Ich weiß, das ist nicht wirklich eine wissenschaftliche Überschrift, aber man muss halt was tun für die Klicks und ich werde gleich noch erklären, was es damit auf sich hat.

Zunächst einmal der Hinweise auf einen hervoragenden Artikel bei Blood’n’Acid über die Meldung, dass Jack The Ripper identifiziert wurde. Es wird im Detail beschrieben, welche Verfahren angewandt wurden und welche Fragen noch offen sind.

Bei Astrodicticum Simplex geht es um die Frage, woher das seltsame Venusleuchten kommt, das Astronomen aus mehreren Jahrhunderten gesehen haben. Das Problem ist, dass man gar nicht weiß, ob es das Leuchten wirklich gibt. Wenn dem so ist, dann sind Blitze wohl die wahrscheinlichste Erklärung.

Und nun die Eier. Julia Fischer forscht am Deutschen Primatenzentrum und hat zwei Jahre lang Guinea-Paviane beobachtet. Die interessante Entdeckung: Die Männchen in der Gruppe kooperieren, auch wenn sie nicht verwandt sind. Das ist nicht die Regel, andere Paviane konkurrieren mit Artgenossen, die nicht aus der gleichen Familie stammen. Für die Guineapaviane hat die Kooperation Vorteile, es gibt viel weniger rivalisierendes Verhalten untereinander sowie weniger Aggression gegenüber Weibchen als beispielsweise bei Bärenpavianen. Dementsprechend sind auch äußere Merkmale, die mit intrasexueller Konkurrenz in Verbindung gebracht werden, wie beispielsweise die Größe der Eckzähne oder der Hoden, bei Guineapavianmännchen im Vergleich zu anderen Arten reduziert.

Und weil wir Menschen offenbar auch die Kooperation vorziehen, wie es zum Beispiel die Big Bosse der Unternehmen mit ihren Seilschaften vormachen, die nicht (immer) familiär bedingt sind, wage ich den Schluss, dass dafür eben keine großen Eier gebraucht werden.
Originalveröffentlichung:
Patzelt A et al. (2014): Male tolerance and male-male bonds in a multilevel primate society. PNAS, doi:10.1073/pnas.1405811111

Und ja, ich weiß dass das kein wissenschaftlich begründeter Schluss ist.

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Kommentare (12)

  1. #1 MartinB
    September 12, 2014

    Das ist nicht nur kein begründeter Schluss, die redewendung “Eier haben” in ihren verschiedenen Formen ist auch ziemlich sexistisch.

  2. #2 Thomas Wanhoff
    September 12, 2014

    Und warum ist das sexistisch? Ich lass ja ungenau, geschmacklos oder so gelten, aber sexistisch? Wäre Hoden angemessener?

  3. #3 MartinB
    September 12, 2014

    Sexistisch ist die redewendung in ihrer Alltagsbedeutung, weil sie impliziert, dass “Eier haben” (also sich agressiv und bestimmt verhalten) eine männliche Eigenschaft ist.
    Ist mir schon klar, dass es in dem Artikel tatsächlich um Hoden geht (da ist gegen den Begriff nichts einzuwenden), aber bei der Übertragung auf den Menschen spielst du ja gerade mit der Doppelbedeutung wegen der üblichen Redewendung, die eben sexistisch ist.
    Ist kein Drama, ich würde den Titel auch so stehen lassen und allenfalls ne randnotiz einbauen (was ich mit diesem Kommentar ja gemacht habe).

  4. #4 CM
    September 12, 2014

    Also ich finde bei solchen Beschreibungen eher enttäuschend, dass öffentlich nur die Seniorautorin hervorgehoben wird und nicht die Erstautorin(nen). Selbst in der verlinkten Pressemitteilung …
    Schade das, denn die (Feld-)arbeit liegt selten in der Hauptsache bei den SenioautorInnen. Und da ist mir ganz egal ob es sich um eine Seniorautorin oder einen Seniorautoren handelt.

  5. #5 CM
    September 12, 2014

    Oh, sonst aber ein interessanter Artikel auf Plos. Danke für den Hinweis!

  6. #6 MartinB
    September 12, 2014

    @CM
    Das ist meiner Ansicht nach zumindest oft mit gutem Grund so: Die Senior-Autoren sind die, die das Projekt planen, die Idee dazu haben und das geld dafür besorgen. Die eigentliche Arbeit machen natürlich die Doktoranden.(Klar, es gibt auch Fälle, wo das nicht angemessen ist, Jocelyn Bell z.B.)

  7. #7 CM
    September 12, 2014

    1. habe ich Erstautorenpaper, die meine Idee waren – vom Antrag bis zum Schreiben, mit Co- und Seniorautoren, die wenig bis (im Fall des Seniorautors) nichts dazu beigetragen haben (oder zählen Unterschriften?).
    2. kenne ich einige solcher Fälle
    Was mich denken läßt, dass diese von Dir formulierte Annahme oft korrekt sein kann und wird, aber dennoch
    3. zur Frage veranlasst, weshalb man die alleinige Nennung von Seniorautorinnen – nichts gegen Frau Fischer und andere, die wahrscheinlich schon geistigen Input und Arbeitseinsatz geliefert haben – nicht enttäuschend finden darf?

    Mal abgesehen von AutorInnen, die trotz erheblicher Mitarbeit, gelegentlich gar nicht genannt werden – die soll es auch geben …

    Nicht selten war (ist?) die Nennung als Seniorautor gleichbedeutend mit einer Ehrenautorenschaft. Und da gehe ich in meiner Haltung konform mit der DfG – frage mich allerdings ob das Unwesen seid Einführung des Ombudsman wirklich verschwunden ist.

    Wie bereits impliziert: Ich kenne Frau Fischer nicht und weiss nicht, wie sie ihre Arbeitsgruppe leitet. Aber meine Erfahrung leitet mich zu der Annahme, dass Selbstbildnis der SeniorautorInnen und tatsächlicher Arbeitseinsatz für die Veröffentlichung (auch im Vorfeld) nicht selten bescheiden sind. Was umgekehrt öffentliche Würdigung zumindest manchmal an die Grenze der Lobhudelei führt. Und da könnte man vorbeugen …

  8. #8 CM
    September 12, 2014

    PS Im Übrigen überbewerte ich das eigentlich nicht: Solche Dinge werden kurz und sicher ohne Hintergedanken hingeschreiben – und das ist auch gut so. Wo wären wir, müssen wir immer nachdenken, ob *irgedwem* was sauer aufstösst. Ich war etwas kleinlich.

  9. #9 MartinB
    September 12, 2014

    @CM
    Die Fälle 1 und 2 sollten natürlich so nicht sein, das sehe ich genau wie die DFG. Ehrenautoren sollte es nicht mehr geben, die Zeiten sind vorbei. (Und angesichts der zunehmenden Zahl von Fäslchungen möchte man auch gar nicht Ehrenautor bei nem paper sein, das man nicht wirklich kennt…)

    Und natürlich darf man es enttäuschend finden, wenn nicht alle AutorInnen genannt sind, aber bei mehr als 3 oder 4 finde ich es schon verständlich.

  10. #10 aeon
    September 12, 2014

    Hm, ich gebe CM da in mancherlei Hinsicht recht, auch in Punkto Überbewertung. Ich weiß über einige Ecken von Julia Fischer z.B., dass sie tatsächlich noch so oft wie möglich ins Feld geht – andere Senior Authors haben dazu keine Zeit.

    Aber, ganz ehrlich, @MartinB, die Grundregel in meiner Arbeitsumgebung ist nach wie vor dass wenn du an einer Arbeitsgruppe angegliedert bist der Chef oder die Chefin mit drauf steht. Ich hab das mal mit Leuten vorsichtig andiskutiert, die es betraf. Ganz klare Ansage: der Lehrstuhl/die Evaluation für den Tenure Track/whatever BRAUCHT die Veröffentlichung. Und da ist eigentlich schon Ende der Diskussion, selbst wenn man ganz zivilisiert weiter darüber sinnieren kann.

    Diese Regel gilt auch wenn du dir dein Geld weitestgehend selbst besorgt hast und von der AG-Leitung gerade mal einen freien Schreibtisch bekommst.

    Wenn du’s nicht glaubst, frag mal unter sehr informellen Bedingungen bei Stipendiatinnen und Stipendiaten nach. Die Beteiligung der Betreuer möchte ich dabei gar nictht herabwürdigen. Viele Stipendiatinnen und Stipendiaten würden sich auch sehr dagegen verwehren, den Betreuern und Betreuerinnen irgendwelche unlauteren Absichten zu unterstellen.

    Hier ist (wie selten in anderen Publikationen) nicht nur vermerkt, wer welchen Anteil hat, sonder auch, wie lange Annika Patzelt im beobachtenderweise im Feld zugebracht hat. Das liegt auch an der Art der Forschung – bei Bodenkundlern z.B. würde sowas nicht dabei stehen. (Warum auch.) Aus leidvoller Erfahrung weiß ich, dass dass damit die Arbeit nicht getan ist, und ohne ordentliche Planung des Experiments/der Datenaufnahme vorher und Hilfe bei der Analyse die Arbeit nicht publizierbar ist.
    (Nebenbei: ein guter Name hintendran wirkt bei den Editoren Wunder.)

    Lange Rede, kurzer Sinn:
    Die 181+ Tage, die Frau Patzelt affenbeobachtenderweise im Senegal zugebracht hat, sollten mehr gewürdigt werden. Und auch, wenn das hier sicher kein Fall ist: wer glaubt, dass es keine Ehrenautorenschaften mehr, träumt.

  11. #11 Peter
    September 12, 2014

    Vielleicht ein bisschen morbid und neben dem Thema, aber mich interessiert als Nicht-Wissenschaftler eher der Spruch … 🙂 Ich kenne “dicke Eier” = lüstern, manchmal auch angeberisch, “keine Eier” = feige; “Eier haben” = Mut. Letzteres kenne ich auch als Lehnswort aus dem Spanischen ins Englische: cujones = have the balls to … Was ich nicht kenne ist “Eier haben” als agressiv, bestimmt. Die Bedeutung “Mut” ist natürlich insofern sexistisch, weil sie impliziert, dass Frauen keinen oder weniger Mut hätten. Aber hier habe ich es sofort als Gegensatz zu “dicken Eiern” verstanden – und das trifft doch exakt den Kern der Sache: “dicke Eier” = lüstern, sexuell aktiv, konkurrierend. Ich fand es deshalb für einen wissenschaftlichen Aufsatz zwar etwas gewagt aber nicht sexistisch – eigentlich ganz lustig. Jedenfalls hat mich die Überschrift veranlasst, den ganzen Artikel zu lesen; und deshalb kenne ich jetzt also einen der Unterschiede zwischen Guineapavianen und Bärenpavianen. (Das mit den Eckzähnen als sexuelles Konkurrenz-Merkmal hat mich auch ziemlich beeindruckt …) Mal sehen, ob ich das in der nächsten Diskussion mit Managern irgendwie einflechten kann … 🙂

  12. #12 DH
    September 13, 2014

    “dass dafür eben keine großen Eier gebraucht werden”

    Hochinteressanter Punkt. Es ist wahrscheinlich ein Mythos , daß sich die Vertreter der “elitären” Seilschaften ständig gegenseitig beharken und eben so stark sind , dies auszuhalten und daraus dann eine Berechtigung ableiten , oben stehen zu dürfen .
    Tatsächlich erscheinen unsere Spitzenvertreter eher schwammig , beinahe weichlich , und der Umgang untereinander dürfte – wie oben beschrieben – kooperativ und eher soft sein , in jeder mittleren und tieferen Position würden die meisten dieser Vertreter gnadenlos abstinken , weil sie dem häufigen Hauen und Stechen nicht gewachsen wären.
    Was die “Eliten” tatsächlich stützt , ist ihre strukturelle Macht und die damit ermöglichte Abschottung ,diese ist einer der Hauptgründe , warum sie tunlichst darauf achten , immer hübsch unter sich zu bleiben.
    Gleichzeitig haben sie es erfolgreich geschafft , der Bevölkerung das Märchen der eigenen Stärke aufs Auge zu drücken.