Wir sind in der Zeit des Siebenschläfers. Ja, eigentlich war der Siebenschläfertag schon am 27.6., und der soll ja anzeigen, wie in den kommenden sieben Wochen das Wetter sein soll. Aber wenn man berücksichtigt, dass es eine Kalenderreform gab und die Witterung im Bereich 5. bis 10. Juli in Betracht zieht, dann stimmt diese Regel sogar zu 65%. Es wird also Zeit, sich um das Wetter im Sommer zu kümmern…
Wie sieht es derzeit aus?
Das lässt sich derzeit unschwer am eigenen Leib spüren. Hochdruck ist angesagt. Zwar haben in den letzten Tagen zwei Tiefs versucht, mit ihren Frontensystem ein bisschen Unruhe in die Wetterküche zu bringen, doch hat sich nach den Tiefs gleich von der Nordsee her wieder hoher Luftdruck aufgebaut, der das Wetter wieder beruhigt hat.
Und wie ihr sicher auch in den Medien mitbekommen hat, steht uns ein extrem heißes Wochenende ins Land. Denn die Kombination für Hitze ist perfekt: Draußen auf dem nördlichen Ostatlantik zwischen Irland und Island liegt ein mächtiges Orkantief, und das pumpt auf der Vorderseite die heiße Luft aus Afrika zu uns. Außerdem stützt diese Warmluftzufuhr das Hochdruckgebiet, das sich gerade über uns aufbaut.
Luftdruck in Europa am 1. Juli 2010, 2 Uhr MESZ. Quelle: wetter24.de
Ergebnis sind viel Sonnenschein und am Samstag Höchsttemperaturen bis 38°C, im Westen drückende Schwüle und insgesamt Hitzegefahr beim Public Viewing. Erst zum Sonntag hin könnte es dann auch einzelne Schauer oder Gewitter geben.
Was passiert kommende Woche?
Nächste Woche wäre dann ja die Woche, die wir besonders betrachten sollten, da dies ja dann der “eigentliche” Siebenschläferzeitraum ist. Und etwas verwirrend ist, dass die nächste Woche erst einmal mit einer Abkühlungsphase beginnt, da von Nordwesten das sich abschwächende Tief mit der in ihm befindlichen Kaltluft einen Angriffsversuch startet, gepaart mit ein paar eventuell kräftigen Schauern und Gewittern, die von Sonntag bis Dienstag von Nordwest nach Südost durchziehen werden.
Trotzdem kehren wir immer wieder zum Hochdruckeinfluss zurück. Nach einem Dienstag mit Temperaturen im Bereich von maximal 22 bis 26°C geht es ab Mittwoch schon wieder aufwärts, und die Sonne wird kräftig scheinen können. Zwar wird es wohl nicht mehr ganz so heiß werden, aber doch hochsommerlich warm.
Woran liegt das? Grundsätzlich daran, dass der so genannte Trog, also quasi der “Sack kalter Polarluft” eben nicht bei uns bleibt, sondern sich wieder auf den Atlantik westwärts zurückverlagert. Damit kommen wir wieder auf die Vorderseite, was bedeutet, dass warme Subtropikluft von Südwesten herangepumpt wird. Und damit hat auch das Azorenhoch wieder die Chance, sich bis zu uns auszubreiten.
Wie wird also der Juli?
So weit, so gut. Machen wir ein bisschen Spielerei mit den numerischen Wettervorhersage-Modellen. Ich habe an dieser Stelle ja schon häufiger erklärt, dass man für längerfristige Wettervorhersage Ensembleprognosen benutzt. Es werden also mehrere Rechnungen vom gleichen Startpunkt aus unternummen, aber mit leichten Fehlern im Eingangsfeld, um Messungenauigkeiten und das Chaos der Natur zu simulieren. Je größer die Abweichungen dieser Rechnungen untereinander, desto unsicherer ist eine Vorhersage.
Man sieht hier die Ergebnisse für die Temperatur von Berlin von dem europäischen Modell ECMWF, zum Vergleich die Hauptberechnung des amerikanischen Vorhersagemodells von NCEP:
Ensembleprognosen für die Temperatur von Berlin (“15-Tages-Vorhersage”) von ECMWF und in blau von NCEP (Quelle: wetter24.de)
Natürlich erkennt man anhand der einzelnen Berechnungen (in grau), dass die Unsicherheit im Laufe der Zukunft zunimmt, da der Bereich der möglichen Temperaturen breiter wird. Man erkennt auch den kleinen “Temperaturknick” um den 7. Juli. Ansonsten kann man sagen, dass wir mit den Temperaturen weiter auf hohem Niveau bleiben und sehr wahrscheinlich damit der Juli zu warm werden wird.
Gleichzeitig ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich die Tiefdruckgebiete so wie jetzt eher nördlich über Island, den Britischen Inseln und Skandinavien austoben, während bei uns das nächste Sommerhoch nie weit entfernt sein wird. Für Sonnenhungrige sieht es also gut aus in diesem Jahr! Probleme mit Hitze und Trockenheit könnten wir aber auch bekommen.
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