Wann kommt der nächste Finanzcrash? – Sorgenvoll schaut die europäische Politik zurzeit nach Griechenland. Denn das unvorstellbare Finanzchaos des „Landes der Götter” könnte in den kommenden Tagen die Stabilität des Euro nachhaltig schädigen und an den Börsen neue Kursstürze verursachen.
100 Milliarden Euro neue Schulden auch in Deutschland
Zum Vergleich: Die deutsche Staatsverschuldung liegt zurzeit bei „erschreckenden” 1762 Milliarden Euro (13.12.2009). Im Jahr 2009 soll das deutsche BIP trotz der Finanzkrise und Wachstumseinbrüchen um die 2390 Milliarden Euro betragen. Schon die geplante 100 Milliarden Euro Nettokreditaufnahme des Bundes ist dramatisch, auch wenn sie prozentual unter den “griechisch-irisch-britischen” Verhältnissen bleibt. Die Konvergenzkriterien der Europäischen Union für einen stabile Finanz- und Wirtschaftspolitik (maximal drei Prozent Verschuldung zum BIP) werden jedoch auch von Deutschland massiv überschritten.
Ratlosigkeit macht sich breit. Der bekannte Harvard-Historiker Niall Ferguson prophezeite sogar, dass es wegen des notwendigen Spar- und Konsolidierungskurses der Athener Regierung dort zu massiven sozialen Unruhen kommen könnte. Außerdem ist er davon überzeugt, dass Deutschland dem Ägäis-Staat als größtem Schuldensünder der Euro-Zone massiv mit einem bilateralen Kredit unter die Arme greifen und stabilisieren werde, um nicht die europäische Integration zu gefährden und einen sogenannten „Domino-Crash” zu verhindern. Spekulationen um griechische Staatsanleihen haben nicht nur dem Land selbst, sondern ebenso dem Euro stark geschadet, der nur deshalb nicht drastischer in seinem Wert absackte, weil auch der Dollar stark kriselt. Finanzielle Stützungsmaßnahmen der EU wie bei Ungarn, Rumänien oder Lettland sind bei Euro-Währungsunions-Mitgliedern nicht möglich.
Weitere Finanzsünder gefährden Euro-Zone
Trotz aller notwendigen und unsinnigen Konjunkturprogramme der vergangenen Monate wird in diesem Zusammenhang deutlich, dass eine gemeinsame Finanzpolitik in der EU fehlt, auch wenn es Defizitgrenzen, Verträge und regelmäßige Sitzungen der Staats- und Regierungschefs sowie der Finanzminister gibt. Auch Portugal, Spanien oder Irland sind am Rande des Finanzkollaps. Die Pleiteländer aus der Währungsunion zu werfen, würde die Krise jedoch durchaus noch verschlimmern. Doch müssten sie für fünf bis zehn Jahre ihre Budgethoheit an die EU abtreten und radikale Veränderungen einleiten, was jedoch kaum eine demokratische Regierung überleben würde.
Soziale Unruhen könnte es auch in Spanien geben
Unterdessen hat die spanische Regierung am Wochenende einen Sparplan über 50 Milliarden Euro bis zum Jahr 2013 vorgelegt. Soziale Maßnahmen sollen allerdings nicht gekürzt werden, da auch auf der iberischen Halbinsel soziale Unruhen zu erwarten wären. Denn nach neuesten Statistikzahlen hat Spanien Ende Dezember 2009 4,3 Millionen Arbeitslose gehabt. Das sind 18,8 Prozent der erwerbstätigen Bevölkerung. Die Dunkelziffer soll noch höher liegen.
Weiterlesen:
Griechenland – Tempelprostitution und leere Rentenkassen (Zeittaucher vom 15. Dezember 2009)
Historiker warnt vor blutigen Griechenland-Revolten (Welt vom 30. Januar 2010)
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