Seit dieser Zeit ist die Eröffnungstheorie jedenfalls bei professionellen Spielern eine ewige Aneinanderreihung von “wenn ich das spiele, spielt der Gegner hier, also spiele ich lieber dort, damit er nicht da spielt ….”, die immer wieder durch diverse Moden verschiedener Spielweisen geht und über die Jahre zu einer großen Vielfalt geführt. Auch wenn es zu jedem gegebenen Zeitpunkt Eröffnungsvarianten gibt, die bis zum Erbrechen immer wieder gespielt werden, bis in die Fuseki-Welt wieder gnädiges Chaos Einzug hält … und irgendwann die nächste Mode kommt.

Diese Welt wird heute übrigens längst nicht mehr von Japanern dominiert. Es ist eine seltsame Parallele, aber gerade zur Zeit der Wirtschaftskrise der 1980er Jahre verlor Japan auch seine Stellung das Land mit den besten Go Spielern. Zuerst waren es Koreaner, die den Japanern in den 90er Jahren den Rang abliefen und seit dem neuen Jahrhundert kommen die besten Spieler wieder aus dem Land, in dem das Spiel erfunden wurde. Aus China.

Ganz abgesehen davon gibt es das Spiel natürlich auch im Rest der Welt, so auch in Deutschland, mit einem eigenen Go-Bund und einer Bundesliga. Dort spiele ich in der 4. Liga auf absolut mittelmäßigem Amateurniveau. Wer will, kann meine Spiele dort in dieser Saison jeden Monat auf Youtube verfolgen. Ich nehme sie auf und kommentiere meine Gedanken dazu beim Spielen.

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Kommentare (8)

  1. #1 Dampier
    31. Oktober 2015

    Sehr spannend, toll erzählt! Vielen Dank! Auch als Nichtspieler (hab mich vor ~20 Jahren mal dran versucht) hab ich es mit Spaß und Gewinn gelesen.

  2. #2 egal
    31. Oktober 2015

    Können Sie was zu Backgammon schreiben? Mich würde die Mathematik dahinter interessieren, ab wann man wieviel Risiko eingehen sollte, wie errechnet man Gewinnwahrscheinlichkeit etc

    https://www.gnubg.org/

    • #3 wasgeht
      31. Oktober 2015

      Nein. Ich hab davon keine Ahnung.

  3. #4 BreitSide
    31. Oktober 2015

    Da werden Erinnerungen wach :-) Schöner geschichtlicher Aufriss!

    Im Studentenwohnheim hatten wir ein paar Go-Enthusiasten, die mir das Spiel schmackhaft gemacht hatten. Gibt aber kaum Gegner, und heute ist es mir doch zu langwierig…

    Damals hatten die mir auch erklärt, dass Go einerseits sehr einfach sei, andererseits auch auf dem Niveau von Schach zu spielen sei. Ich fand es immer einfacher als Schach, da man sich mit einem diffusen Blick auf das Feld immer einen ganz guten Überblick verschaffen konnte. Zumindestens am Anfang bis etwa zur Mitte.

    Hast Du ab+zu einen weißen Stein dabei, um die Leute zu foppen? Schmecken ja so gar nicht, wie sie aussehen…

    Ich könnte mir vorstellen, dass Go in D nicht so viele Freunde gefunden hätte, hätte man es weiter “Weichi” genannt. Wer ist schon gerne ein Weichi… :lol:

    Für die Eröffnung hatte ich noch das Wort “Joseki” im Kopf: Heißt das jetzt anders oder ist mit meinem Gefühl was nicht in Ordnung;-)?

    PS: Fragen Dich die Leute auch immer noch, ob Go “5 in einer Reihe” ist?

    • #5 wasgeht
      31. Oktober 2015

      Joseki sind (mehr oder weniger) feste Steinabfolgen in den Ecken, die im allgemeinen für beide Spieler ein brauchbares Resultat bringen. Die entwickeln sich auch im Lauf der Zeit, gehen durch diverse Moden etc.

      Sie sind ein wesentlicher Teil der Eröffnung (=Fuseki) aber nicht alles. Wenn die Josekis nicht zusammen passen, dann hat man eine schlechte Eröffnung.

      • #6 BreitSide
        Beim Deich
        1. November 2015

        Danke :-)

  4. #7 Dr. Webbaer
    4. November 2015

    Backgammon ist ein Skill-Game, der sogenannte Dopplerwürfel hat die dem Spiel innewohnende Schwierigkeit noch erhöht, denn es kann eine Verdoppelung ja nur angenommen werden, wenn die Odds stimmen, also die Gewinnwahrscheinlichkeit bei mindestens 33,33 % liegt. [1]
    Backgammon ist insofern ein Spiel, in dem gewusst werden muss, wie groß die eigenen Chancen zu gewinnen sind, weben wegen des sogenannten Dopplerwürfels.
    Die besten Spieler sind, ähnlich wie im Schach und in anderen Brettspielen, mittlerweile Programme, die teilweise auch über umfangreiche Datenbanken verfügen, wenn es um das Auswürfeln geht, das End-Game sozusagen.
    Für Eröffnung und Mid-Game sind bisher keine Datenbasen verfügbar, “wg. Komplexität” nicht.

    MFG
    Dr. W

    [1]
    Der Besitz des Würfels hat auch einen wert, insofern kann oft bei geringeren Odds angenommen werden, bspw. bei 30% Gewinnwahrscheinlichkeit.
    Überschrieben wird diese Aussage aber durch die Möglichkeit im Backgammon auch doppelt (“Gammon”) und dreifach (“Backgammon”) zu gewinnen, was die Sache dann wieder komplexer macht.

  5. […] werden. Er hatte auch im Oktober eine Vorlesung zur Entwicklung des Go Spielens gehalten, aus der einer meiner Artikel wurde. Er greift am Anfang seiner Analyse der Spiele von AlphaGo sogar auf diese Vorlesung zurück. […]