Vom 8. Juli bis 31. Oktober 2010 findet im Museum der Heidelberger Sammlung Prinzhorn eine interessante Ausstellung statt, die erstmals in großem Umfang Selbstzeugnisse aus ihrem historischen Fundus, die den Alltag in psychiatrischen Anstalten widerspiegeln, präsentiert.
Zeittaucher vom 18.02.2010 zur Sammlung Prinzhorn –
Sensationeller Kunstfund: Psychiatrieinsasse zeichnete in NS-Zeit seine eigene Sterilisation
Über 120 Exponate, darunter Gemälde, Zeichnungen, Collagen, Textilarbeiten und Briefe, bieten einen berührenden Einblick in das Leben der Internierten und zugleich einen breiten Querschnitt durch die Sammlung. Gezeigt werden dabei künstlerische Arbeiten von etwa 60 Männern und Frauen aus rund 30 verschiedenen Anstalten im Zeitraum von 1895 bis 1925.
Es sind nicht nur berühmte „Klassiker” zu sehen, sondern auch zahlreiche Werke, die noch nie zuvor ausgestellt waren. Irrenhäuser, Krankenzellen, Schlaf- und Speisesäle werden dokumentiert, Mitpatienten und Pflegepersonal porträtiert, eine „Irrenhausordnung” erstellt. Die „Bitte um ein Stück Kuchen” blüht dunkelviolett, sehnsüchtiges Fernweh wird zur Poesie verdichtet: „Kennst Du das Land Orplid?” Auch Ironie und Spott sind Bewältigungsstrategien in „Narrenschindenau”, wie zahlreiche Karikaturen, etwa „Dr. Tränenausbruch”, unter Beweis stellen.
Der Psychiater bleibt dabei „Arzt und Gebieter”, an den unzählige Briefe – ergebenst bittend oder bedrohlich fordernd – gerichtet werden, um nach jahre- oft jahrzehntelanger Internierung die Entlassung zu erreichen.
Letzte Kommentare