Gestern abend ging es bei Hart aber fair etwas heiß lauwarm her. Was mich immer tierisch annervt ist das Schwarz-Weiß Denken. Endweder oder. Dazwischen gibt es nichts. Allerdings kam zumindest die Stichwörter Placebo und Selbstheilung auf.
Und auch in den Kommentaren bei Ulrich kam hier u.a. die Frage nach der Selbstheilung im Zusammenhang mit Placebos auf. Das ging in der Sendung leider total unter.
Vor ein paar Tagen bin ich nämlich genau zu dem Thema über ein interessantes Forschungsprojekt gestolpert. Prof. Schedlowski erforscht (u.a.) die Wirkung von Placebos. Um etwas genauer zu sein, die Kopplung von Immunsystem und Hormonsystem.
Viele der Aspekte sind nicht neu, Teure Medikamente wirken besser als günstige, die Patienten genesen besser, wenn sie sich wohl fühlen um vom Arzt ernst genommen fühlen, das kennt man. Bei Kindern hilft ein wenig Aufmerksamkeit und das obligatorische Pusten des Kratzerchens, um sofortige “Heilung” zu erreichen.
Prof. Schedlowski versucht diese Selbstheilung zu ergründen. Welchen Einfluß hat das Hormonsystem auf das Immunsystem?
So konnte er im Tierversuch Ratten zur Medikamenten-Wirkung konditionieren.
Im klassischen Pawlowschen Reflex reagierten die Tiere auf Zuckerwasser, obwohl die vorher immer parallel zusätzlich gegebenen Medikamente fehlten. Dieser Versuch ließ sich auf den Menschen übertragen. Selbst nach Aufklärung der Probanden blieb der Effekt erhalten, nur mit Schlüsselreiz reagierten sie mit dem Effekt des Medikaments.
Hier sollten die beiden Parteien Eso/Kritiker mal einen Schritt aufeinander zugehen, anstatt sich immer in ihre Ecken zu verkriechen und auf den anderen zu zeigen.
-Es gibt definitiv Placebo-Effekte. So what? Was spricht dagegen, sie auch zu nutzen? Wenn bei 44 Prozent der Patienten eine Pseudo-Akupunktur eine Linderung der Rückenschmerzen bewirkt, dann ist das doch gut! Vor allem, wenn medikamentös nur 27 Prozent eine Verbesserung feststellten!
-Wenn Heilpraktiker und Co. sich mehr um ihre Kunden kümmern und einfühlsamer sind kann das ein wesentlicher Grund für ihren “Heilungserfolg” sein. Können die Krankenkassen dann mal bitte den Hausärzten mehr Zeit für eine Behandlung einräumen!
Wenn die Stimmungslage, der Hormonstatus einen Einfluss auf die Genesung hat, sollte das noch weiter erforscht werden.
Hoffentlich bekommen die Studien von Schedlowski & Co. noch mehr Unterstützung. Welche enormen Konsequenzen könnten die Ergebnisse haben! Patienten werden zunächst mit Medikament konditioniert und die Wirkung bleibt danach mit Placebos erhalten…
Hier noch ein paar Lesetipps auf der Zeit hier und hier unddem Westen.
Übrigens noch ein paar schöne Zitate aus Hart aber fair:
Beda Stadler:
“Jetzt fehlen nur noch Uri Geller und Nina Hagen” (als Fliege mit seinem Granderwasser anfing)
vom Psychiater und Theologen! Manfred Lütz:
“Lieber vertraue ich einem atheistischen Wissenschaftler, als einem esoterischen Christen!”
Nur ums klarzustellen: Ich möchte hiermit keine Befürwortung der Homöopathie und anderem Esokram abgeben! Aber der Placebo-Effekt kann und sollte mehr als Therapie bei kleinen Weh-Wehchen erforscht werden.
Dazu auch der Physiotherapeut, der in der Sendung mit Ohrenkerzen verstopfte Nebenhöhlen durchgepustet hat gearbeitet hat: “Natürlich hat er sich bei seinem Krebs Schulmedizinisch behandeln lassen, nur die Begleiterscheinungen hat er mit Naturheilmitteln behandelt”
DAS ist der entscheidende Unterschied. Es muss eine deutliche Grenze geben. Wenn Eltern ihre krebskranken Kinder von einem Eso behandeln lassen, dann ist das schlicht kriminell.
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