Beim letzten Countdownpodcast habe ich auf ein schönes Photo verwiesen, das mir aufgefallen ist. Ein Bild von der Erde, die hinter dem Mond aufgeht. An sich ist das nichts neues. Man kennt solche Bilder von den Apollomissionen. Aber dieses Bild stammt nicht von Apollo, sondern von einer Sowjetischen Mondmission. Genau genommen Zond 7.
Diese Zond Sonden waren dabei keine normalen Raumsonden, die wie ein Satellit auf die nötigsten Systeme reduziert sind. Schon die ersten drei sahen etwas merkwürdig aus. (Bild: Zond 2)
Wenn man die fragilen Strukturen der meisten Raumsonden gewöhnt ist, sieht Zond 2 wirklich merkwürdig aus. Der zylinderförmige Teil hinten ist eine Druckkammer mit Luft und normalem Luftdruck, was der Sonde eine ungewöhnlich massive Anmutung verleiht. Darin befindet sich der größte Teil der Elektronik. Das hatte den großen Vorteil, dass man sie nicht noch einmal extra für Vakuumbedingungen neu entwickeln musste.
Ein ganz andere Geschichte war aber Zond 7, die das Erdbild vom Mond gemacht hat. Denn ab der Mission Zond 4 sahen die Raumsonden so aus:
Wem das jetzt irgendwie bekannt vor kommt, der liegt richtig. Es sieht aus wie ein verstümmeltes Soyuz-Raumschiff, denn es ist eins. Die ersten Soyuz Raumschiffe sahen so aus:
Es fehlt nur das vordere “Wohn-” Modul, das gleichzeitig als Luftschleuse und Dockingadapter dient. Um Masse einzusparen hat man dieses Modul weggelassen, genauso wie die Kosmonauten. Die Wiedereintrittskapsel blieb aber erhalten und die wurde an Stelle der Kosmonauten mit automatischen Instrumenten ausgestattet und ferngesteuert.
Die Masseeinsparung erlaubte es der Sowjetunion ein solches Vehikel mit einer der brandneuen Protonraketen auf eine Flugbahn um den Mond herum zu bringen. Das hat man auch getan, allerdings ohne Besatzung. Das hatte auch gute Gründe. Denn die sprichwörtliche Zuverlässigkeit der Soyuz wurde erst im Lauf der Zeit erreicht. Tatsächlich war der erste bemannte Flug eines Soyuz Raumschiffs eine Katastrophe. Der Pilot starb nach dem Wiedereintritt, weil sich der Fallschirm nicht öffnete. (Klebstoff war im Vakuum verdampft und hat sich im Fallschirm festgesetzt.)
Zond 7 war erst die vierte erfolgreiche Mondmission dieses Typs, von 10 Flügen bis dahin.
Dennoch wären diese Raumschiffe absolut in der Lage gewesen, Menschen zum Mond zu bringen, wenn auch ohne Landung. Aber dazu ist es nie gekommen. Das Apolloprogramm erreichte mit viel Arbeit und einigem Glück etwas schneller das Ziel und die sowjetische N-1 Trägerrakete ist nie erfolgreich geflogen. Daraufhin wurde das Programm eingestellt, genauso wie Apollo.
Es braucht allerdings nicht viel Phantasie um sich vorzustellen, dass man heutzutage jederzeit das Gleiche wieder tun könnte. Zumal die Proton Raketen inzwischen deutlich leistungsfähiger sind, wenn auch nicht zuverlässiger. Die Angara 5 könnte da Abhilfe schaffen.
Es fehlt hier aber nicht an den Fähigkeiten, sondern am Willen. Es gibt schlicht keinen Grund, um den Mond herum zu fliegen – oder besser gesagt: nicht genug zahlungs- und risikobereite Kundschaft. (Auch wenn es gegenteilige Behauptungen von wenigstens einem Unternehmen gibt, das aber allem Anschein nach nicht mehr zahlunsfähig ist.) Die Schnittmenge aus Leuten die mit hohen dreistelligen Millionenbeträgen um sich werfen können und gleichzeitig bereit sind ernsthafte Risiken für Leib und Leben zu tragen tendiert stark gegen Null. Auch Elon Musk sagt ja, dass er schon gerne auf dem Mars sterben würde, aber möglichst nicht beim ungebremsten Einschlag auf den Boden.
Kommentare (3)