Von Nicole Güther (Universität Heidelberg)
Mit ihrem Akronym will die neue wissenschaftliche Internetseite L.I.S.A. der Gerda-Henkel-Stiftung die „zentralen Möglichkeiten des Portals” – Lesen, Informieren, Schreiben, Austauschen – aufnehmen, chiffriert jedoch vielmehr ihr Anliegen.
Die Beschränkung auf die historischen Geisteswissenschaften beispielsweise, vorrangig auf die Bereiche Geschichte, Archäologie und Kunstgeschichte, erschließt sich zunächst nur jenem Benutzer, der denn auch Kenner der Stiftung ist.
Startseite gibt keine Orientierung
So fehlt es bereits zu Beginn an einer Orientierung bietenden Startseite, die kurz und prägnant über jene Ziele Aufschluss gibt, die den Machern vorschweben: das Anbieten einer Diskussionsplattform für Stipendiaten, Forschern und lediglich Interessierten, sowie eine mediale Verbreitung wissenschaftlicher Beiträge. Hat man sich schließlich durchgesucht, verrät L.I.S.A. diese Ziele gleich an zwei Stellen, in den Rubriken „Über uns” und „Hilfe”, wobei sich deren Inhalte hier unbegreiflich überschneiden.
Unübersichtlichkeit als Qualitätsmerkmal
Wie ein roter Faden zieht sich diese Unübersichtlichkeit durch die Gestaltung hindurch. So wurde es auch verpasst, die hochgeladenen Beiträge systematisch und kategorisch (was sich direkt anbietet) zu ordnen. Stattdessen erfolgt eine chronologische Reihenfolge der Einträge unter den Hauptrubriken „aktuelle Beiträge”, „L.I.S.A. Video” sowie unter „Dossiers”, welche man in der oberen Leiste anwählen kann. Die themenspezifische Suche wird dank eines Themenfilters zwar vereinfacht, doch die durchweg chronologische Anordnung ist auch hier eher hinderlich (bedenkt man, dass zukünftig einige hundert Beiträge hochgeladen sein werden!).
Schlussendlich kann man sich aber über die Volltextsuche seinem gesuchten Thema annähern. Die nur wenige Minuten dauernden Filme verschaffen wiederum einen guten Einblick in das jeweilige Thema. Das Spektrum des Portals bietet hierbei eine grenzenlose Themenvielfalt.
Handhabung suboptimal
So offenkundig die Vorteile des Wissenschaftsportals sind, so wenig offensichtlich ist oftmals die Handhabung. Anstatt, wie angekündigt, mehr über die Rubrik „L.I.S.A. Video” zu erfahren, wird man über jenen Link nur wieder an den „Anfang” geleitet. Ebenso irritierend sind Stellenangebote unter der Rubrik „Interdisziplinäre Beiträge” (über den Themenfilter zugänglich), wobei eigens hierfür die Rubrik „dies & das” eingerichtet wurde.
Es existiert ein regelrechtes Sammelsurium solcher weiterführender Links, die jedoch oftmals den gleichen Inhalt vermitteln. Man braucht schließlich eine Weile, um sich zurechtzufinden.
Portal zur Jobsuche und Stellenvermittlung
Noch ein zweiter Aspekt liegt dem Portal zu Grunde und es ist anzunehmen, dass seine Bedeutung in nächster Zeit steigen wird: die Präsentation der eigenen Person in der Rubrik „Autorennetzwerk”. Schon jetzt wird L.I.S.A. auch als Stellenvermittlung im Bereich der Forschung genutzt. Die Darstellung vor allem junger Geisteswissenschaftler, ihres Forschungsschwerpunktes und ihrer bisherigen Laufbahn, steht hierbei im Vordergrund, fraglich sind die Kriterien zur Aufnahme in die Gilde von L.I.S.A. (Redakteur oder Komitee?).
Medium „Internet” noch besser nutzen
Eine derzeitige Umfrage des Wissenschaftsportals, inwiefern die Forschung vom Internet profitiert oder Zweites dem Ersten schadet, enthält im Kern eine nachklingende Frage nach dem eigenen Einfluss von L.I.S.A. Noch versucht die Website angesichts dieses kontrovers diskutierten Themas einen Spagat zu schaffen zwischen gewohnheitsmäßiger Seriosität und den Möglichkeiten des Internets, jedoch verharrt das Portal vorerst zu sehr in Form der ausgiebigen Schriftlichkeit.
Schnelligkeit ist keine Tugend
Die zu langen Texte, die lediglich der Information dienen sollen, verhindern eine dem Medium Internet zu Grunde liegende Schnelligkeit. Das „neue” Medium wird alt gebraucht. Die vorschwebenden Ziele werden umgesetzt, aber infolge des unübersichtlichen Aufbaus nur mühsam zugänglich gemacht, wobei die vom Internetnutzer gewünschte unkomplizierte Nutzung erschwert wird. Im Fazit bleibt daher zu resümieren: Ausbaufähig – Unbedingt!
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