Durch verschiedene Umstände kam ich erst jetzt dazu, das besagte Werk vom Erfolgsautoren zu “geniessen”. Nicht auszudenken, ich hätte mir damals die Hardcoverversion zugelegt. Eigentlich verschlinge ich solche Bücher, wenn ich denn die Zeit dazu habe.
Um es vorweg zu nehmen, “Next” lohnt sich nicht im Geringsten.
Spoiler:
Hatte er damals mit Dinopark 1 noch wirklich ein Thema wissenschaftlich halbwegs korrekt abgehandelt und damit einen neuen Trend der Science-Fiction eingeläutet, ist “Next” eher lau.
Bei “Beute” hatte er sich auf Nanotechnik und künstliche Intelligenz eingeschossen, ganz nett.
Die Themen jetzt von “Next”:
-transgene Tiere
-Genpatente
-Gentherapie
-Gen-Ethik
-Organhandel
-Vaterschaftstests
Klingt nach ziemlich viel, ziemlich starken Tobak?
Jep, ist es auch. Zu viel für den guten Herrn Crichton. Alles wird irgendwie in verschiedenen Handlungssträngen erzählt, die sich dann natürlich kreuzen und vermischen. Alles wird irgendwie angerissen, aber nicht richtig. Und vor allem: Es ist viel Unsinn. Zu viel.
Während man “Dinopark” vielleicht noch gutheißen kann, dass es einen Beitrag zur Wissenschaftskommunikation geleistet hat und den Lesern die Gentechnik etwas nahe gebracht hat, wird bei “Next” eigentlich nur Panik gemacht.
Grobe Geschichte: Mann hat Krebs, bei der Therapie wird Gewebe entnommen. Aus dem Gewebe wird eine ganz tolle Zell-Linie etabliert. Die wird patentiert und für Milliarden verhökert, von der Uni. Der Spender geht leer aus und ist sauer. Er läst alle Zellkulturen kontaminieren(geht ja ganz einfach), die böse Biotechfirma braucht neue Zellen, weil sie ihr ja gehören. Spender taucht unter und was macht die böse Firma? Sie beauftragt Kopfgeldjäger, um bei der Tochter des Spenders, ggf. auch bei seinem Enkelsohn neue, frische Zellen zu organisieren! ARGH!
Das ist Mendel-Genetik etwa 10.Schulklasse. Klar, die Zellen vom Enkel sind ja ganz bestimmt identlisch mit denen des Opas. Deshalb haben wir ja auch nirgendwo irgendwelche Probleme der Organtransplantaten, weil irgendein Verwandter findet sich immer….[Ironie aus] Welcher Ghost-writer hat diesen Unsinn verzapft? Der Enkel hat nach Mendel, um es mal nicht sooo kompliziert zu machen (MHC-Gene etc sind weitaus komplexer!!), vermutlich noch ein Viertel der Gene des Opas (die Tochter die Hälfte)… Das war der erste Patzer, doch die nächsten kommen zugleich.
Anderer Handlungsstrang, ein Forscher arbeitet mit transgenen Schimpansenembryonen, denen er irgendwelche menschlichen Gene einpflanzt, um Autismus zu erforschen. Durch einen seltsamen Zufall muss er seinen Versuch abbrechen, ohne sein Wissen wird der transgene Embryo aber ausgetragen und es entsteht – festhalten – ein Schimpanse, der super schlau ist und sprechen kann. Der unwissende Forscher erfährt davon, adoptiert sein Schimpansenkind und schickt es zur Schule unter dem Deckmantel einer seltenen, genetischen Haarwuchs-Krankheit.
Es geht in diesem Stil so weiter, im großen Showdown wird der Affe zum Retter und die Zell-Linien-Besitzer dürfen per Gerichtsbeschluß nicht die Zellen der Tochter oder des Enkels verlangen….
Moral der Geschicht: Nicht jedes hippe Thema eignet sich und nur weil ein Autor mal gute Bücher geschrieben hat, ist das kein Siegel für andere Werke.
1 Das Buch kam gefühlte Ewigkeiten VOR Jurrasic Park raus!
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