Berichterstattung findet im Journalismus nicht statt
Was soll man noch dazu sagen? Ein Kollektiv von Journalisten in ganz Deutschland hat sich als gänzlich unfähig erwiesen zu berichten, was in der Realität stattfand.
Meldungen zur Politik waren dagegen überall zu sehen. Und das obwohl sie überhaupt keinen Nachrichtenwert hatte. Hat irgendwer der noch bei Verstand ist ernsthaft irgendeine andere Aussage von den Grünen erwartet? Natürlich nicht.
Trotzdem kommt die Politik wieder weit vor der eigentlichen Nachricht und zwar die Politik von nur einer Seite. Wer braucht schon Fakten, wenn man eine politische Meinung schreiben kann?
Ich sage es nicht zum ersten Mal: Der Journalismus in Deutschland hat ein Problem mit der Glaubwürdigkeit. Und dieses Problem ist vollständig selbstverschuldet. Die Berichterstattung ist in Deutschland durchweg einseitig und vollständig von Politik geprägt.
Die Aufgabe des Journalismus in der Demokratie
Journalismus ist der wichtigste Bestandteil der Demokratie. Denn er informiert die Bevölkerung über das was geschieht, damit sie sich ein politisches Urteil selbst bilden kann. Wenn der Journalismus aber selbst nur noch aus politischen (vor-) Urteilen besteht und unabhängige Berichterstattung über Fakten nicht stattfindet, dann ist der Journalismus nur noch verlängerte Hand politischer Organisationen und somit von Propaganda- und Parteiblättern nicht zu unterscheiden.
Hätten Zeitungen in der DDR über ein Ereignis dermaßen einseitig berichtet, unter Vernachlässigung der Hauptaufgabe der Berichterstattung – das Berichten dessen was geschah – man hätte selbstverständlich die Propagandaorgane der SED dahinter vermutet. Muss es da verwundern, wenn heute einige Leute wieder denken, dass mediale Berichterstattung von der Politik gelenkt wird?
Wo sind die Ideale der Unabhängigkeit geblieben? Was ist die Freiheit der Presse in der BRD wert, wenn sie in der Praxis zu einem völlig unfreien, überall gleichartigen Ergebnis führt? Von Norden nach Süden, von Osten nach Westen schreiben alle das gleiche und alle mit der gleichen politischen Färbung.
Der Fehler steckt im System. Nein, nicht ein einer “Systempresse”, sondern in einem Journalismus, der längst vergessen hat, was seine Aufgabe ist. Die politische Funktion des Journalismus besteht gerade darin, sich aus der Politik heraus zu halten, über die Welt zu berichten wie sie ist und den Menschen ihr eigenes Urteil zu lassen.
Die Aufgabe besteht nicht darin, die Nachrichten von vornherein politisch so zu schreiben, dass Menschen zu einem bestimmten Urteil gedrängt werden. Nichts anderes ist hier geschehen. Denn die Bevölkerung ist nicht dumm. Menschen bemerken, wenn sie in ihren Entscheidungen nicht frei sind. Wenn sie einseitig informiert werden, dann sind sie in ihren Entscheidungen nicht frei.
Diese Unfreiheit drückt sich dann in einem Unbehagen aus. In dem Wissen, dass etwas verkehrt ist. Wenige werden wissen, woher dieses Unbehagen genau kommt. Die einen merken, dass es von der Presse kommt und glauben, sie wäre zentral gesteuert. Anderen wird von Rattenfängern gesagt: Ich weiß woher dein Unbehagen kommt, ich habe die Lösung!
In allen Fällen schadet es der Demokratie.
Liebe Journalisten die ihr das hier vielleicht lest. Berichtet zuerst über das was passiert. Eure Macht in der Politik besteht darin, unabhängig und überparteilich zu sein. Zwei Attribute mit Sicherheit nicht dadurch zustande kommen, dass sie auf der Titelseite einer Zeitung auftauchen.
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