Buchrezension –
Schneider, Barbara: Fleißige Frauen arbeiten, schlaue steigen auf. Wie Frauen in Führung gehen, Offenbach 2009 (GABAL).
Von Henriette Schmidt
Alles was Sie schon immer wussten auf 225 Seiten
Dass Frauen anders ticken als Männer, wissen wir schon länger. Dies räumt sogar die Autorin des Karriere-Frauen-Ratgebers Barbara Schneider ein. Das hält sie jedoch nicht davon ab, zahlreiche altbekannte Statistiken und Management-Mantras ellenlang auszubreiten, die zwar viele Buchseiten, aber nicht viel Erkenntnisgewinn bringen. Dabei entwickelt sie einen Tiefgang, für den sich sogar die Karriere-Magazine von Vogue oder GQ schämen würden.
Das Buch gliedert sich in einen allgemeinen Teil, der in aller Breite darlegt, dass Frauen tatsächlich in Führungspositionen unterrepräsentiert sind (eine Tatsache als allgemein bekannt vorausgesetzt werden sollte, wenn man sich solch ein Buch kauft und gleichzeitig der einzelnen Frau überhaupt gar nicht weiterhilft) und einen speziellen Teil. Hierin schildert die Autorin Gründe für das schlechtere Aufsteigen und Strategien für schnellere Beförderungen, gespickt mit Beispielen aus dem eigenen Berufsleben der Autorin und Erfahrungen, die sie in ihrer jahrelangen Beratertätigkeit (sic!) gemacht hat. Ja, es stimmt, es sind zu wenige Frauen in Führungspositionen und es sind Verhaltensweisen, die uns seit frühester Kindheit eingetrichtert werden, die zu diesem Zustand beitragen.
Barbara Schneider schildert jede einzelne Marotte, mit der sich Frauen selbst um Jobs mit viel Verantwortung bringen. Vom Dauerlächeln bis zu kurzen Röcken und zu tiefen Ausschnitten findet jeder Fehler auf mindestens einer Seite Beachtung. Übrigens alles Fehler, die ich so oder ähnlich auch schon in schlechten Frauenzeitschriften gefunden habe. Der Erkenntnisgewinn über die Gründe für die altbekannte gläserne Decke hält sich also mehr als in Grenzen. Aber geben wir der Autorin noch eine Chance: Vielleicht hat sie originelle Karriere-Strategien und teilt mit, wie diese umgesetzt werden sollen.
Das ist jedoch leider die Stelle, in der sich Allgemein-Blabla wie: Erhöhen Sie Ihre Sichtbarkeit, nutzen Sie Netzwerke, betreiben Sie mehr Selbstmarketing, wirken Sie kompetent mit einem ungenießbaren Brei aus Vorurteilen und Werbung für die eigene Beratertätigkeit vermischen. Es gibt wertvolle Ratschläge wie „auch in Meetings kommt es auf das Timing an” ohne über die Fehlerschilderung hinaus konkret zu werden. Auch mir ist klar, dass nicht alle kleinen Tricks auf alle beruflichen Situationen anzuwenden sind, aber ein paar hätte ich trotzdem gerne kennengelernt. Dazu muss man aber wohl deutlich tiefer in die Tasche greifen als für die 19,90 Euro, die das Buch kostet. Apropos Selbstmarketing: Dieses Buch ist ein Beispiel dafür, dass man nicht jedes mittelmäßige Produkt nur durch genug Marketing mehr Substanz verleihen kann. Auch Marketing hat seine Grenzen.
Alles in Allem: Barbara Schneider weiß sehr genau, was sie falsch gemacht hat – ihre Lösungsstrategie hat sie weg von den Chefetagen in eine Beratertätigkeit getrieben. Dazu fällt mir ein altes Sprichwort ein: „Wer etwas kann, tut es. Wer es nicht kann, lehrt es!” Vielleicht hätte sie das Buch mehr wie eine fleißige Frau angehen sollen, denn besonders schlau kommt mir das Werk nicht vor…
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