Wenn ich schon im Topthema aufgefordert werde, eine Prognose für die Weihnachtstage durchzuführen, dann möchte ich das auch tun. Nach heutigem Stand gehe ich allerdings nicht davon aus, dass überall gerne gehört wird, was ich zu dem Thema zu sagen habe…also: Gibt es Weiße Weihnachten?
Weihnachtstauwetter
Dazu muss man wissen, dass es eine so genannte Singularität um die Weihnachtsfeiertage gibt, genannt “Weihnachtstauwetter”. Selbst bei kalten und schneereichen Wintern geschieht es dabei immer wieder, dass kurz vor den Weihnachtsfeiertagen milde Luft für ein großes Tauen ausgerechnet um Weihnachten sorgt. Wer weiß, warum das ausgerechnet immer um die Weihnachtstage geschieht, darf mir gerne eine Begründung zukommen lassen.
Jedenfalls scheint in diesem Jahr trotz des jetzt teils strengen Frostes und des Schnees an vielen Ecken in Deutschland auch wieder zu passieren. Standesgemäß beginnt die Umstellung ab kommenden Montag. Wir erinnern uns: Bisher haben wir ja immer die kalte Luft aus dem Nordosten oder Norden geliefert bekommen. Gestern habe ich ja schon beschrieben, wie ein Kaltluftgebiet in der Höhe von Osten her auf uns zurück, unter dem wir uns dann morgen und übermorgen mehr oder weniger (der Osten mehr, der Westen weniger) befinden.
Aber zunächst Dauerfrost
Das bedeutet zunächst teils mäßigen Dauerfrost für den Osten Deutschlands mit Höchstwerten von häufig unter -5°C, aber auch der Westen wird meist im Dauerfrost bleiben. Und wenn etwas aus den Wolken fällt, dann wird das Schnee sein (siehe wieder meinen Blogbeitrag von gestern). Kein Wunder bei Temperaturen von -40°C auf der 500 hPa Druckfläche, also in diesem Fall in etwa 5,3 km Höhe. Auch die Windverhältnisse hier zeigen, dass die Kälte bei uns ist:
Wind in 500 hPa (im Mittel 5,5 km Höhe) am 17.12.09, 1 Uhr MEZ. Quelle: MeteoGroup
Umstellung ab Montag
Nach diesem ganzen winterlichen vierten Adventswochenende wird dann wie schon gesagt das Weihnachtstauwetter vorbereitet. Grund ist ein Kaltluftvorstoß vom östlichen Nordatlantik in Richtung Westeuropa. Während die Tiefs also weiter südwärts wandern, stellt sich die Strömung in der Höhe um. Wir liegen östlich von diesem Vorstoß, und das bedeutet, dass der Höhenwind aus dem Südwesten kommt. Und wer sich die Herkunft dieser Luft genauer ansieht, wird auch gleich sehen, dass es nicht sonderlich kalt werden wird:
Umstellung der Höhenströmung in 500 hPa (im Mittel 5,5 km Höhe) am 21.12.09 (links) und milder Südwestwind zu Heiligabend (rechts). Quelle: MeteoGroup
Was bedeutet das konkret?
Das bedeutet, dass wir weiße Weihnachten im Flachland größtenteils vergessen können. Aber es heißt nicht zwingend, dass gleich die große Wärme auf uns zukommt, jedenfalls nicht in den Nordosten. Denn auch, wenn in der Höhe warme Luft angerauscht kommt, muss das noch lange nicht heißen, dass es direkt am Erdboden auch so sein muss. Denn das sich entwickelnde Bodentief im Nordwesten Europas bedeutet, dass wir mit südöstlichen Winden wahrscheinlich in unteren Schichten noch kühle Festlandsluft bekommen. Darum kann der Schnee im Nordosten auch noch liegen bleiben.
Diese Kombination spricht in der kommenden Woche für die Gefahr von Eisregen nach Osten hin, denn aus der höhenwarmen Luft fällt dann natürlich Regen oder höchstens mal in höheren Lagen noch Schnee. Wenn es übrigens so kommt wie das Vorhersagemodell ECMWF das möchte, dann wird es selbst für Mittelgebirgslagen schwer, dass sich der Schnee bis Heiligabend durchretten kann. Man achte hier auf die Temperaturen in etwa 1,5 km Höhe:
Temperaturprognose für 850 hPa (im Mittel 1,5 km Höhe) am 24.12.09. Quelle: MeteoGroup
Zugegeben ist dies eine sehr milde Variante. Aber selbst, wenn man sich viele Vergleichsrechnungen anschaut, gibt es nur noch wenige Ausnahmen, die Schnee überhaupt noch zulassen (grobe Abschätzung: für Flachland-Schnee braucht man meist -5°C und kälter in 850 hPa). Deutlich erkennt man an der weißen Linie der Mittelwerte aller Berechnungen in der folgenden Abbildung, dass gerade zu Weihnachten sehr wahrscheinlich die Temperaturen höher liegen als im langjährigen Mittel:
Die Ensembleprognose zeigt neben möglichen Temperaturentwicklungen auch die Eintreffwahrscheinlichkeit. Quelle: Wetterzentrale
Fazit:
Vom heutigen Stand aus fährt man sehr gut, wenn man von der Wahrscheinlichkeit für weiße Weihnachten, abgeleitet aus der Statistik, noch etwa 10% abzieht. Ausnahme ist der Nordosten. Denn der Schnee, der bis Montag gefallen ist, dürfte hier immerhin noch liegen bleiben, hier stehen die Chancen bei 50 bis 70%. Die Mittelwerte sehen wie folgt aus:
Statistik: Wie oft gab es Weiße Weihnachten? Quelle: ZDF
In diesem Sinne: Schöne, meist grüne oder schneematschig-nasskalte Weihnachten! Wir haben ja immer noch die Alpen…und überhaupt: Brauchen wir so viel Schnee, wenn wir ohnehin nur mit Verwandtenbeköstigung und Bescherung beschäftigt sind?
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