Zwei völlig unterschiedliche Ergebnisse
Auf der Meteorologentagung DACH im Jahr 2007 wurde der NAO-Index im Maunder Minimum und heute untersucht. Im Vergleich der beiden an sich negativen NAO-Phasen erkennt man eine Verschiebung hin zum Positiven, wodurch die Westwinde in mittleren Breiten zunehmen. In der Zukunft soll es Modellrechnungen zu Folge häufiger zu stratosphärischen Erwärmungen kommen, was häufiger zu einem so genannten Polar Split führt, den wir gerade massiv erleben und von dem ich in meinem Februar-Post berichtete. Das Fazit ist laut DACH jedenfalls, dass es in Zukunft wieder häufiger negative NAO-Index-Phasen gibt und Stürme dann eher in Südeuropa auftauchen.
Ändern wir nun die Perspektive und lassen die Variabilität der Sonneneinstrahlung außer Acht. Im STOWASUS-Projekt (Endbericht als PDF) wurde ebenfalls die Zukunft der Winde untersucht mit Hinblick auf die Gefahr künftiger Sturmfluten. Dabei wurde von einer Verdopplung von CO2 ausgegangen. Randbedingung waren die Ozeantemperaturen eines grob aufgelösten Modells, für die Windberechnung wurde ein höher aufgelöstes für den südlichen Nordseeraum genutzt. Das Ergebnis: Bei großer Unsicherheit ist die Wahrscheinlichkeit für eine Windzunahme im Bereich der Deutschen Bucht am größten.
Zum Schluss noch ein Zitat aus einer Literaturübersicht (PDF), das die Unsicherheit in Sachen Sturm-Entwicklung belegt:
Unterschiedliche Ergebnisse gibt es auch für die Zusammenhänge zwischen den zukünftigen Zugbahnen von Stürmen und der Sturmaktivität über Europa[…]So wurde in einer Studie beispielsweise keine zukünftige Nordverlagerung der atlantischen Zugbahnen festgestellt, wohl aber ein Zusammenhang zwischen erhöhter Sturmhäufigkeit und ansteigenden Treibhausgaskonzentrationen (Lambert und Fyfe 2006). Es gibt jedoch auch Anhaltspunkte für eine Nordverlagerung der Zugbahnen von Stürmen über dem Nordatlantik sowie für eine Abschwächung der Zugbahnen über dem Mittelmeerraum (Bengtsson et al. 2006b)[…]
Typisch Klimawandel: Man weiß wenig
Das Fazit kann nur lauten: Warten wir’s ab. Die Prognosen der vergangenen 20 Jahre konnten die heutige Lage wirklich nicht treffsicher voraussagen. Grundsätzlich zeigt sich bei allen Prognoseversuchen über zukünftige Stürme das, was sich bei grundsätzlich jeder Klimawandel-Diskussion zeigt:
Alle Forscher müssen sich immer nur einen Teil des Gesamtsystems Atmosphäre-Ozean herauspicken, damit die Modelle mit der heutigen Computerleistung in angemessener Zeit Ergebnisse liefern können. Dabei betrachtet jedes Forschungsprojekt einen bestimmten Satz für sie relevanter Daten. Es hat sich aber oft gezeigt, dass das Ergebnis solcher Prognosen ganz anders aussehen kann, wenn man andere Einflussfaktoren berücksichtigt.
So scheint das Gesamtsystem mit all seinen Rückkopplungen zu komplex zu sein, um wirklich simuliert werden zu können. Die Klimaforschung steckt also noch in den Kinderschuhen, und wir können davon ausgehen.
Was ist die Rolle von Orkan Klaus dabei? Ich möchte es bildlich klar machen: Wenn man eine Hand voll Nägel hat und sie auf den Boden fallen lässt und ein Nagel trifft den großen Zeh: Treffen in Zukunft dann immer mehr Nägel den großen Zeh?
[Nachtrag 28.01.09, 20:10 Uhr]: Sehr empfehlenswert in dem Zusammenhang ist die aktuelle Beilage zur Berliner Wetterkarte vom 27.01.09: “Die ruhige Sonne” von Prof. Dr. Horst Malberg, ehemaliger Direktor des Instituts für Meteorologie an der FU Berlin. Er ist der Auffassung, dass nach wie vor die Periodizität der Sonnenfleckenaktivität die treibende Kraft hinter dem Klimawandel ist (Zitat in den Kommentaren). Hier das Dokument als PDF.
Oben links in diesem Artikel finden Sie ein Bild von Zerstörungen nach Orkan Klaus in Bordeaux von Alizée Vauquelin. Bestimmte Rechte vorbehalten.
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