Von Gina Fuhrich (Universität Heidelberg)

Einst schrieben große Dichter, wie Friedrich Hölderlin oder Joseph von Eichendorff über Heidelberg. Die berühmtesten Verse verfasste jedoch Joseph Victor von Scheffel 1854:

„Alt-Heidelberg, du feine,
Du Stadt an Ehren reich,
Am Neckar und am Rheine,
Kein’ andre kommt dir gleich”.

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Die Karl-Theodor-Brücke, besser bekannt als Alte Brücke, ist eine Brücke über den Neckar in Heidelberg. Sie verbindet die Altstadt mit dem gegenüberliegenden Neckarufer am östlichen Ende des Stadtteils Neuenheim. Die Alte Brücke wurde 1788 unter Kurfürst Karl Theodor als insgesamt neunte Brücke an dieser Stelle errichtet. Heute gehört sie zu den bekanntesten Sehenswürdigkeiten Heidelbergs.

(Foto: Ralph-Thomas Kühnle / Pixelio 2009)

Doch ist Heidelberg immer so idyllisch, romantisch und friedlich gewesen? Es gab eine Zeit, in der die Stadt zum Schauplatz von Rassen- und Vernichtungsideologie sowie Deportation und Verfolgung wurde. Einige Überreste und Mahnmale zeugen noch heute von den Auswirkungen des Dritten Reiches auf Heidelberg. Aber weiß heute wirklich jeder Heidelberger, was in jenen Zeiten an diesem Ort passierte?

Erst vor kurzem tanzten wieder zahlreiche Jugendliche auf der Thingstätte auf dem Heiligenberg hoch über der Stadt in den 1. Mai. Aber war allen von ihnen bewusst, worauf sie da eigentlich tanzten?

Die Thingbewegung

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Die heutige Thingstätte bei Regen auf dem Heiligenberg. (Fotos: Gina Fuhrich)

Die Thingstätte ist wohl das bedeutendste Merkmal der Naziherrschaft in Heidelberg. Im Nationalsozialismus wurde die sogenannte Thingspielbewegung als politisches Massentheater unter freiem Himmel entwickelt. Der Bau dieser Thingstätten war von den Amphitheatern der Griechen inspiriert und es war vorgesehen, hunderte davon innerhalb des Reichsgebietes zu errichten. Die Anlage auf dem Heiligenberg in Heidelberg sollte die erste ihrer Art sein und 1934 bei einem großen Festakt von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels eingeweiht werden, der in Heidelberg studiert hatte. Da sich der Bau verzögerte, weihte Joseph Goebbels die Stätte erst 1935 mit den Worten: „In diesem monumentalen Bau haben wir unserem Stil und unserer Lebensauffassung einen lebendigen plastischen und monumentalen Ausdruck gegeben (…). Es wird ein Tag kommen, wo das deutsche Volk zu diesen steinernen Stätten wandelt, um sich auf ihnen in kultischen Spielen zu seinem unvergänglichen neuen Leben zu bekennen” ein. Der Begriff „Thing” geht auf eine germanische, rechtssprechende Versammlungsform zurück. Allerdings unterlag die Bedeutung des Wortes „Thing” je nach Region und Zeit einem starken Wandel. Die Thingstätten waren im Dritten Reich zur „Erziehung und Disziplinierung” für die „neuen deutschen Menschen” gedacht, die durch künstlerische und darstellerische Art vermittelt werden sollte. Das Publikum wurde in diese Veranstaltungen bewusst mit einbezogen, um der Propaganda der Verschmelzung des Volkes gerecht zu werden. Die Theaterstücke, welche besser als kultische Sprechchordramen bezeichnet werden können, stellten also die nationalsozialistische Ideologie, wie beispielsweise das Stück „Der Weg ins Reich”, dar. Von 1935 bis 1939 wurden in Heidelberg jährlich diese Theaterstücke in Reichsfestspielen aufgeführt.

Der Ehrenfriedhof – Gedenken an die Helden des Ersten Weltkriegs

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Der Ehrenfriedhof auf dem Ameisenbuckel mit Blick auf den „Altar”.

An der gegenüberliegenden Neckarseite auf dem „Ameisenbuckel” wurde in der Zeit von 1933 bis 1935 der Ehrenfriedhof für Gefallene des Ersten Weltkrieges errichtet. Hierfür legte man eine breite Waldschneise an, um dort eine lange Aufmarsch-Straße zu bauen. Die gesamte Anlage ähnelt in ihrem Grundriss dem einer Kirche. In den Gängen stehen zwanzig Steintafeln mit den Namen der gefallen Soldaten aus Heidelberg. Am Ende der Straße ragt ein Steinaltar empor, auf dem vor 1945 ein Hakenkreuz angebracht war. Später wurden hier in schlichter Weise ebenso Grabmale zum Gedenken an die Opfer des Zweiten Weltkriegs errichtet. In der Zeit des Dritten Reiches diente der Ehrenfriedhof aber als Ort der Glorifizierung der heroisch gefallenen deutschen Soldaten in den Schlachtfeldern. Damit sollte der Kriegerkult des Nationalsozialismus hervorgehoben und die Bevölkerung für die eigene Sache motiviert werden. Heute ist dies ein allgemeiner Gedenkort an Kriegsopfer.

Reichspogromnacht in Heidelberg

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Das Mahnmal auf dem ehemaligen Platz der Synagoge in der Mantelgasse.

Seit 1978 wurde auf dem Standort der ehemaligen Synagoge in der Mantelgasse (Heidelberger Altstadt) eine Gedenkstätte errichtet, die 2001 erneut renoviert wurde. Diese Synagoge fiel, wie viele andere Synagogen in Heidelberg, der befohlenen Zerstörungswut der „Sturmabteilung” (SA) sowie der „Schutzstaffel” (SS) in der Reichspogromnacht am 9. November 1938 und den in den Folgetagen andauernden Pogromen zum Opfer. Die Synagogen (in der Mantelgasse, der Plöck und in der Rohrbacher Rathausstraße) wurden noch in derselben Nacht von mehreren SA-Studententrupps zerstört und in Brand gesetzt. Schließlich wurden Geschäfte und Wohnräume von Juden im gesamten Stadtgebiet angegriffen. Der SA-Trupp zertrümmerte Fenster, Mobiliar und anderes jüdisches Privateigentum. Viele Juden aus Heidelberg wandernden nach diesen Übergriffen aus. Diejenigen, die zurückbleiben mussten, ereilte bald ein schlimmes Schicksal. Heute zeigen weiße Marmorsteine die Außenmauern der Synagoge in der Mantelgasse an. Die dunklen Granitblöcke symbolisieren die ehemaligen Fenster und die zwölf zum Teil beleuchteten Sandsteinquader stellen die Sitzbänke sowie die Erinnerung der zwölf Stämme Israels dar. 1994 wurde in der Weststadt erneut eine Synagoge fertig gestellt.

Der Wandel der Universität und Bücherverbrennungen auf dem Universitätsplatz

Auch die 1386 gegründete Ruprecht-Karls-Universität geriet vollständig in die Hände der nationalsozialistischen Ideologie. War Heidelberg in den der Weimarer Republik noch eine der angesehensten, demokratischen Hochschulen, änderte sich dies in der NS-Zeit radikal. Die Heidelberger Universität wurde als eine der ersten durch „Säuberungen” von jüdischen Studenten und Professoren in den Dienst der Ideologie des Nationalsozialismus gestellt. Auch systemkritischen Professoren wurde ihre Lehrlizenz entzogen und die Lehrpläne enthielten nur noch ausschließlich nationalsozialistisches Gedankengut. Nun prangte anstatt der Pallas Athene-Skulptur und der Inschrift „Dem lebendigen Geist” der Schriftzug „Dem deutschen Geist” in Verbindung mit einem Reichsadler am Eingang der Neuen Universität mit ihren Vorlesungssälen. Am 17. Mai 1933 wurden diese Entwicklungen durch die Bücherverbrennung auf dem Universitätsplatz durch Heidelberger Studenten eingeleitet, die bis in den Juli andauerten. Ein Plakat der NSDAP mit dem Text: „Volksgenossen, Bürger Heidelbergs, Studenten! Am 17. Mai abends gegen 22 Uhr findet auf dem Marktplatz die öffentliche Verbrennung von antivölkischen Propagandaschriften und der jüdisch-marxistischen Zersetzungsliteratur statt” warb für diese Aktion. Die Studenten selbst wurden aufgefordert, ihre eigenen „verbotenen” Bücher binnen weniger Tage an dazu eigens eingerichteten Sammelstellen abzugeben. Die Bücherverbrennungen waren nicht nur rein symbolische Akte, sondern dienten ebenso dazu, die öffentlichen und privaten Bibliotheken von antifaschistischem Ideengut zu säubern. Allerdings wurden später zudem die aus den Synagogen entwendeten Thorarollen bei solchen Verbrennungen vernichtet.

Deportationen der Heidelberger Juden

Einen Tag nach der Reichspogromnacht wurden 150 Heidelberger Juden in das Konzentrationslager in Dachau deportiert. Am 22. Oktober 1940 drangen dann erneut Gestapo-Beamte in jüdische Wohnungen gegen vier Uhr morgens ein. Eine halbe Stunde blieb den Verfolgten, um ihre wichtigsten Sachen zu packen. Einige beginnen dabei Selbstmord. In dieser Nacht wurden weitere 282 Juden in das südfranzösische Internierungslager Gurs abtransportiert. Mehr als ein Drittel der von Heidelberg deportierten Juden starb in der Folge in den Jahren 1942-44. Bis 1944 wurden immer wieder noch ansässige Heidelberger Juden in das KZ Theresienstadt verschleppt. Alle Opfer wurden auf dem Marktplatz vor dem Rathaus gesammelt, anschließend abtransportiert und in sogenannten „Sonderzügen” untergebracht. Darüber hinaus wurden 400 Zwangsarbeiter aus Frankreich nach Heidelberg gebracht. Die letzte Deportation fand am 14. Februar 1945 statt. Betroffen waren vor allem Partner aus „jüdischen Mischehen”.

Unerfüllte Reichsbaupläne für Heidelberg

Die Stadt am Neckar war als kleinere Repräsentationsstadt für die Nationalsozialisten angedacht. Es gab zahlreiche Baupläne, die allerdings unerfüllt blieben. Die nationalsozialistische Städteplanung unterschied sich grundsätzlich von dem vorherigen Konzept, dass auf Effizienz und Funktion ausgerichtet war. Nun ging es vor allem um die Zurschaustellung von Prunk und die Repräsentation von Macht. Deshalb sollte auch eine Prachtstraße beziehungsweise eine Aufmarsch-Straße in der heutigen Kurfürstenanlage gebaut werden. Dafür wäre der alte Bahnhof abgerissen und an der heutigen Stelle neu konstruiert worden. Des Weiteren war ein einheitliches Straßennetz geplant. Entlang dieser Prachtstraßen sollten repräsentative Verwaltungs- und Parteigebäude sowie ein Festspielhaus, ähnlich wie das in Salzburg, das Zentrum der nationalsozialistischen Macht in Heidelberg demonstrieren. Für den neuen Bahnhof war ein großer Vorplatz vorgesehen. Ebenso wurde Heidelberg an die Reichsautobahn angebunden. Die gesamten Gebäude sollten in einer Blockbebauung gehalten sein. Diese neuen Bauten hätten sich drastisch von der historischen Altstadt abgesetzt. Viele geplante Grünflächen und Alleen unterstrichen den Führeranspruch. NS-Architekt Albert Speer (1905-1981) übernahm die Durchführung dieser Projekte als Architekt und Bauleiter auf Befehl Hitlers in Heidelberg.

Allerdings fertigten noch weitere zu dieser Zeit tätige Architekten wie Paul Bonatz oder Hans Freese Pläne für die Neugestaltung Heidelbergs an. Hieran erkennt man die Bedeutung der Stadt für das Reich, als eine der bekanntesten Universitäts- und Touristenstädte Deutschlands. Für diese Bauvorhaben fehlten aber die finanziellen Mittel und die benötigten Arbeitskräfte. Allerdings wurden in den Zeiten des Dritten Reiches der Tiergarten, das Thermalbad, das Kaiser-Wilhelm-Institut für medizinische Forschung, der Karlstorbahnhof, die Autobahnanbindung und die Großdeutschlandkaserne erbaut. Diese Kaserne wurde in Rohrbach errichtet und diente als Standort des Infanterieregiments 110. Nach dem Krieg dient die Kaserne bis heute als amerikanisches Hauptquartier.

Eine Nazi-Größe in Heidelberg: Albert Speer

Albert Speer wurde 1981 nach seinem Tod in Heidelberg auf dem Bergfriedhof bestattet. Zu seinen Lebzeiten war er immer wieder mit der Stadt verbunden. Am 19. März 1905 wurde er in Mannheim geboren. Von 1918 bis 1923 wohnte Albert Speer mit seinen Eltern und Geschwistern in der sogenannten „Speervilla” am Schlosswolfsbrunnenweg in Heidelberg. Von 1924-1927 studierte er zuerst in Karlsruhe und später an der Technischen Universität München Architektur. Am 1. März 1931 trat Speer freiwillig in die NSDAP ein, da er von der Person Hitler fasziniert war. Darauf war er in der SA und später in der motorisierten SS. Nach der Machtübernahme der Nazis wurde Albert Speer mit dem Umbau der damaligen Regierungspressestelle betraut. 1937 war er Generalbauinspektor der Reichshauptstadt und wurde von Hitler mit dem Bau neuer Monumentalbauten sowie mit der Errichtung der Welthauptstadt „Germania” beauftragt. 1941 befiehlt Adolf Hitler Speer dann den Ausbau Heidelbergs zu einer weiteren repräsentativen Reichsstadt. Speer wurde allerdings schon 1942 zum Reichsminister für Bewaffnung und Munition befördert und war dementsprechend für die Kriegswirtschaft zuständig. In diesem Amt wurde Albert Speer mitverantwortlich für die Verbrechen der Nationalsozialisten. Nach Kriegsende musste er sich bei den Nürnberger Prozessen für seine Taten verantworten und das Gericht verhängte eine zwanzig Jahre lange Haftstrafe in Spandau. Nach seiner Freilassung lebte er vorwiegend in Heidelberg. Zu seinen Lebzeiten zählte Speer zu den engsten Vertrauten Hitlers und er stand ihm wohl von seinen Ministern am nächsten. Adolf Hitler selbst besuchte Heidelberg nach seiner Machtübernahme zwei Mal am 20. März 1935 auf Grund der Autobahneröffnung von Darmstadt nach Heidelberg sowie am 31. März 1938.

Amerikanische Besatzungszeit

Erst in den letzten Jahren begann die amerikanische Regierung ihre Truppen aus Heidelberg schrittweise abzuziehen. Trotzdem bezeugen das US-Hauptquartier mit anliegenden Wohngebäuden, verschiedene NATO-Einrichtungen, die beiden amerikanischen Siedlungen Mark-Twain-Village und Patrick-Henry-Village sowie der Flughafen im Pfaffengrund, der von den Amerikanern militärisch seit über 60 Jahren genutzt wird, die durch den Zweiten Weltkrieg verursachte Präsenz. Am 30. März 1945 stellten die Amerikaner telefonisch ein Ultimatum an die Stadtverwaltung. Sie forderten die bedingungslose Kapitulation und den Abzug aller noch vorhandenen Truppenkontingente. Als Alternative wurde die Bombardierung Heidelbergs angedroht. Trotz aller später aufgekommenen Gerüchte von amerikanischen Flugblättern, die einen Bombenabwurf ausgeschlossen haben sollen, hätte die amerikanische Armee ohne Zweifel bei größerem Widerstand die Stadt massiv angegriffen.

Heidelberg blieb im Zweiten Weltkrieg weitestgehend verschont, nur die Alte Brücke wurde am 29. März 1945 von Pioniereinheiten der deutschen Seite gesprengt. Allerdings nahmen die amerikanischen Truppen der 63. Infanteriedivision unter General William F. Dean Heidelberg trotzdem ohne Probleme ein. Zuerst wurde das Rathaus als amerikanisches Quartier eingerichtet. Zu den ersten Aufgaben zählten die „Säuberungen” der von Nationalsozialisten besetzten staatlichen Ämtern und in der Verwaltung sowie ihre Neubesetzung durch „unbelastete” Fachkräfte und ihre Kontrolle. 1948 wurde dann das EUCOM (European Command) Hauptquartier nach Heidelberg in die Gebäude der ehemaligen Großdeutschlandkaserne verlegt. Ungefähr eine halbe Millionen Amerikaner waren seit dem Krieg, auch durch den zunehmenden Ost-Westkonflikt am Neckar stationiert.

Ort des Erinnerns: Das Dokumentations- und Kulturzentrum Deutscher Sinti und Roma

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Das Dokumentationszentrum der deutschen Sinti und Roma in der Bremeneckgasse 2.

Erst 1982 erkannte die deutsche Bundesregierung den Völkermord an den Sinti und Roma im Dritten Reich offiziell an. Damit die Schreckenstaten der Nationalsozialisten und die Opfer der fanatischen Rassenideologie nicht vergessen werden, wurde 1997 das Dokumentations- und Kulturzentrum der Deutschen Sinti und Roma in Heidelberg gegründet. Dieses Zentrum ist in Europa einzigartig und wird durch die Bundesrepublik Deutschland, das Land Baden-Württemberg und die Stadt Heidelberg unterstützt. Eine ständige Ausstellung zeigt die Leidensgeschichte der Sinti und Roma in der Zeit zwischen 1933-1945. Knapp eine halbe Millionen fielen dem Nazi-Terror zum Opfer. Ebenso wird die Euthanasie im Dritten Reich thematisiert. Die Einrichtung setzt sich darüber hinaus auch für andere Minderheiten und Menschenrechte ein. Zusätzlich wird ein beständiger Dialog durch Vorträge, Filmpräsentationen und Workshops gefördert. In der Steingasse findet sich auch eine Gedenktafel, die an die Opfer in Heidelberg erinnert.

Entwicklung des jüdischen Friedhofs im Nationalsozialismus in Heidelberg

Der jüdische Friedhof befindet sich innerhalb des Heidelberger Bergfriedhofs. Allerdings wird er von der jüdischen Kultusgemeinde verwaltet. 1876 wurde er eröffnet und wird bis heute noch genutzt. Große Teile des Friedhofes mussten von der Gemeinde im Dritten Reich an die Stadtverwaltung abgegeben werden. Nach Ende des Krieges konnte ein Vergleich geschlossen werden. Die Gemeinde bekam zwar nicht alle Grundstücke zurück, aber die Stadt verpflichtete sich, die Pflege des jüdischen Friedhofs zu übernehmen. Ebenso wurde für die Opfer des Nationalsozialismus ein Mahnmal bei der Ehrengrabstätte auf dem Bergfriedhof errichtet. In dieser Ehrengrabstätte sind 27 Personen, die dem Nationalsozialismus zwischen 1942-44 Widerstand geleistet haben, bestattet worden – wie beispielsweise Albert Fritz. Später wurden dort weitere Widerstandskämpfer – allerdings anonym – begraben.

Bald neue Mahnmale? Die Stolpersteine in Heidelberg

Der Künstler Gunter Demnig hatte die Idee zu den Stolpersteinen und verlegte bis April 2010 über 22000 Steine in etwa 530 Städten und Gemeinden unter anderem in Deutschland, Italien, Österreich und Polen. Diese Stolpersteine sollen an die Opfer des Nationalsozialismus erinnern und ihnen ihre Namen wiedergeben, da die jüdischen Häftlinge in den Konzentrationslagern nur noch nach Nummern eingeteilt wurden. Hierfür werden die Steine mit gravierter Messingplatte und mit dem Namen des Opfers vor den ehemaligen Wohnsitzen in die Straße eingesetzt. Nun entstand seit den letzten Jahren auch eine Diskussion um die Verlegung der sogenannten Stolpersteine in Heidelberg. Vor allem der Jugendgemeinderat fordert nun die städtische Erlaubnis für die Verlegung der Steine, um eine neue Form des Erinnerns in Heidelberg zu ermöglichen. Als Begründung für ihr Engagement nennt das Mitglied Nicolas Apfel-Totaro auf einer Website folgende Beweggründe: „Identifikation mit der Geschichte der eigenen Stadt bedeutet nicht nur generelles Interesse an der Vergangenheit, sondern vielmehr das Bekenntnis der Bürger/innen, Verantwortung zu übernehmen und über das Geschehene nachzudenken. Die Auseinandersetzung mit der Verfolgung anderer Konfessionen und Andersdenkender im nationalsozialistischen Heidelberg kann zudem Diskriminierung und Gewalt vorbeugen (…).” Bis 2009 arbeitete der Gemeinderat ein Gesamtkonzept für eine „Allgemeine Kultur des Erinnerns” aus und infolgedessen wurde das Projekt Stolpersteine aufgeschoben. Am 4. März 2010 hat der Kulturausschuss einstimmig eine Beschlussempfehlung an den Gemeinderat gegeben, in der eine Verlegung der Stolpersteine erlaubt werden soll. Allerdings auf eigene Rechnung und nur mit Einverständnis der Angehörigen. Ebenso müssen die Eigentümer darüber informiert werden, wenn vor ihren Häusern Steine verlegt werden.

Kommentare (1)

  1. #1 Hannes Rogler
    Aachen
    Dezember 15, 2012

    Vielen Dank, EIn sehr interessanter Artikel, zumal für einen ehemliagen Heidelberger!
    Allerdings ging Albert Speers Geschichte in der Stadt am Neckar noch weiter: Nach seiner Entlassung aus der Haft in Spandau 1966 kehrte Speer nach Heidelberg zurück, wo er zu seinem Tod 15 jahre späper überwiegend im Schlosswolfsbrunnenweg 50 lebte. Das Haus befindet sich noch heute in Familienbesitz. Er liegt auf dem Bergfriedhof begraben…
    https://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46414277.html
    https://de.wikipedia.org/wiki/Albert_Speer