Marcus hatte hier schon auf einen Artikel in der Zeit Wissen hingewiesen. Der Autor hatte das “Institut für Rationelle Psychologie” und dessen Publikationen mal etwas genauer unter die Lupe genommen, nicht ganz zu deren Vorteil.


Ein wesentlicher Vorwurf: Die psychophysiologischen Datenerhebungen sind unwissenschaftlich, da sie nicht nachvollziehbar sind. Die Methoden bleiben Geschäftsgeheimnis, keiner kann sie reproduzieren.
Das hat dem Herrn Ertel nicht so gut gefallen und der versucht jetzt Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Hier nachzulesen, auch bei der Zeit.
Daraus der schöne Abschluß:

Vielleicht ist genau das ja auch das Problem, das Henner Ertel mit dem Text von Jochen Paulus hatte: Dass er von einem Wissenschaftsmagazin Hofberichterstattung erwartet, die nach dem alten Muster “Die Wissenschaft hat festgestellt” funktioniert, in der die tollsten, spannendsten und aufsehenerregendsten Phänomene erklärt und hochgejubelt werden.
Wissenschaftsjournalismus aber, wie ihn ZEIT Wissen, die ZEIT und andere Medien verstehen, funktioniert anders. Für uns gehört immer dazu, skeptisch zu sein, zu analysieren, weiterzudenken – kurz: kritisch zu sein.

Viele Wissenschafts-Artikel sind und bleiben ein “die Wissenschaft hat festgestellt”, das ist von sich aus ja nichts Schlechtes! Der wesentliche Aspekt ist der gesunde Menschenverstand und eine gewisse Skepsis im letzten Satz. Leider läßt der normale Alltag bei den Tageszeitungen & Co. selten Raum für Recherchen.
Jetzt könnte man direkt wieder den alten Streit aufwärmen, daß Blogger viel besser sind als “klassische” Journalisten. Ich sehe die Schuld aber eher beim Leser. Jeder kriegt, was er verdient. Und wenn die Zeitungen NUR das bringen, was sich verkauft, dann werden sich solche Institute auch weiter mit gut verkaufenden neuen Ergebnissen präsentieren können. Aber der Fall Bankhofer hat ja gezeigt, daß ein öffentliches Interesse besteht an “richtigem” Wissenschaftsjournalismus.

Kommentare (12)

  1. #1 Thilo
    August 6, 2008

    Das ist jetzt ein schwieriges Thema. Denn auch die Leute, die ständig irgendwelche “Fehler” in den Arbeiten der Klimaforscher (oder in Helm-Studien, evolutionsbiologischen Arbeiten usw.usf.) finden, sehen sich in ihrem Selbstverständnis ja wahrscheinlich so wie zitiert: “Für uns gehört immer dazu, skeptisch zu sein, zu analysieren, weiterzudenken – kurz: kritisch zu sein.”

    Insofern denke ich schon, daß Wissenschaftsjournalisten über das berichten sollten, “was die Wissenschaft festgestellt” hat. Die inhaltliche Kontrolle findet innerhalb des Wissenschaftsbetriebs, über Fachzeitschriften etc. statt. Das können Journalisten überhaupt nicht leisten.

    Um Meldungen über unseriöse Forschung zu vermeiden, ist es m.E. wichtiger zu wissen, welche Quellen (aus Sicht der Wissenschaft) als seriös angesehen werden, als unbedingt die Inhalte der Forschung selbst beurteilen zu können.

  2. #2 Chris
    August 6, 2008

    Wie ich schon sagte, “die Wissenschaft hat festgestellt” war, ist und wird auch weiterhin einen Schwerpunkt der Wissenschaftjournalisten darstellen, keine Frage.
    Die inhaltliche Kontrolle wird innerhalb des Wissenschaftsbetriebs bleiben, auch da gebe ich Dir Recht. Wenn der koreanische Klonfälscher bei den großen Journals durchkommt, können das Journalisten nicht noch nachprüfen.
    Aber ein klein wenig Skepsis und wenn es komisch klingt, noch mal ein zweite oder dritte Quelle überprüfen, das sollte Pflicht der Journalisten sein. Aus verschiedenen Diskussionen weiß ich, das dazu aber manchmal auch einfach die Zeit fehlt (bzw. das Geld, weil die Zeit niemand bezahlen will).

  3. #3 Henner
    September 7, 2008

    Zwei gute Kommentare.
    Zitat von Chris “….Aber ein klein wenig Skepsis und wenn es komisch klingt, noch mal eine zweite oder dritte Quelle überprüfen…”
    Genau. Also einfach die Gegendarstellung von unserer Seite abrufen.

  4. #4 Thilo
    September 7, 2008

    @ Henner Ertel:
    Nur zur Klarstellung: mit “Die Wissenschaft hat festgestellt” meinte ich natürlich den üblichen Wissenschaftsbetrieb mit Veröffentlichungen in Fachzeitschriften etc., und nicht “multidisziplinäre” Institute mit (den Zitaten im ZEIT-Artikel nach) zweifelhaftem Ruf.
    Ich hoffe, Sie finden den Kommentar trotzdem noch gut.

  5. #5 Chris
    September 8, 2008

    @Henner
    Dann schicken Sie mir doch Ihre “Gegendarstellung”. Diese ist leider nicht online verfügbar. Ist das wirklich so gewollt? Sinnvoll erscheint das nicht…

  6. #6 Thilo
    September 10, 2008

    “Hat ein vermeintlich führender Psychologieexperte jahrzehntelang deutsche Medien genarrt? Henner Ertel wurde jetzt von einem Wissenschaftler wegen Missbrauchs akademischer Titel angezeigt. Die Universität, deren Rektor Ertel sein will, existiert offenbar nur auf dem Papier.” schreibt der Spiegel: https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/0,1518,577236,00.html

  7. #7 Henner
    September 12, 2008

    Die Gegendarstellung kann über grp-net.com abgerufen werden

  8. #8 Chris
    September 12, 2008

    @Henner
    Nein, abrufen / downloaden geht anders.
    Aber ich habe ihr Formular mal ausgefüllt und lass mich überraschen….

  9. #9 gert
    September 15, 2008

    Herr Chris,
    wir garantieren Ihnen, dass wir nach Versand der PDF Ihre Daten sofort löschen.
    Wenn Sie ggf. spätere Nachträge zu den Gegendarstellungen haben wollen, werden Ihre Daten nur dafür benutzt.

    Hier der 3. Nachtrag

    1. Der anerkannte und ausgezeichnete Autor Jochen Paulus ist ein Lügner*).
    *)Wörterbuchdefinition: Wer nicht die Wahrheit sagt, falsche Aussagen
    machen, wahrheitswidrige Behauptungen verbreitet… = ein Lügner.

    2. Der smarte Chefredakteur Herr Jan Schweitzer des renommierten Heftes
    Zeit Wissen und der Chefredakteur Herr Wolfgang Blau von Zeit Online
    haben ungeprüft die Lügen des Autors Jochen Paulus verbreitet.

    3. Der weltweit anerkannte und renommierte Prof. Dr. N. Birbaumer und
    Prof. Dr. R. Pietrowsky haben Gutachten erstellt, ohne überhaupt
    irgendwelche wissenschaftlichen Unterlagen gehabt zu haben. Das ist in
    etwa so, als wenn ein Arzt eine Diagnose erstellt, ohne einen vernünftig
    untersucht zu haben oder sich dafür den Bruder angesehen hat. Sein
    Gutachten Krebs, keine Überlebenschance, ein genialer Gutachter, alles
    ohne einen gesehen zu haben oder nur den Bruder.

    >>> An die oben zitierten Herren. Spätestens jetzt müssten sie doch
    eine Strafanzeige wegen Verleumdung gegen uns erstatten. Denn solche
    ehrverletzenden und rufschädigenden Behauptungen kann und darf man so
    nicht stehen lassen.

    4. Vielleicht kann uns jemand in diesem Zusammenhang außerdem die Frage
    beantworten? Wie nennt man jemanden, der eine Lüge weitergibt, ohne den
    Wahrheitsgehalt zu überprüfen? Sind das leichtsinnige oder hinterhältige
    “Lügenverbreiterer”, “Lügenmultiplikatoren” oder sind es “Denunzianten”?
    Bei allen Schreibern entschuldigen wir uns, die ersten beiden brutale
    Wortungetüme.

    Alles Gute – bis zum nächsten Nachtrag

  10. #10 Thilo
    September 15, 2008

    @ “gert” :
    Wenn Sie schon wörtlich dieselben Kommentare auf verschiedenen Blogs posten, sollten Sie wenigstens auch immer den selben Namen verwenden.

    Auf https://www.scienceblogs.de/wissen-schafft-kommunikation/2008/09/der-fall-henner-ertel-die-dritte.php
    steht jedenfalls Wort für Wort derselbe Kommentar, nur daß der Verfasser dort “petra” heißt.

  11. #11 Chris
    September 15, 2008

    @Thilo
    Vermutlich haben sich die beiden Mitarbeiter nicht abgesprochen, wer wo in welchem Blogartikel antwortet. Scheinbar durchforsten Sie gerade Foren danach.
    Als E-Mail wird immer die selbe info@ angegeben….

  12. #12 Thilo
    September 15, 2008

    @ Chris:

    lustiger Zufall auch, daß offenbar alle Mitarbeiter des GRP Namen haben, in denen die 3 Buchstaben E,R,T vorkommen:
    ertel, petra, gert, …
    Mal sehen, wie viele Mitarbeiter man dort noch aus dem Hut zaubert. Scheint ja ein großes Institut zu sein.