Kommentar – Margot Käßmann: Ein Rücktritt, der noch Folgen haben wird! (24.02.2010)

“Am vergangenen Samstag habe ich einen schweren Fehler gemacht, den ich zutiefst bereue. Auch wenn ich ihn bereue, aber, und mir alle Vorwürfe, die in dieser Situation berechtigter Weise zu machen sind, gemacht habe, mir selbst, kann und will ich nicht darüber hinwegsehen, dass das Amt und meine Autorität als Landesbischöfin sowie als Ratsvorsitzende beschädigt sind.

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Foto: Wikipedia GNU-Lizenz 2010.


Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so wie ich sie hatte. Und die harsche Kritik, etwa an einem Predigtzitat wie „Nichts ist gut in Afghanistan”, ist nur durchzuhalten, wenn persönliche Überzeugungskraft uneingeschränkt anerkannt wird.

Einer meiner Ratgeber hat mir gestern ein Wort von Jesus Sirach mit auf den Weg gegeben: „Bleibe bei dem, was Dir dein Herz rät”. Und mein Herz sagt mir ganz klar: Ich kann nicht mit der notwendigen Autorität im Amt bleiben. So manches, was ich lese in den letzten Tagen, ist mit der Würde des Amtes nicht vereinbar. Aber mir geht es neben dem Amt auch um Respekt und um Achtung vor mir selbst, und um meine eigene Geradlinigkeit, die mir viel bedeutet.

Hiermit erkläre ich, dass ich mit sofortiger Wirkung von allen meinen kirchlichen Ämtern zurücktrete. Ich war mehr als zehn Jahre mit Leib und Seele und sehr gerne Bischöfin, und habe auch all meine Kraft in dieses Amt gegeben. Ich bleibe Pastorin der hannoverschen Landeskirche. Ich habe 25 Jahre nach meiner Ordination vielfältige Erfahrungen gesammelt, die ich gerne auch in Zukunft an anderer Stelle einbringen werde.

Es tut mir leid, dass ich viele enttäusche, die mich dringend gebeten haben, im Amt zu bleiben. Und die mich auch vertrauensvoll in meine Ämter gewählt haben. Ich danke allen Menschen, die mich so wunderbar getragen haben in diesen letzten Tagen mit Grüßen, E-Mails, SMS und auch Blumen, die alle meiner Seele sehr, sehr gut getan haben. Dem Rat der EKD danke ich besonders, dass er mir gestern Abend ausdrücklich das Vertrauen ausgesprochen hat.

Ich danke allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der hannoverschen Landeskirche und der EKD, die mich haupt- und ehrenamtlich unterstützt haben. Insbesondere danke ich meinem allerengsten Team, das mir in so manchem Sturm die Treue gehalten hat. Ich danke allen Freundinnen und Freunden, allen guten Ratgebern, auch in diesen Tagen, und ich danke meinen vier Töchtern, dass sie diese Entscheidung so klar und deutlich mittragen und heute auch hier mit anwesend sind, was nicht selbstverständlich ist.

Zuallerletzt: Ich weiß aus vorangegangenen Krisen: Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand, und für diese Glaubensüberzeugung bin ich auch heute dankbar.”

Kommentare (4)

  1. #1 schlappohr
    Februar 24, 2010

    Liebe Frau Käßmann,

    ich finde es bescheuert, dass Sie betrunken autogefahren sind. Aber nicht bescheuerter, als bei jedem anderen auch. Und wenn jeder, der seinen Führerschein abgeben muss, auch seinen Job verlieren würde, dann sähe unsere Arbeitslosenstatistik etwas anders aus.

    Ich denke da an einen Politiker, der irgendwann in den 1980ern (?) im betrunkenen Zustand einen Menschen überfahren hat. Das hat seine Karriere nur für ein paar Jahre unterbrochen. Aber das ist längst vergessen. Ich bin nicht sicher, aber ich glaube, er ist jetzt noch im Amt. Und ich denke an einen anderen Politiker, der beim Skifahren eine Frau getötet hat. Auch ihn hat das nicht daran gehindert, weiterzuarbeiten. Aber das war ja nur ein bedauerlicher Unfall.

    Nicht, dass Sie sich diese Menschen zum Vorbild nehmen sollten… sondern eher umgekehrt. *Die* müssten eigentlich ihren Hut nehmen, aber nicht Sie, Frau Käßmann. Auch wenn ich Ihre Entscheidung, Ihr Amt niederzuelegen, nicht ganz verstehe, so bewundere ich doch Ihre Geradlinigkeit und hoffe, dass sie einige in unserem Lande wachrüttelt, was den Punkt Verantwortung betrifft.

    Das sagt übrigens einer, der mit Religion rein garnichts am Hut hat.

  2. #2 Jutta Zemke
    Februar 25, 2010

    Frau Käßmann verdient unser Mitgefühl.
    Dabei braucht nicht erörtert zu werden, dass es eine miese Sache ist, unter Einfluss
    von Alkohol ein Fahrzeug zu führen. Sie hat sich selbst und andere Menschen gefährdet und ist verantwortungsbewusst genug, einen solchen gravierenden Fehler
    ggü. der Justiz – mindestens genauso anstrengend gegenüber sich selbst – aufzuräumen.
    Das braucht viel Kraft und ich bin der Ansicht, dass ihr Engagement für die Kirche,
    für soziale und politische Schwerpunkte unserer Gesellschaft sehr viel eingebracht hat. Manchmal erzeugt gerade dieses Engagement einen inneren Druck, den Mensch meint, mit Alkohol besser bewältigen zu können.
    Wir sollten ihr anstelle Verachtung und der üblichen Ausgrenzung eines Alkoholmissbrauchs, der gesellschaftsüblich erst dann thematisiert wird, wenn krasse
    Ereignisse vorliegen, Verständnis entgegenbringen.
    Auch Solidarität in einem Sinne : Du hast viel für uns bewegt und einen hohen Preis
    dafür gezahlt. Du trägst Deine Verantwortung. Das ändert nichts an unserer Dankbarkeit.
    Jutta

  3. #3 Jörg Friedrich
    Februar 25, 2010

    Ich beneide die Christen immer ein wenig um das Vertrauen, das in Sätzen steckt wie “Du kannst nie tiefer fallen als in Gottes Hand” Das Vertrauen ist ja ein Zweifaches: Darauf, dass die Hand da ist und darauf, dass sie (relativ sanft) auffängt.

  4. #4 yvo gerlitzki
    Februar 26, 2010

    liebe frau kaßmann ,wenn ich einen wunsch frei hätte,würde ich mir wünschen :
    das meine kirche nicht wieder zu nichts wierd, ich habe sie einmal im tv erlebt und mit ihrem auftrit haben sie meine kirche wieder ins leben gebracht(ich bin ein glaubender mensch,habe mit der kirche aber nur wenig gemeinsam)sie haben mir aus meiner seele gesprochen und auf ihre zaubernde art mich meiner kirche wieder nahe gebracht.mein wunsch.,.. jeder macht mal ein fehler und wir christen mehr als andere,geschichte,ihr fehler ist der kleinste fehler den ich in der ganzen kirchen geschichte finden konte. liebe frau kaßmann denn fehler den sie jetzt begehen ist für mich viel schlimmer,sie lassen uns alle im stich,wir wollen sie nicht missen .ich habe für sie und ihre situation gebetet und bitte sie ihre gemeinde nicht fallen zu lassen.ps meine größten fehler habe ich immer aus stolz oder demut begangen .die neue welt brauch menschen wie sie.bitte geben sie jetzt nicht auf .jetzt können sie einen neuen christlichen anker werfen ,alle meine lieben wünschen sich meinen wunsch. bitte kommen sie zurück in hoffnung ihr bruder yvo alle guten wünsche für sie und ihre famielie