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Dies ist das Buch, das mit dem Begriff “Sciencethriller” Werbung gemacht hat. Und ich bin drauf reingefallen angesprungen. Wollen wir doch mal sehen, was da wirklich an Wissenschaft drin steckt. Und das gleich vorweg: Mehr als man bei der Story glauben mag. Die grobe Story: Aktueller und alter Wohlstandsmüll hortet sich im Sumpf zusammen und entwickelt eine Schwarm-Intelligenz. Ja richtig, Der Schwarm läßt grüßen, ist zusammen mit Beute in den Mixer gekommen.

Der Umschlag verspricht nichts Qualitatives:
Es kann jederzeit passieren.
Es lebt, es wächst, es denkt.
Eine wahre Geschichte, die nur noch nicht geschehen ist.


Die Geschichte:
Eigentlich sollten die Hauptakteure nur im Sumpf ein wenig ausgelaufenes Toluol beseitigen, dabei begegnen sie einem Tümpel mit merkwürdigen Eigenschaften. Mitten in der sengenden Hitze bildet sich Eis. Und verschwindet wieder. In der Studienabbrecherin erwacht der Forscherdrang, sie versucht den Tümpel zu erforschen und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Im Tümpel haben sich ehemalige Nano-Wetterstationen mit alten Solarzellen und anderem Schrott mit Hilfe von Bakterien-Zellplasma zu einem kleinen, feinen neuronalen Netz selbstständig gemacht, brechen aus, sollen eingefangen werden, brechen wieder aus, wachsen und mehr verrate ich nicht.
Schön gerade wird die Story recht schnell und spannend erzählt, ohne komplizierte Nebenhandlungen, die sich dann irgendwann zum Großen vereinen.
Gut und plastisch werden die beiden Charaktere vermittelt, die unterschiedlicher nicht sein könnten, der farbige Musiker, der abends in verschiedenen Bands spielt, um seiner Tochter den Unterhalt bezahlen zu können und die reiche Göre, die das MIT Studium abgebrochen hat und durch die Welt vagabundiert. Zwei Welten treffen aufeinander, die sich langsam annähern. Leider verebbt diese Kontroverse Vodoo – Science sehr schnell wieder, um der Action zu weichen. Schade, die Parallelen zu unseren Klima-Trolls bei Scienceblogs sind verblüffend, auch wenn Vodoo bis jetzt (noch) nicht auf dem Programm war, hätte man vielleicht was lernen können.

Max beneidete den Chef, dass er so gebildet sprechen konnte. Mr. Sacony war wie Ceegie, voller Wissen, das er aus Büchern hatte.

Gegnerin der Heldin ist übrigens eine verbitterte, alte Wissenschaftlerin, die für ihre Karriere im Labor ihr Privatleben geopfert hat und an ihrem 60. Geburtstag deprimiert zurückblickt. Leider auch viel Wahres dran. Beide Wissenschaftler habe ihre eigene Theorie, und versuchen mit entsprechenden Experimenten / Proben ihre Hypothese zu untermauern und beim Chef zu punkten.
Diese kleinen, aber feinen Unterschiede machen Watermind wirklich zu einem Sciencethriller, Respekt! Die Story über den Wohlstandsmüll ist sehr weit hergeholt, aber nicht mit dem Beigeschmack einer Zaunpfahl schwingenden Moralpredigt.

So weit ist das Buch recht akzeptabel. Bis zu Kapitel 110, wo das abstruse und vollkommen lächerliche Finale kommt.
Ich empfehle, an diesem Kapitel aufzuhören und das Buch wegzulegen. Open End. Sonst ärgert man sich nur über ein derart unwürdiges und abruptes Ende.

Ein paar kleine Fehler haben sich, vermutlich in der Übersetzung, reingemogelt:
-Taucher mit Sauerstoffflaschen
ARGH! Pressluft! Ganz ordinäre, stinknormale Luft atmen (fast) alle Taucher, auf jeden Fall die hier beschriebenen.
-Ein portables Elektronenmikroskop.
Ja nee, is klar. Entweder hat die Autorin noch nie eins gesehen, oder der Übersetzer hat gepatzt. Leider scheint es, dass die Autorin selbst es verzapft hat, weil sich einer der Wissenschaftler ÜBER sein tragbares Elektronenmikroskop beugt und dann sieht, wie aus dem Zellkern Nanobauteile ausgeschleusst werden. Alter, so einen Dummfug gibt es noch nicht mal bei CSI!

Bis auf diese derben Patzer zeigt das Buch jedoch viel Wissenschaft, die Story selbst ist im Grunde reine Evolution, quasi Endosymbiontentheorie auf High-Tech.
Auch das miserable Ende ist nur eine logische, wissenschaftliche Schlussfolgerung.

Mit den erwähnten Abstrichen empfehlenswert.


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