Vorweg: Ich lese gerne, nein, ich verschlinge Science-Thriller (laut einem Werbeposter inzwischen eine eigene Gattung). Schöne, seichte Unterhaltung, quasi Krimi mit wissenschaftlichem Hintergrund. Genau das richtige für die Bahnfahrt. Man muss nicht parallel googlen, nicht viel nachdenken, einfach abschalten.
Das war einer der Gründe für “Der Duft” von Karl Olsberg. Der andere war, dass “Das System” (das Vorgänger-Buch) scheinbar wohl sehr gut gelaufen ist.
Die Story: Zwei Unternehmensberater müssen ein Feldlabor in Afrika auf seine Wirtschaftlichkeit testen, reisen danach quer über den Kontinent und müssen “die Welt vor dem Chaos” retten. Gorillas im Nebel, Biotech, Terror, Nahostkonflikt und Pheromone, das sind die Zutaten, die hier schön gemischt werden.Garniert mit einer überraschenden Wende als man denkt, es ist vorbei.
Dem Anspruch der Unterhaltung kommt das Buch nach, mehr aber auch nicht. Nett, vielleicht auch für den Urlaub am Pool o.ä.
kleiner SPOILER!
Gewidmet ist das Buch Dian Fossey und den Berggorillas, die danach aber eigentlich nur eine Nebenrolle spielen (also die Gorillas). Die Geschichte fängt in Deutschland an, ein wenig autobiographisch bekommt der Leser einen leichten Einblick in die Welt der Unternehmensberater. Die Helden fahren zur ominösen Biotechfirma und dann geht´s los.
Mehrere Handlungsstränge werden parallel begonnen und, man ahnt es, verweben sich am Ende zum finalen Höhepunkt. Die Biotechfirma, eine Gorillaforscherin, ein Massaker in einer Schule in Bagdad, das ominöse Forschungszentrum im Dschungel und eine Nahost-Friedenskonferenz. Sehr schnell kann man sich zusammenreimen, wie die Geschichte ausgehen wird.
Erinnert sich jemand an die Schlußszene von “Das Parfüm”? Er schüttet sein Parfüm über sich und alle Umstehenden rasten aus, getrieben von animalischen, instinktiven Reaktionen. Mit einem gewissen Sinn zur Eigen-Ironie erklärt eine der Hauptfiguren die Wirkungsweise auch so:
Hast Du mal ´Das Parfüm´gelesen?
Nein, warum?
Ist ja auch egal, […]
Das ist die Kernidee von “Der Duft”. Ein böser Biotech Forscher soll eigentlich biologische Schädlingsbekämpfung entwickeln und bastelt daneben noch an diesem Terror-Werkzeug. Ein Pheromon (was aber irgendwie auch ein wenig nach Zimt riecht), hochkonzentriert, so dass alle Männer (und nur die) ausrasten und in einen Blutrausch verfallen. An dieser Stelle blitzt ein wenig Wissenschaft auf. Pheromone, ihre Wirkungsweise und die Bedeutung eines solchen Öko-Insektizids (das eigentliche Forschungsthema) für die Welternährung.
Bei der Beschreibung der Labore und der Tierställe seicht es dann aber gleich wieder ab. Lediglich die Freilandversuche erklären dann noch mal wissenschaftliche Basics. So macht man Versuche, Beobachten, Messen und Kontrollieren…
Die Geschichte hat den faden Beigeschmack, sehr stark konstruiert worden zu sein und auch hier kommt wieder die Eigen-Ironie:
Und mal ehrlich: Die ganze Geschichte ihrer Flucht ist doch ziemlich weit hergeholt, meinen Sie nicht auch? Klingt doch, als hätte sich das irgend so ein Thrillerautor ausgedacht!
An manchen Stellen kommt mir zu deutlich die Moralpredigt rüber. Etwa im Zoo
Vielleicht ist das der Sinn von Zoos: den Menschen zu zeigen, was für großartige Geschöpfe es auf der Welt gibt, damit wir nicht vergessen, was uns verloren geht.
Oder was wir schon verloren haben.
Nun, wie gesagt, so viel ´Science´ ist hier nicht wirklich drin. Aber auch keine derben Patzer, das ist schon mal löblich! Es bleibt der dumpfe Beigeschmack, dass ´Das Parfüm´, ´Gorillas im Nebel´ ein wenig aktueller Bezug (Nahostkrise) und weil es gerade Mode war, noch eine geheime Bruderschaft der ´Illuminati´ oder ´Sakrileg´ in den Mixer geraten sind. Heraus kam ´Der Duft´. Wenn der Autor Glück hat, demnächst in einer Sat1-Eigenproduktion mit “Weltpremiere” am Freitagabend…
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