Am Donnerstag war ich auf einer kleinen Vor-Pressekonferenz im bald eröffnenden Science Center in Köln. Naja, im Grunde durften wir die Baustelle teilweise besichtigen. Denn erst Anfang April wird alles (hoffentlich) fertig sein und der Öffentlichkeit präsentiert. Am Donnerstag war alles noch eine sehr große Baustelle, sowohl um das Odysseum drum herum als auch drinnen. Zu bestaunen gab es die Themenwelt Erde, und auch hier waren noch viele Exponate eingepackt / noch nicht fertig.
Das Odysseum ist ein modernes Science Center, oder, wie es in der Pressemeldung heißt: Das erste Science Adventure Deutschlands. Soll heißen, Kinder (und Erwachsene) sollen auf Entdeckungsreise gehen. Anpacken und Ausprobieren ist Pflicht, und das durchgängig. Wie auch bei anderen Science Centern wie etwa hier 1, gibt es durchweg interaktive Exponate. Wissen soll man BE-Greifen, im wörtlichen Sinn. Finde ich klasse, habe mich eh schon lange gefragt, warum es nur so wenige Science Center bei uns gibt.
Wie gesagt, zu Testen gab es den Themenbereich Erde, die Besucher kommen durch eine Schleuse in einen großen, schwarzen Raum, Sternenbilder leuchten in den Wänden, in der Mitte dominiert eine große Erde (die sich auch von Innen erforschen läßt). Direkt am Eingang gibt es ein lustiges Exponat:
Faktor Zehn ist der recht trockene Titel. Wenn man seine Hand in die Mitte des Exponates legt, erscheint auf einer Leinwand eine Real-Time Aufnahme des Tisches. Drückt man jetzt einen der Knöpfe, wechselt die Perspektive um die jeweilige Zehner-Potenz. Wie man es aus Google Earth kennt, sieht man die Luftbilder vom Odysseum, Köln, NRW, etc. bis hin zu 1024 Meter kann man ins Weltall schweben, das ist deutlich mehr als Google Earth kann und sieht wirklich gut aus. Nicht sonderlich neu, aber gut gemacht. Richtig beeindruckend wird dann aber der direkte Sprung auf die Atom-Ebene zu 10-13 Meter. Sehr witzige Animation, vorbei an Planeten, Kontinenten, Hautzellen, DNA-Helices hin zum Proton.
Ferro-Fluid war ein weiteres Exponat. Leider nur mit Permanent-Magneten ausgestattet, können maximal drei Besucher mit Feldlinien experimentieren.
In etwa sieht das dann so aus:
Sehr spassig. Auch noch eingepackt gibt es direkt daneben ein “3-D Rhönrad”, dieses lustige FolterGerät, bei dem man wirklich sämtliche Raumdimensionen gleichzeitig erfahren muss kann. Wie heißt das eigentlich wirklich?
Geht man eine große Rampe um die Erde herum auf die untere Ebene, erreicht man weitere Exponate.
Der Lichtschalter wurde in Köln erfunden, habe ich gelernt. Ein weiterer Erfahrungstisch besteht aus einem Drehknopf und einer Lampe (OK, ein paar Anzeigen sind auch noch drauf.) Dreht man am Knopf, wird die Lampe dunkler oder heller. Spektakulär. Ich werde mein Bad zum Exponat deklarieren und Eintritt verlangen. Eigentlich soll man hier was von Widerstand, Ohm und Strom lernen, dafür ist auch das Voltmeter. Letztlich habe ich hier aber wirklich nur einen Dimmerschalter, wie sie in jedem Baumarkt zu haben sind. Auch die aufgezeichneten Schaltungskreise werden vermutlich nur den Physiklehrer begeistern. Hat mich jetzt nicht so vom Hocker gerissen, wenn ich den Widerstand in Form von weiteren (symbolischen) Widerständen erhöhen könnte, wäre es vielleicht etwas platischer geworden. Aber nur einen Knopf zu drehen, das ist mir zu wenig.
Das Gefangen-Dilemma kennt der SB-Leser schon von Ali. Hier können zwei Besucher an zwei Computer gegenüber sitzen und es an verschiedenen Varianten testen. Das ganze läuft unter dem Thema Globalisierung und soll das Thema Politik etwas plastischer beleuchten. Finde ich gut, mal eine etwas andere Sichtweise und nicht nur Naturwissenschaften. Weitere Exponate zum Thema Globalisierung ergänzen das Thema. Zu sehen gibt es etwa auch ein Million Euro (leider zerschreddert).
Benachbarte Schulen testen zwischendrin immer mal wieder die Exponate und sorgen so für den letzten Feinschliff.
Es waren nur ein paar der insgesamt über 200 Exponate offen und auch die anderen Themenwelten konnte ich nicht einsehen. Hauptzielgruppe sind Schüler von 7 – 15 Jahren, einige Exponate sind aber schon für Kleinkinder ab 2 (in der “Kinderstadt”).
Als Entertainer wurde übrigens eigens ein “verrückter Prof.” gecastet. Erst habe ich mich ein wenig aufgeregt, dass Wissenschaftler immer als verrückte Doc Browns dargestellt werden.
Andererseits, die besten Vorlesungen hatte ich bei einem eben genau solchen Dekan, Knoff-Hoff / Sendung mit der Maus in real. Montag morgens um 8.15 war der Hörsaal voll! Manche Dinge habe ich sogar bis heute behalten 😉
Also, mal ehrlich, Wissenschaftler müssen ein wenig verrückt sein, von daher haben sie schon Recht.
Ich bin gespannt auf die Eröffnung und die ganzen anderen Themenwelten: Cyberspace, Leben, Mensch, Kinderstadt und auch einen Außenbereich wird es geben. Der Homepage kann man schon ein paar Andeutungen entnehmen, wie etwa der Publikums-Magnet T-Rex oder “Schwerelosigkeit”.
1 Das Science Center in Bremen habe ich vor (viel zu) langer Zeit begeistert besucht. Inzwischen wurde kräftig ausgebaut, so dass eine Beurteilung unfair wäre und den neuen Exponaten nicht gerecht würde.
Die Bilder sind vom Odysseum Köln
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