Was bietet sich besser an für die feierliche Einweihung dieses Weblogs als eine Visualisierung der Visualisierung.

Nicht nur weil reflexive Schleifen sich theorieästhetisch sehr gut machen, sondern auch weil wir in diesem Blog nicht nur über die Visualisierung (überwiegend) quantitativer Informationen schreiben wollen, sondern auch über das Schreiben über Visualisierung – also über die verschiedenen wissenschaftshistorischen, -philosophischen und -theoretischen Auseinandersetzungen mit der Frage “Wie lassen sich Zahlen in Bilder übersetzen?”

Seit der iconic turn in vielen Wissenschaften angekommen ist (siehe dazu natürlich auch das “Iconic Turn”-Blog) und vor allem seit der Personal Computer anspruchsvolle Techniken der Informationsvisualisierung für fast jeden verfügbar gemacht hat, gibt es immer mehr Antworten auf diese Frage. Hier nun der Versuch von Ralph Lengler und Martin J. Eppler (beide Universität Lugano), einen Überblick über die vielfältigen Visualisierungsmöglichkeiten zu visualisieren, den sie in diesem Paper “Towards A Periodic Table of Visualization Methods for Management” zudem noch theoretisch fundieren.

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Man darf sich durch das “for Management” nicht abschrecken lassen, denn viele der dort versammelten Visualisierungsformen sind auch in anderen Bereichen, zum Beispiel den Sozialwissenschaften, üblich. Die Autoren liefern praktischerweise auch noch eine Definition von Visualisierungsmethoden mit, die wir für dieses Weblog natürlich auch gebrauchen können:

A visualization method is a systematic, rule-based, external, permanent, and graphic representation that depicts information in a way that is conducive to acquiring insights, developing an elaborate understanding, or communicating experiences.

Wichtig ist für den aktuellen Stand der Visualisierungsdebatte, dass es um drei verschiedene Funktionen der Visualisierung geht: Wissensproduktion, Wissensvertiefung und Wissenskommunikation. Auch wenn die jüngste Infografikdebatte immer wieder den Eindruck vermittelt, dass es nur um bildhafte Wissensvermittlung geht – tatsächlich hat die Verwendung von Zahlenbildern als Wissensproduktion eine mindestens ebenso lange Tradition. Man denke nur an John Snows bahnbrechenden Erfolg bei der Lokalisierung eines Choleraherdes mit Hilfe einer Karte Mitte des 19. Jahrhunderts.