Beim Thema Luftverschmutzung wird heute gern über China gesprochen, meistens über den Smog in Beijing. Das passiert immer dann, wenn eine Inversionswetterlage dazu führt, dass die Luft nicht abziehen kann. Kurz darauf wird darüber in den Nachrichten berichtet, zusammen mit Meldungen vom Eingreifen der Regierung, die im allgemeinen als wirkungslos dargestellt werden – oder zumindest ohne ihre Wirkung zu erwähnen.
Wirklich wirkungslos sind die Maßnahmen aber nicht. Das ist aber nur erkennbar, wenn man die Situation in China mit der in anderen Ländern vergleicht, in denen es keinerlei solche Maßnahmen der Regierung gibt.
Während man aufgrund der Nachrichtenlage meinen könnte, dass China die mit Abstand größten Probleme mit der Luftverschmutzen haben sollte, finden sich auf der Liste der 11 am stärksten verschmutzten Städte der Welt 7 Einträge aus Indien, 3 aus Pakistan und eine Stadt in Iran. Übrigens taucht auch in den ersten 20 Einträgen einer anderen Statistik keine chinesische Stadt auf.
Indien zum Beispiel.
Auffällig war es schon bei den Formel 1 Rennen in Indien, die 2011, 2012 und 2013 stattgefunden haben. Jedes mal war die Luft so stark verschmutzt, dass die Autos am Ende der Hauptgerade von den Teleobjektiven der Kameras kaum noch gezeigt werden konnten. Dieser Zustand der Luft wurde, anders als in China, kaum nicht diskutiert. Er ist auch merklich besser und weit entfernt von dem allgegenwärtigen Schleier in Indien, der die Sicht einfach abschneidet. Man vergleiche die Aufnahmen in Indien mit denen aus China wie hier 2011, 2012 und 2013.
Aber zum Glück gibt es auch objektivere Messungen, die diesen Eindruck bestätigen. Denn natürlich sind solche Aufnahmen bestenfalls ein Anhaltspunkt. Solche Bestätigung ist auch nötig. Denn durch die einseitig negative Berichterstattung über China bin ich durchaus voreingenommen und etwas zu sehr bereit, Dinge zu glauben, die dieser Berichterstattung widersprechen.
Es ist natürlich auch keine Frage, dass die Luftverschmutzung auch in China ein ernsthaftes Problem ist. Und es gibt auch genug schlechtes über China zu berichten und das sollte auch passieren. Aber wenn das passiert, ohne gleichzeitig auch die gewaltigen Verbesserungen der Lebenssituation zu erwähnen – darunter auch die Luftverschmutzung.
Was übrigens etwas ist, das man leicht überprüfen kann. Denn die US Botschaft in Beijing veröffentlicht zum Beispiel stündliche Messwerte. Ich habe nicht alle Werte überprüft, aber hier einige Beispiele für jährliche Durchschnittswerte. (In Mikrogramm pro Kubikmeter für PM2,5. Also Partikel einer Größe von 2,5 Mikrometer. Fehlende Messwerte werden in der Tabelle durch -999 ersetzt. Ich habe die -999 provisorisch durch 100 ersetzt. Für einen groben Eindruck reicht es.)
2008 – 113
2011 – 187,5
2013 – 25,7 (Siebenundzwanzig Komma fünf)
2014 – 36,5
2015 (bis 31. Oktober) – 63
Ein solcher Umgang mit der Realität bei der Berichterstattung erzeugt ein gewisses Misstrauen.
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