In der Blogosphäre macht dieses Diagramm aus der Wochenendausgabe der New York Times seit der BoingBoing-Verlinkung die Runde und hat eine spannende Diskussion über die Visualisierung von Daten angestoßen.

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Abgebildet auf dieser wirklich innovativen Grafik (eine ansprechende Form des klassischen gestapelten Flächendiagramms) sind die US-Einspielergebnisse der erfolgreichsten Filme von 1986 bis 2007. Die jeweilige Breite der Formen zeigt an, wieviel ein Film zu einem bestimmten Zeitpunkt eingespielt hat. Über die Zeit hinweg lässt sich also nachvollziehen, wie sich die Einspielergebnisse im Zeitlauf verändert haben – wie schnell der Film beim Publikum angekommen ist und wie lange er das Publikum begeistern konnte. Zugleich sieht man deutlich, dass es im Jahresverlauf zwei heiße Phasen des Kinobesuchs gibt: Sommer und Winter. Darüber hinaus ist die Grafik auch noch interaktiv: berührt man die einzelnen Formen mit dem Mauszeiger, bekommt man einige Basisdaten angezeigt und kann sich in der Regel zu der NYT-Filmkritik durchklicken. Das ist elegant und zeigt, wie man neue Technologien einsetzen kann um den Data-ink-ratio zu verbessern.

Die Blogosphäre zeigt sich begeistert darüber, dass das Zeitungspublikum nun anscheinend derart gereift ist, dass es auch solch vielschichtige Visualisierungsformen begreifen kann. Daneben werden aber auch inhaltliche Fragen diskutiert wie z.B. ob die Grafik nicht durch die Spline-Interpolation der Kurven den falschen Eindruck erweckt, die Filme würden erst in der zweiten Woche den meisten Umsatz erzielen (“Only sampling on weekends and then fitting a smooth spline is a BAD visualization!” stellt Jono fest). Außerdem stellt sich die Frage ob an der Eindruck von im gesamten Zeitverlauf ansteigenden Gesamtumsätzen der Realität entspricht.

Die Kritik ist sicher berechtigt, aber mir stellt sich die Frage: Wann ist eine Visualisierung gelungen – wenn die Splines der Realität entsprechen oder wenn sich eine lebhafte Diskussion über den visualierten Sachverhalt entfaltet?

UPDATE: Dank information aesthetics weiß ich nun auch, wie man diese Darstellungsform nennt: “ThemeRiver“. Entwickelt wurde sie von Susan Havre, Beth Hetzler und Lucy Nowell (Pacific Northwest National Laboratory)