (Wobei das 95% Konfidenzintervall wegen der geringen Fallzahlen zwischen 1 von 1000 und 1 von 3000 liegt.) Der Unterschied ist nur, dass hunderttausende Menschen untersucht werden. Aus der Zahl der Todesfälle nach der Behandlung wird man bei Schilddrüsenkrebs übrigens auch kaum Schlüsse ziehen können. Bei dieser Krebsart liegt die Zahl der Todesfälle unter 1%, wenn sich der Tumor nicht ausgebreitet hat. Eine notwendige Behandlung unterscheidet sich im Ergebnis also kaum nachweisbar von einer überflüssigen Behandlung, gerade weil sie im Ernstfall so erfolgreich sind.
Kommentare (46)