Nordkorea hat den Start einer Unha-3 Rakete mit einem neuen Satelliten angekündigt. Wie alle anderen Staaten auch gab Nordkorea eine Warnung vor herunterfallenden Trümmen an die International Maritime Organisation heraus. Sie gilt jeweils für 22:30 bis 3:30 UTC, vom 7. bis 24. Februar, in bestimmten Gebieten im gelben Meer und dem ostchinesischen Meer. Details gibt es einem Blog von Amateur Satellitentrackern.
Die Flugbahn führt wieder direkt nach Süden, in eine polare Umlaufbahn. Der Satellit wird also im Lauf der Zeit die gesamte Welt überfliegen. Es wird der fünfte Flug einer UNHA-3 Rakete sein, von denen bisher erst einer erfolgreich war.
Der 2012 ausgesetzte Satellit Kwangmyŏngsŏng 3-2 ist noch immer im Orbit. Nordkorea gewann damals das Rennen in den Weltraum gegen Südkorea. Trotz der von Russland bereitgestellten ersten Stufe ihrer Naro-1 Rakete, gelang es Südkorea erst am 30. Januar 2013 einen ersten Satelliten ins All zu bringen.
Über Nordkoreas Unha-3 Rakete ist seit dem erfolgreichen Flug von 2012 sehr viel mehr bekannt geworden, nachdem die Trümmer der Rakete geborgen und auch die Flugbahn untersucht wurden. Die Ergebnisse zwei verschiedener Analysen wurden von der Union Besorgter Wissenschaftler veröffentlicht.
Mit einer Startmasse von etwa 90 Tonnen gehört die Unha-3 zu den kleineren Raketen. Die erste Stufe besteht aus vier Triebwerken einer Nodong Rakete mit jeweils 27 Tonnen Schub, zusammen mit vier Steuertriebwerken, die etwa einen Schub von 3 Tonnen haben. Anders als zuerst vermutet hatte die Rakete keine einfachen Flossen zur Steuerung.
Diese Raketentriebwerke wurden ursprünglich für den militärischen Einsatz entwickelt. Sie verwenden Kerosin und rotrauchende Salpetersäure als Treibstoff. Die Kombination hat den Vorteil bei normalen Umgebungstemperaturen flüssig zu sein und geringere Temperaturbelastungen auf das Triebwerk zu haben, dafür ist sie weniger effizient als etwa Kerosin und flüssiger Sauerstoff.
Der gleiche Treibstoff kommt auch in der Scud Rakete zum Einsatz. Während des Iran-Irak Krieges hat Nordkorea Scud-Raketen für den Iran gebaut, die Ingenieure sind deshalb mit dieser Technik vertraut. Das Haupttriebwerk der zweiten Stufe ist ein Scud-Triebwerk, mit etwa 13 bis 14 Tonnen Schub.
Die Verwendung eines so schubschwachen Triebwerks in der zweiten Stufe ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass die Rakete nie als Interkontinentalrakete geplant war. Die längere Brenndauer des schwächeren Triebwerks erlaubt eine flachere Flugbahn, die es leichter macht einen kreisförmigen Orbit zu erreichen. Als ballistische Rakete hätte sie eine deutlich kürzere Reichweite, als wenn sie mit einem stärkeren Triebwerk in der zweiten Stufe für diese Aufgabe optimiert worden wäre.
Der Einsatz von Militärtechnik in der Raumfahrt hat dabei lange Tradition. Praktisch jedes Raumfahrtprogramm wurde mit Technik aus dem Militär begonnen. Der Sputnik wurde an Stelle einer 5 Megatonnenbombe mit einer Interkontinentalrakete gestartet, der R-7, die erst später für die Raumfahrt optimiert wurde. Die bekannten Baureihen von US Raketen wie Atlas, Titan oder (Thor-) Delta waren ursprünglich durchweg Trägerraketen für Atombomben.
Bis heute werden in den USA unter der Bezeichnung “Minotaurus” ausgediente Peacekeeper und Minuteman Raketen für den billigen Start von Raketen benutzt. Auch in Russland wurden und werden Dnepr, Stihl und Start Raketen aus ähnlicher Herkunft benutzt, im Fall der Rockot auch mit deutscher Unterstützung (“Eurockot“). Der einzig zuverlässig funktionierende Teil der in Vergessenheit geratenen “Europa” Rakete, war die erste Stufe. Sie stammte von der englischen “Blue Streak”.
Die dritte Stufe der nordkoreanische Unha-3 verwendet ein Triebwerk mit selbstzündendem Treibstoff, eine Kombination aus Stickstofftetroxid und Unsymmetrischen Dimethylhydrazin. Ein Standardtreibstoff, der sehr vielen Raketen zum Einsatz kommt. Beispielsweise in der vierten Stufe der Vega Rakete und in allen Stufen der Proton. Das Triebwerk ist vergleichbar mit dem Oberstufentriebwerk der iranischen Safir, stammt aber wohl aus eigener Produktion. Ohne das deutlich effizientere Triebwerk der dritten Stufe hätte die Rakete keinen Orbit erreichen können.
Der Start ist verbunden mit dem üblichen Säbelrasseln. Japan hat wieder angedroht, die Rakete abzuschießen, falls sie über japanisches Territorium fliegt. Der Start findet aber am westlichsten Ende von Nordkorea statt und führt damit weit weg von Japan direkt nach Süden.
Es spricht sehr vieles dafür, dass es sich bei dem Start um genau das handelt, was Nordkorea angekündigt hat: Den ganz normalen Start eines Satelliten. Dabei ist es natürlich keine Frage, dass es bei dem Start um die Selbstdarstellung der Regierung geht. In Südkorea war es natürlich nicht anders, von der klassischen Rivalität zwischen den USA und der Sowjetunion einmal ganz abgesehen.
Inzwischen wurde die Rakete gestartet. Ich habe noch keine Berichte, ob der Start erfolgreich war.
USSTRATCOM Detects, Tracks North Korean Missile Launch into Space
U.S. Strategic Command Public Affairs
2/6/2016OFFUTT AIR FORCE BASE, Neb. – U.S. Strategic Command systems detected and tracked what we assess was a North Korean missile launch into space at 6:29 p.m. CST.
The missile was tracked on a southerly launch over the Yellow Sea.
NORAD determined that at no time was the missile a threat to North America. The men and women of USSTRATCOM, NORAD AND USNORTHCOM, AND USPACOM remain vigilant in the face of North Korean provocations and are fully committed to working closely with our Republic of Korea and Japanese allies to maintain security.
Es fragt sich natürlich, was für eine Art von “Provokation” der Start eines Satelliten sein soll.
Der Erfolg wurde zwischenzeitlich bestätigt. Interessant ist wohl, das die erste Stufe nach der Trennung gesprengt wurde.
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