Wieso die Wettervorhersage der nächsten Tage entweder oft falsch oder “wischi-waschi” sein wird:

Medien wir Radio, Fernsehen oder auch Zeitungen bestehen natürlich auf ihren exakten Informationsanspruch. Sollte der Moderator oder Journalist nur wenig mit der Meteorologie am Hut haben, wird er in den kommenden Tagen gehörig auf die Nase fallen. Schuld ist die aktuelle Wetterlage. Sie führt uns vor Augen, dass eine Prognose eben keine Wahrsagerei sondern eine Aussage der höchsten Wahrscheinlichkeiten ist.

Was sorgt nun dafür, dass diese Wettervorhersage so unsicher wird? Schuld ist die Lage, die sich seit heute von Osten her bei uns einstellt: Das Tief Qinton übernimmt vom Balkan die Regie und flutet uns mit feucht-warmer Luft:

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Äquipotenzielle Temperaturen als Funktion von Feuchtigkeit und Lufttemperatur am Donnerstag, 25.05.09, 8 Uhr MESZ. Schwüle Luft hat besonders hohe Werte. Quelle: MeteoGroup

Mit einer Sonneneinstrahlung, die kaum kräftiger sein kann als jetzt um den astronomischen Sommeranfang, ist damit fast schon klar, dass Gewitter in der Luft liegen. Heute war dabei die Sache auch erst noch eindeutig: Mit der Warmfront aus Polen kommend gab es erst einmal schauerartigen Regen, der sich auf seinem Weg nach Westen nun abschwächt.

Aber was passiert danach? Es passiert das unangenehmste, was einem Meteorologen passieren kann: Eine so genannte “Tiefdruckrinne” entsteht zwischen dem tiefen Luftdruck über dem Balkan und einem weiteren Tiefdruckzentrum über Frankreich, und – das ist das eigentliche Problem – das bei nur noch sehr schwachen Luftdruckgegensätzen:

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Bodendruck am Freitag, 26.06.09, 20 Uhr. Man beachte: Der Isobarenabstand beträgt 1 hPa, also kaum Luftdruckgegensätze. Quelle: MeteoGroup

Abgesehen vom äußersten Norden bewegt sich ohne Schauer oder Gewitter so gar nichts. Warum ist deswegen die Vorhersage so schwierig? Um das zu verdeutlichen, versuche ich den Vergleich mit einem Alublech und einer Murmel.

Petrus murmelt doch

i-0cfcc136283b94a5f15e8a9ad92b0bd7-1134872_marbles.jpgAls Analogie zu einer Wetterlage mit großen Druckunterschieden kann man sich vorstellen, dass das Blech stark ausgebeult ist mit Hügeln und Furchen. Hier kann man leicht vorhersagen, wohin die Kugel rollt und welchen Weg sie dabei nimmt, eben immer vom höchsten zum tiefsten Punkt entlang des Reliefs.

Was aber, wenn das Alublech ganz glatt ist? Setzt man dann die Kugel auf das Blech und stößt sie nur ganz leicht an: Welchen Weg wird sie nehmen? Schon kleine Störungen auf der Oberfläche des Aluminiums reichen für eine komplette Richtungsänderung aus – eine Vorhersage wird unter realen Bedingungen unmöglich, das Chaos dirigiert die Laufbahn.

Entsprechend verhält es sich, wenn sich kaum Druckunterschiede zeigen. In der schwülen und labilen Luft können überall Gewitter entstehen, beispielsweise ausgelöst durch ein Gebirge. Wo aber genau das passieren wird und wo die Gewitter am kräftigsten werden, das kann beim besten Willen niemand sagen.

Grenzen der Wettervorhersage
Für die Wettervorhersage gibt es also nur die Möglichkeit, für alle von “Gewitterneigung” und “Unwettergefahr” zu sprechen. Damit ist aber auch gleich klar, dass der ein oder andere diese Wettervorhersage als falsch empfinden wird, weil gerade an seinem Ort alle großen Wolkentürme um ihn herumgezogen sind. Damit kann also die Wettervorhersage für das Wochenende nur wischi-waschi oder falsch sein. Und so sehr ich mir auch etwas anderes wünschen würde: Hier sind dann eben die Grenzen der Vorhersagbarkeit erreicht.

Kommentare (1)

  1. #1 MartinB
    Juni 25, 2009

    Super-Erklärung, vielen Dank.
    Ich fände es ja prinzipiell gut, wenn die Unsicherheit bei der Wettervorhersage immer mit angegeben wurde, aber sowas gibt es nur ab und zu beim Temperaturtrend.

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