Man hätte sich von dem milden ersten Februardrittel nicht einlullen lassen sollen. Denn jetzt kommt der Winter zurück, und er nistet sich wohl für längere Zeit bei uns ein. Warum ist das so?
Grundlagen: Tröge und Keile
Grund dafür ist die Anzahl und Verteilung der Warm- und Kaltluftvorstöße. Da der Luftdruck in warmer Luft mit der Höhe sehr viel langsamer abnimmt als in kalter, kann man diese Warmluftvorstöße, genannt Keile, und Kaltluftvorstöße, genannt Tröge, auch auf folgender Karte sichtbar machen. Die Farben stellen dabei die Höhe dar, in der ein Luftdruck von 500 hPa herrscht:
Höhe der 500 hPa-Fläche (geopotenzielle Höhe) für den 11.02.2009, 6 Uhr UTC. Quelle: Wetterzentrale.
Hier erkennen wir also die Tröge und Keile, die uns derzeit beschäftigen: über Kanada und Neufundland stößt die Kaltluft südwärts vor, dafür kommt über dem Ostatlantik die Warmluft voran. Wir in Mittel- und Osteuropa liegen wieder im nächsten Trog, und ein markanter findet sich noch über dem Nordpazifik.
“Rossby-Wellen” bestimmen über den Winter
Wenn man nun also eine Aussage über die langfristige Entwicklung der Witterung, also in unserem Fall des Winters machen möchte, dann schaut man sich die Lage und die Anzahl dieser Wellen an. Der Schwede Carl Gustav Rossby hat zuerst entdeckt, dass in der freien Atmosphäre parallele Strömungen ab einer gewissen Geschwindigkeit Wellen bilden. Daher nennt man diese auch Rossby-Wellen.
In folgender Abbildung wird das Mittel aus mehreren Berechnungen für die Höhe der 500 hPa-Fläche dargestellt (falls die Vorstellung fehlt: am besten an die Plastikfolien bei der Augsburger Puppenkiste denken, die das Meer darstellen sollten):
Ensemble-Mittel der 500 hPa-Fläche für den 26.02.2009, 00 Uhr UTC. Quelle: Wetterzentrale.
Im Mittel sehen wir hier also auch zum Ende des Monats Februar die Rossby-Wellenzahl 3 bis 4. Dieser Trend hält übrigens schon seit Ende November an, ich hatte damals davon berichtet.
Wieso ist die Zahl der Wellen so wichtig?
Das geht auf die Strömungslehre zurück: Je kürzer die Wellenlänge in einer Strömung ist, wenn also viele Tröge und Keile auf dieser Karte zu sehen wären, so würden sie sich relativ schnell nach Osten verlagern. Bei einer hohen Wellenzahl wäre dann also für einen festen Punkt, also etwa für Deutschland, ziemlich wechselhaftes Wetter zu erwarten: mal wird es milder, mal wird es kühler.
Haben wir es anders herum mit einer niedrigen Wellenzahl zu tun, so bewegen sich die Trog- und Keilmuster gar nicht oder sogar in Richtung Westen zurück. Dann kommt es sehr darauf an, ob man sich im Bereich eines Keils befindet, in dem dann andauernd mildes Wetter zu erwarten wäre, oder in einem Trog. Dann steht eine längere kühle Zeit bevor. Durch langfristige Berechnungen weiß man, dass die gegenwärtig dominierende Wellenzahl 3-4 für gar keine oder nur eine langsame Bewegung der Muster verantwortlich ist.
Fazit: Winter bleibt kalt
Betrachten wir also die Lage der Tröge und Keile in unserem Fall: Die kalte Luft stößt über Kanada und Neufundland ständig weiter südwärts voran. Dadurch wird wiederum ständig warme Luft in Richtung Grönland und Island geschickt. Ein Stück weiter liegen wir deswegen dauerhaft in einem Trog, also in kalter Luft, wobei die Neigung zu immer wiederkehrenden Schneefällen relativ hoch ist und vor allem auch bleibt. Ein Beispiel für die Standhaftigkeit des jetzt angebrochenen “2. Winters” der Saison zeigt der Vergleich der Temperaturen in der Höhe heute am 12.02. und am 27.02.2009 nach dem amerikanischen Vorhersagemodell:
Temperaturen in ca. 5 bis 5,5 km Höhe (auf der 500 hPa-Fläche) am 12. und 27.02.2009 nach dem amerikanischen GFS-Modell. Quelle: MeteoGroup
Stellen wir uns also auf einen noch länger anhaltenden Winter ein, denn bis auf Details ändert sich erst mal wenig.
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