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Man weiß, dass der Vortrag eines Historikers nicht langweilig wird, wenn er mit so einem Zitat anfängt:

“In the real world, the right thing never happens in the right place and the right time. It is the job of journalists and historians to make it appear that it has.” (Mark Twain, dt.: “In der echten Welt passieren niemals die richtigen Dinge zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Es ist die Aufgabe von Journalisten und Historikern, dafür zu sorgen, dass es so scheint.”)

James Burke ist einer jener Menschen, die beide Professionen verbinden – und darüber hinaus noch vieles mehr. Denn genau dafür ist er in den 1980er Jahren bekannt geworden (das und schlechte Wortspiele für die ich eine echte Schwäche habe). Er hat damals schon etwas gemacht, was man heute genauso gut mit der Wikipedia tun kann. Man nimmt eine historische Begebenheit oder eine Person und sucht nach einer Verbindungen zu einer weiteren. Das tut man wieder und wieder, bis man zwei bekannte Konzepte mit einander verbunden hat – etwa die Musik von Mozart und der Bau des ersten Helikopters. Wobei Burke die beiden nicht einfach nur verbindet, sondern auch noch eine gute Story daraus macht. Vor allem in einem TV-Programmen “The Day the Universe Changed” und “Connections”.

Das Beispiel von Mozart und dem Helikopter kommt nicht aus dem Vortrag, sondern von einem anderen Interview mit James Burke. Aber zeigt es ganz gut.

Einer der ersten Helikopter wurde erfunden von Igor Iwanowitsch Sikorski und unter anderem finanziert von Sergei Wassiljewitsch Rachmaninow, was dann über diverse andere Verbindungen auch zu Mozart führt. Denn Mozart kannte Pierre Augustin Caron de Beaumarchais der einer der Leute war, die aus Frankreich heraus die Amerikanische Revolution unterstützt haben und damit auch Thomas Jefferson kannte.

Der wiederum hatte in Europa Kontakt zu Cesare Beccaria, einer der ersten Menschen die sich philosophisch Gedanken über Sinn und Unsinn von Gefängnis- und Todesstrafen gemacht haben. Der wiederum wurde beeinflusst von Franz Josef Gall der jene schöne Wissenschaft der Phrenologie mitbegründet hat.

der wiederum mit einem sozialen Reformer verbunden ist, der vor Gericht kam und als Anwalt einen gewissen ETA Hoffman hatte. Dessen Geschichten hinterließen einigen Eindruck bei Edgar Allan Poe, dessen Geschichten auch von Rachmaninov gelesen wurden, der, wie schon gesagt, an der Finanzierung des ersten Hubschraubers beteiligt war.

Der Trick dabei ist, gerade nicht die offensichtlichste Verbindung zu wählen. Sicherlich hätte man auch auf direkterem Wege von Mozart zu Rachmaninov kommen können, aber dann hätte man nicht so viel zu erzählen und käme nicht auf Themen wie Strafvollzug, Todesstrafe und Phrenologie zu sprechen.

Wie gesagt, James Burke ist da wirklich ein Meister seines Fachs und wer mit seinen Wortspielen zurecht kommt, dem seien seine Fernsehprogramme ans Herz gelegt. Man kann sie gut auf Youtube finden.

Kommentare (6)

  1. #1 MatthiasR
    18. Dezember 2015

    Hier nicht fehlen dürfen nach meinem Geschichtsverständnis zwei Verweise:
    Der auf das ‘kleine Welt Phänomen’ und die ‘Mem’ Theorie.

    Für die Bestimmung der wirkliche Relevanz einer gezogenen Verbindung schlage ich eine kleine ‘Erdös Zahl’ vor.

    Siehe, ähem, Wikipedia :-)

    Das Video ist sehr unterhaltsam!

  2. #2 BreitSide
    Beim Deich
    18. Dezember 2015

    Auf N24/ntv liefen ein paar Dokus, die solche Verbindungen zogen, vor Allem zu beeindruckenden Werken der Technik.

    Eine – im Endeffekt recht kurze – Verbindung wurde auch mal gezogen zwischen 2 Pferdehintern und der Spurbreite von Eisenbahnen.

    • #3 wasgeht
      18. Dezember 2015

      Die Geschichte geht noch weiter, bis zum SpaceShuttle und diversen russischen Raketen. ;)

  3. #4 BreitSide
    Beim Deich
    18. Dezember 2015

    …Abo…;-)

  4. #5 rolak
    18. Dezember 2015

    und der Spurbreite von Eisenbahnen

    ..und dann letztlich (so weit mir bekannt) zum Durchmesser der SpaceShuttle-Booster.

    War der Ausgangspunkt nicht das 2PS-Standardmodell aus Rom?

  5. #6 BreitSide
    Beim Deich
    18. Dezember 2015

    Hinter dem “2-PS-Standardmodell” ließ sich aber sicher leichter im Abgasstrahl leben…