Von Sophie Lorenz (Universität Heidelberg)
Mein Promotionsprojekt „’Freiheit für Angela Davis’: Die DDR und Angela Davis, 1965-1989″ widmet sich der Solidaritätsbewegung für Angela Davis in der DDR als Teil der „anderen” transatlantischen Beziehungen.
Auslöser der Solidaritätskampagne war die Festnahme von Angela Davis wegen des Verdachts auf Mord, Menschenraub und Verschwörung am 13. Oktober 1970 in New York City. Umgehend wurde in den USA die „Free Angela”- Kampagne ins Leben gerufen, die sich zu einer weltweiten Massenbewegung entwickelte – so auch in der DDR. Im Verlauf der Angela Davis-Solidaritätskampagne sammelten die Bürger der DDR „Solidaritätsspenden”, unterschrieben Petitionen und nahmen an Briefaktionen teil. Arbeiter- und Studentengruppen sammelten Unterschriften auf Listen und Bannern, die sie als Zeichen der Unterstützung zu Davis ins Gefängnis schickten. Kinder malten Sonnenblumen für Davis und Schulen schickten Protestbriefe an den amerikanischen Präsident Richard Nixon und den Gouverneur von Kalifornien, Ronald Reagan.
Im Jahr 1971 kam aus der Freien Deutschen Jugend (FDJ) schließlich der Vorschlag zu einer der weltweit umfassendsten Solidaritätsaktionen. Dem Solidaritätsaufruf mit dem Titel „Eine Million Rosen für Angela Davis” folgend, schickten tausende von DDR-Bürgern der inhaftierten Davis Postkarten mit roten Rosen. In der Zeit zwischen November 1970 bis Juni 1972 wurde die Solidaritätskampagne für Davis aufgrund ihrer umfangreichen Maßnahmen zu einem zentralen Bestandteil des Alltagslebens vieler Bürger und wirkte so scheinbar weit in die Gesellschaft der DDR hinein. Während der 1970er und 1980er Jahre besuchte sie als Ehrengast immer wieder die DDR, wodurch besondere Bindung zwischen Davis und der DDR entstand, die weit über den Rahmen der Solidaritätskampagne von 1971/72 hinausreichte.
Aufgrund der umfangreichen Solidaritätskampagne sowie der besonderen Beziehungen zwischen Angela Davis und der DDR ist anzunehmen, dass Davis ab der zweiten Hälfte der 1970er Jahre zu einem festen Bestandteil der kollektiven Erinnerung von ehemaligen DDR-Bürgern, speziell der Geburtsjahrgänge zwischen ca. 1940 bis 1960, geworden ist. Für eine genauere Untersuchung der Bedeutung von Angela Davis für die DDR und ihre Bürger stellen Erfahrungsberichte und Erinnerungen von Zeitzeugen eine unverzichtbare Quelle für dieses Projekt dar. Daher richtet sich dieser Aufruf an all jene, die an Solidaritätsaktionen und Kundgebungen für Angela Davis teilgenommen haben, sie bei einem ihrer Besuche in der DDR gesehen, an diesbezüglichen Organisationsarbeiten mitgewirkt haben oder möglicherweise sogar in persönlichem Kontakt zu ihr standen. Hinweise oder Erinnerungen an die Solidarität mit Angela Davis und ihrer besonderen Beziehung zur DDR sind ebenfalls von Interesse.
Erzählen Sie Ihre Geschichte und Erinnerungen: sophie.lorenz@zegk.uni-heidelberg.de
DDR Propaganda-Film (1972)
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