Entgegen der weithin verbreiteten Annahme, wird die genaue Analyse der Sequenzdaten nicht dazu führen, dass Mann Frauen plötzlich versteht (siehe Cartoon unten).


Artikel in Spiegel Online: Erstmals Erbgut einer Frau entschlüsselt. Ich konnte die offizielle Pressemitteilung leider noch nicht finden, habe aber Gert-Jan van Ommen, den Leiter des Forschungszetrums in Leiden angeschrieben.

—Update 00:05 Uhr—

Mir liegt die Pressemitteilung auf Englisch mittlerweile vor, vielen Dank an Gert-Jan van Ommen für die prompte Antwort.

Er schreibt:

Moreover, while women don’t have a Y-chromosome, they have two X-chromosomes. As the X-chromosome is present as a single copy in half the population, the males, it has undergone a harsher selection in human evolution. This has made it less variable. We considered that sequencing only males, for ‘completeness’, slows insight into X-chromosome varialibity. So it was time, after sequencing four males, to balance the genders a bit“. He smiles: “And after Watson we also felt that it was okay to do Kriek“.

.
Die DNA stammt von Marjolein Kriek, was so ähnlich wie Francis Crick klingt, neben James Watson dem zweiten Entdecker der Struktur der DNA. Die DNA von James Watson wurde schon entschlüsselt.

Ein paar Fakten, die nicht im Spiegelartikel stehen:

  • Die DNA wurde mit der Solexa Methode sequenziert (die andere aktuell hauptsächlich genutzte heißt 454). Hier der Wikipedia Artikel.
  • Das Genom wurde 8-fach oversampled, um eine ausreichende Abdeckung zu gewährleisten, es wurden 22 Milliarden Basenpaare sequenziert.
  • Die Sequenzierung hat 6 Monate gedauert, wurde aber als Seitenprojekt geführt. Wenn die vorhandenen Maschinen voll ausgenutzt worden wären, hätte es 10 Wochen gedauert.
  • Das Sequenzieren hat 40 000 EUR gekostet, nicht gerechnet die weitere bioinformatische Analyse.
  • Es wird wohl noch eine Weile dauern, bis die Sequenz publiziert wird. Zwischen abgeschlossener Sequenzierung und Publikation beim Genom von James Watson lag beispielsweise fast ein Jahr.
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Aus: Sherman’s Lagoon von Jim Toomey. Eingebunden mit freundlicher Genehmigung des Künstlers.

Kommentare (7)

  1. #1 Tobias
    27. Mai 2008

    Ausführliches Update des Artikels um 00:05 mit Informationen aus der offiziellen Presseerklärung.

  2. #3 Fee
    27. Mai 2008

    hihihi!
    super geschrieben und der cartoon ist wirklich klasse!
    gruesse

  3. #4 Ulf Kaschl
    29. Mai 2008

    Ja der Cartoon bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Kann mal bitte jemand überprüfen, ob die urban legend stimmt, nachdem Frauen pro Tag etwa doppelt so viele Wörter sagen wie Männer? Evolutionär gesehen kommt das dann wohl von den Zeiten, als die Jungs sich ohne viele Worte verstehen mussten, weil sie das Mammut sonst platt gemacht hätte.
    Interessant natürlich auch die Aussage, dass das X-Chromosom dadurch eine härtere Evolution durchlaufen habe und less variabel sei. Was ist mit crossing over? Wäre doch bei zwei gleichgebauten X-förmigen Chromosomen häufiger zu erwarten als bei mickrigen Ypsies?

  4. #5 Ulf Kaschl
    29. Mai 2008

    Btw, was mir auch noch nicht ganz klar ist an der Sache… die X-Chromosomen, werden doch durch die Bevölkerung durchgeshuffelt. Dabei wechseln sie auch immer zwischen Mann und Frau. Dadurch sollte der beschriebene Effekt eigentlich ausgeglichen werden, oder?

  5. #6 blugger
    3. Juni 2008

    Ich frag mal nur so: bringen zwei XX größere Überlebenschancen? Immerhin werden Frauen hierzulande älter als Männer. Was fehlt dem Y? Frag ich mal so provokant als Frau. Oder ist das untere Schnipsel nicht so wichtig? Das ist doch die echte Frage: was ist das untere Schnipsel? Und inwiefern gleichen sich X und Y , oder ist beim Y alles umgelagert und doch doppelt variabel vorhanden?

  6. #7 La Martina
    14. Juni 2010

    Ja der Cartoon bringt es ziemlich genau auf den Punkt. Kann mal bitte jemand überprüfen, ob die urban legend stimmt, nachdem Frauen pro Tag etwa doppelt so viele Wörter sagen wie Männer? Evolutionär gesehen kommt das dann wohl von den Zeiten, als die Jungs sich ohne viele Worte verstehen mussten, weil sie das Mammut sonst platt gemacht hätte.
    Interessant natürlich auch die Aussage, dass das X-Chromosom dadurch eine härtere Evolution durchlaufen habe und less variabel sei. Was ist mit crossing over? Wäre doch bei zwei gleichgebauten X-förmigen Chromosomen häufiger zu erwarten als bei mickrigen