Wie sie locken und lügen, sich warnen und wehren… klingt nach der neuen Staffel von Sex and the city – ist es aber nicht, sondern der Untertitel des Buches.
Wie bei dem Titel nicht anders zu erwarten geht es um die unterschätzten Fähigkeiten von Pflanzen.
Nach dem Prolog auf den ersten Seiten hätte ich das Buch aber fast wieder weggelegt. Die armen Pflanzen, die immer untergebuttert werden, selbst Kinder lernen mit der bösen, gefrässigen Rauper Nimmersatt schon, das Pflanzen nur dumme Nahrung sind. “Die kleine Pflanze Immersatt” fehle, um Kindern die Voreingenommenheit zu nehmen.
Himmel, ein Anti-Vegetarier, der die Pflanzen retten möchte?
Nur so am Rande, vom selben Autor der voreinnehmenden Raupe gibt es Nur ein kleines Samenkorn
Ich habe dennoch weiter gelesen und wurde belohnt.
Genau genommen ist der Titel der eines ausgezeichneten zweiteiligen Film. Dieses Buch ist eine Art “Making-Of des Films” und das “Buch zum Film” in einem.
Neben dem eigentlichen Filminhalt wird auch die eine oder andere Anekdote vom Dreh geschildert. Während der Film etwa nur die gefrässigste Pflanze der Welt (Eine Kannenpflanze, die 6.000 Termiten ein einer Stunde vertilgt) zeigt, erfährt der Leser auch von der beschwerlichen Suche nach der richtigen Pflanze am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt.
Auch der sprichwörtliche Pflanzensex mit den Bienchen und Blümchen wird im Buch um interessante Details erweitert. Ich hatte bisher noch nichts gehört vom Rektor Sprengel, der seinerzeit den Frevel begann, den Pflanzen eine geschlechtliche Fortpflanzung zuzuschreiben. Pflanzen war rein und begatten sich selbst, das war damals die gängige, schon fast religiöse Ansicht. Sprengels Publikation aus dem Jahr 1793 wird erst 70 Jahre später ernst genommen und erfährt den verdienten Respekt.
Aber zurück zum Buch. Das ganze liest sich ein klein wenig wieder das legendäre “Die letzten Ihrer Art”. Etwa wenn ein Prof. die hochverdünnte Duft-Kommunikation der Pflanzen erläutert. Die Konzentrationen sind so gering, dass sie bisher einfach nicht detektierbar waren. Oder, um es plastischer zu machen
“Das ist wie ein Furz neben einer Kläranlage”
Insgesamt ein sehr schön zu lesendes Sachbuch, dass sehr gut neben den eigentlichen Fakten auch viel über die Hintergründe erzählt, sowohl des Tier- bzw. Pflanzen-filmers, als auch über die Wissenschaftler selbst und ihre Arbeitsweisen und alltäglichen Probleme.
Richtig abgerundet wird das Buch durch den eigentlichen Film selbst, der auf DVD beiliegt. Auch hier werden neben der eigentlichen Geschichte ein paar kleine Anekdoten des Drehens gezeigt, die im Buch nicht erwähnt wurden.
Mein Fazit: Absolut empfehlenswert, erst recht für Vegetarier 😉
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