Gibt es weiße Weihnachten? – Es ist kaum noch ein Ort in Deutschland zu finden, an dem man diese Frage nicht bejahen kann. Die Frage ist jetzt eher, ob es zu viel des Guten werden könnte. Denn das Winter-Wetter dreht in den kommenden Tagen völlig auf.
Winterwetter wie selten
Ich muss wirklich sagen, dass ich solche Wettervorhersagen, wie ich sie momentan verfassen, in dieser Ereignisdichte noch nie verfasst habe. Kein Wunder, haben wir es vielerorts ja schon mit dem schneereichsten Dezember seit Aufzeichnungsbeginn zu tun. Aber scheinbar möchte das Wetter immer noch heftiger werden. Glatteis, heftige Schneefälle und dann strenger Frost, das ist grob die Marschrichtung bis zum Ende des Jahres.
So steht uns in den nächsten Tagen heftiges Wetter ins Haus. Das begann schon heute Morgen mit dem Eisregen – exemplarisch dafür soll folgender Kommentar auf die Radarmeldung der MeteoGroup auf Facebook sein:
“In Mittelhessen (Waldsolms, Schöffengrund. Langgöns, Grävenwiesbach) ist es stellenweise spiegelglatt. Ich hatte 1cm Eis im Hof heute morgen.”
Aber nicht nur Glatteis wird uns in den nächsten Tagen beschäftigen, während Frostluft im Norden gegen die mildere Luft aus dem Süden über Deutschland kämpft. Denn schon im Laufe des morgigen Donnerstags gewinnt wieder der Winter mit Schnee, und dieser ersetzt von Nordwesten her wieder den Regen. Das ist aber noch nicht alles:
Tief Scarlett zieht vom Mittelmeer über Polen in Richtung Ostsee und bringt weiten Teilen Deutschlands mehr Schnee, als ihnen lieb ist. Im Westen könnte es romantisch weiß werden. Quelle: wetter24.de
Was wir hier skizziert sehen, ist eine hochbrisante Winter-Wetterlage. Vom östlichen Mittelmeer aus zieht das Tief Scarlett von Heiligabend über die Weihnachtsfeiertage weiter nach Nordosten auf einer zumindest Vb-ähnlichen Zugbahn. Vb (sprich: “fünf B”) bezeichnet dabei die Zugbahn des Tiefs vom Mittelmeer östlich an den Alpen vorbei in Richtung Ostsee. Diese Tiefs bringen dem Osten Deutschlands lang anhaltende und enorme Niederschläge, je nach genauer Zugbahn. Für mehr Details könnt Ihr in meiner Vb-Tief-Erklärung nachlesen.
Das Wetter zu Weihnachten
Dabei schneit es im Norden Deutschlands immer schön weiter, während sonst der Schnee auch mal zu Regen wird. Nur in Bayern starten wir föhnig mit Sonne. Im Verlauf des Heiligabends kommt der Schnee dann von Nordwesten wieder zurück ins Land, dabei kann es im Übergang wieder zu gefährlichem Glatteis kommen!
Spätestens im Laufe der Heiligen Nacht selbst schneit es dann auch in Bayern wieder, während sich der Schneefall hier und überhaupt in der Osthälfte Deutschlands weiter verstärkt. Gleichzeitig lässt der Schneefall von der Nordsee her nach, an den Küsten weht allerdings ein kräftiger Wind, der die Frostluft zurück bringt (siehe Abbildung, blaue Flächen) und die Temperatur sinken lässt. Verwehungen sind möglich!
So richtig, also so reichlich viel Schnee wird es dabei in einem Streifen zwischen Niederrhein und Mecklenburg-Vorpommern geben. 10 oder 20 Zentimeter zusätzlich sollten zwischen Essen, Hannover, Schwerin und Rügen möglich sein. Aber auch Sachsen wird zu kämpfen haben, da der Wind auf Nord dreht und den Schneefall gegen das Erzgebirge drückt. Auch am Alpenrand wird es nach dem letzten Regen kräftige Schneefälle geben! Besonders in Richtung Ostsee sollten Sie mit den Verwehungen damit rechnen, dass so einige Straßen nicht mehr passierbar sind, und ob die Bahn ihr Versprechen halten kann, alle Passagiere nach Hause zu bringen, möchte ich auch stark bezweifeln.
Auch am ersten Weihnachtsfeiertag wird es im Osten Deutschlands noch weiter schneien, besonders in Ostsachsen. Sonst lässt der Schnee aber von Westen immer weiter nach. Die Temperaturen sinken von hier weiter in den Frost. Gleichzeitig kann man am ersten Weihnachtsfeiertag am Rhein vielleicht schon etwas Sonne sehen. Wir sollten aber auch dann noch damit rechnen, dass einzelne Straßen noch nicht wieder befahrbar sind.
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