Buchrezension –
Schneider, Barbara: Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf. Wie Frauen in Führung gehen, Offenbach 2009 (GABAL).

Von Henriette Schmidt

Alles was Sie schon immer wussten auf 225 Seiten

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Dass Frauen anders ticken als Männer, wissen wir schon länger. Dies räumt sogar die Autorin des Karriere-Frauen-Ratgebers Barbara Schneider ein. Das hält sie jedoch nicht davon ab, zahlreiche altbekannte Statistiken und Management-Mantras ellenlang auszubreiten, die zwar viele Buchseiten, aber nicht viel Erkenntnisgewinn bringen. Dabei entwickelt sie einen Tiefgang, für den sich sogar die Karriere-Magazine von Vogue oder GQ schämen würden.


Das Buch gliedert sich in einen allgemeinen Teil, der in aller Breite darlegt, dass Frauen tatsächlich in Führungspositionen unterrepräsentiert sind (eine Tatsache als allgemein bekannt vorausgesetzt werden sollte, wenn man sich solch ein Buch kauft und gleichzeitig der einzelnen Frau überhaupt gar nicht weiterhilft) und einen speziellen Teil. Hierin schildert die Autorin Gründe für das schlechtere Aufsteigen und Strategien für schnellere Beförderungen, gespickt mit Beispielen aus dem eigenen Berufsleben der Autorin und Erfahrungen, die sie in ihrer jahrelangen Beratertätigkeit (sic!) gemacht hat. Ja, es stimmt, es sind zu wenige Frauen in Führungspositionen und es sind Verhaltensweisen, die uns seit frühester Kindheit eingetrichtert werden, die zu diesem Zustand beitragen.

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Foto: © Peter Kirchhoff / PIXELIO 2010.

Barbara Schneider schildert jede einzelne Marotte, mit der sich Frauen selbst um Jobs mit viel Verantwortung bringen. Vom Dauerlächeln bis zu kurzen Röcken und zu tiefen Ausschnitten findet jeder Fehler auf mindestens einer Seite Beachtung. Übrigens alles Fehler, die ich so oder ähnlich auch schon in schlechten Frauenzeitschriften gefunden habe. Der Erkenntnisgewinn über die Gründe für die altbekannte gläserne Decke hält sich also mehr als in Grenzen. Aber geben wir der Autorin noch eine Chance: Vielleicht hat sie originelle Karriere-Strategien und teilt mit, wie diese umgesetzt werden sollen.

Das ist jedoch leider die Stelle, in der sich Allgemein-Blabla wie: Erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit, nutzen Sie Netzwerke, betreiben Sie mehr Selbstmarketing, wirken Sie kompetent mit einem ungenießbaren Brei aus Vorurteilen und Werbung für die eigene Beratertätigkeit vermischen. Es gibt wertvolle Ratschläge wie „auch in Meetings kommt es auf das Timing an” ohne über die Fehlerschilderung hinaus konkret zu werden. Auch mir ist klar, dass nicht alle kleinen Tricks auf alle beruflichen Situationen anzuwenden sind, aber ein paar hätte ich trotzdem gerne kennengelernt. Dazu muss man aber wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen als für die 19,90 Euro, die das Buch kostet. Apropos Selbstmarketing: Dieses Buch ist ein Beispiel dafür, dass man nicht jedes mittelmäßige Produkt nur durch genug Marketing mehr Substanz verleihen kann. Auch Marketing hat seine Grenzen.

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Foto: © Tommy Weiss / PIXELIO 2010.

Alles in Allem: Barbara Schneider weiß sehr genau, was sie falsch gemacht hat – ihre Lösungsstrategie hat sie weg von den Chefetagen in eine Beratertätigkeit getrieben. Dazu fällt mir ein altes Sprichwort ein: „Wer etwas kann, tut es. Wer es nicht kann, lehrt es!” Vielleicht hätte sie das Buch mehr wie eine fleißige Frau angehen sollen, denn besonders schlau kommt mir das Werk nicht vor…

Kommentare (3)

  1. #1 Webbaer
    Februar 16, 2010

    Ja, es stimmt, es sind zu wenige Frauen in Führungspositionen und es sind Verhaltensweisen, die uns seit frühester Kindheit eingetrichtert werden, die zu diesem Zustand beitragen.

    Ja, das unserer Kultur immanente subpressive Element und die Frauen!
    Schlimm, schlimm!

    Gäbe es dieses nicht, wären bspw. die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft (IT, Mathematik, Physik), Literatur und Denksportarten mit Frauen so zu sagen überschwemmt.

    Dass Frauen von ihren Anlagen her mindestens ebenso so talentiert sind wie Männer, ist doch jedem klar. Schön, dieses Thema, schön, dieses Buch, und superschön auch die Rezension. Es sind die von der Gesellschaft erzwungenen “Marotten”, oder präziser: Wir Männer sind schuld.

    MFG
    WB

  2. #2 YeRainbow
    Februar 17, 2010

    Von Schuld kann keine Rede sein.
    Schuld ist ein moraltheoretischer Begriff.
    Schuld prangert an, es ändert sich dadurch aber nichts.

    Ich persönlich rede da lieber von Fehlern.
    Es werden so viele Fehler gemacht, daß sie gar nicht aufzählbar sind…
    Zum Thema geschlechtsspezifische Erziehung emfehle ich haug-Schnabel zu lesen, sie hat auf dem Gebiet geforscht und einiges aufgedeckt.

    In meinen eigenen Untersuchungen (die nciht repräsentativ sind, aber einen Trend zeigten), waren die weiblichen Kinder sogar deutlich intelligenter als die männlichen.
    Das könnte wirklich ein Zufall sein, der auf der Stichprobenauswahl beruhte.
    Sollte er aber anderweitig bestätigt werden, kann das nur zweierlei bedeuten:

    1. die Knaben bruachen eine wesentlich sorgfältigere Beschulung als bisher
    2. die mädchen ebenso, da ihre Fähigkeiten bisher offensichtlich eingedämmt wurden.

    Ein Gewinn für alle, wenns denn endlich mal gemacht würde.

    ansonsten erkenne ich Häme schon im Ansatz und nenne daher Roß und reiter – werter WB, zu Häme und triefendem (wenn auch leicht verstecktem) Hohn ist gar kein Anlaß.

    (Dödel…)

  3. #3 YeRainbow
    Februar 17, 2010

    A propos, die Frauen in der Physik und anderen Bereichen gibts doch schon. Wenn es auch weniger als Männer sind.

    Nur eben kennt kaum jemand ihre Namen.
    Oder, wieviele kennst du?

    Und, was meinst Du, woran liegt das?