Heute vor 625 Jahren wurde der Grundstein für die Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg gelegt. Denn am 23. Oktober 1385 hatte Papst Urban VI. auf Bitten des Kurfürsten Ruprecht I. von der Pfalz die Genehmigung zur Errichtung eines „studium generale” erteilt. Ein Jahr später startete der Lehrbetrieb unterhalb des später von den Franzosen zerstörten Schlosses. Die Ruperto Carola hat die Kurpfalz und heutige Metropolregion Rhein-Neckar nicht nur geistig und kulturell, sondern vor allem auch wirtschaftlich geprägt.

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Siegel der Universität Heidelberg (Foto: Universität Heidelberg)


Direkt und indirekt hängen viele Arbeitsplätze von den heute knapp 28000 Studierenden in zwölf Fakultäten, 380 Professoren und über 11000 weiteren Beschäftigten vom Assistenten bis zur Krankenschwester ab. Der Großteil der Heidelberger Infrastruktur ist auf die Hochschule ausgerichtet, der zahlreiche international renommierte Wissenschaftler von der Ägyptologie bis zur Zoologie angehören. Bislang gab es insgesamt 32 Nobelpreisträger, die Professoren, wissenschaftliche Assistenten und Gastwissenschaftler, Doktoren, Studierende und Absolventen oder Ehrendoktoren der Universität gewesen waren. Als erster erhielt in der Nobelpreis-Ahnengalerie der 1864 in Heidelberg promovierte Schweizer Jurist und Politiker Charles Albert Gobat (1843-1914) im Jahr 1902 den Friedensnobelpreis. Den vorerst letzten Nobelpreisträger gab es mit Harald zur Hausen (* 1936) 2008 im Fach Medizin.

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In der Heidelberger Altstadt sind heute vor allem die Geisteswissenschaften untergebracht.

(Foto: Ralf Melen / pixelio.de)

Universität von Anfang an “globalisiert”

„Semper Apertus – stets offen lautet das Motto der Universität Heidelberg seit ihrer Gründung im Jahr 1386. Die Universität bekennt sich damit von ihren Anfängen an zu einer weltoffenen und vorurteilsfreien Wissenschaft. Unser Anspruch ist, Gegenwart und Zukunft durch Forschung und Lehre zu gestalten und wissenschaftliche Erkenntnisse für Menschen, Umwelt und Gesellschaft nutzbar zu machen”, sagt Rektor Bernhard Eitel. Das sei ein traditioneller und gleichzeitig sehr moderner Ansatz, der die Studierenden und Absolventen auf die Anforderungen in Beruf und Wissenschaft vorbereite. Eröffnet wurde die Hochschule dann offiziell am 18. Oktober 1386 mit einem Gottesdienst in der Heiliggeistkirche der Stadt. Erster Rektor wurde Marsilius von Inghen (1335/1340-1396), der in Paris gelehrt und Theologie studiert hatte. Am 19. Oktober begann der Lehrbetrieb in der Neckarstadt, zunächst mit einem Theologieprofessor, später folgten die Fakultäten Jura, Medizin und Philosophie.

Im 16. Jahrhundert war es mit der “Papsttreue” vorbei

„Die Universität Heidelberg wurde schon 1386 als Alternative zu den damals in der Krise befindlichen Hochschulen in Prag und Paris gegründet und sollte den pfälzischen Kurfürsten zum Heranziehen einer gebildeten Verwaltungs- und Oberschicht dienen”, sagt Andreas Cser, der jüngst ein Buch über die Geschichte der Ruperto Carola geschrieben hat. Während der Reformation war Heidelberg weniger „papsttreu”. Denn im 16. Jahrhundert wurde die Stadt am Neckar zu einer Hochburg des Protestantismus und vor allem des Calvinismus und lockte so manche „wissenschaftliche Freidenker” an die Universität.

Protest gegen Napoleon

Die Universitätsangehörigen und Studenten trugen ab 1817 entscheidend zur Initiative der deutschen Intellektuellen zur Gründung eines deutschen Nationalstaates nach dem Motto „Ehre, Freiheit, Vaterland” bei. Damals wurde nach dem Protest gegen die Politik Napoleons eine erste Burschenschaft gegründet, zu der sich auch viele Professoren bekannten. Aus ihren Reihen stammte zudem der Student Karl Ludwig Sand (1795-1820), der 1819 in Mannheim den monarchistischen Schriftsteller August von Koetzebue (1761-1819) ermordete und nach der Tat öffentlich enthauptet wurde. Die blutverschmierten Bretter der Hinrichtung wurden vom Scharfrichter darauf für ein Häuschen in einem Heidelberger Weinberg verwendet, das rasch zur Pilgerstätte für die national gesinnten Studenten wurde. Im frühen 19. Jahrhundert entwickelte sich Heidelberg zudem zur Hauptstadt der Romantik und wurde zu einer literarischen Heimat für viele Dichter wie Clemens Brentano (1771-1842), Achim von Arnim (1771-1831) und Joseph von Eichendorff (1788-1857).

Tradition und dunkle Jahre

Mit der Heidelberger Universität sind weitere bekannte Namen der deutschen Geistesgeschichte verbunden. So lehrte der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) zwei Jahre in der Neckarstadt. Knapp 100 Jahre später galt die Hochschule in der Weimarer Republik als eine Hochburg des demokratischen Geistes, geprägt durch Professoren wie den Philosophen Karl Jaspers (1883-1969) oder den Juristen Gustav Radbruch (1878-1949). Ein Ende fand der „Heidelberger Geist” während des Dritten Reichs, die nun «völkische Universität» wurde gleichgeschaltet, jüdische Gelehrte wurden vertrieben. Ab Oktober 1937 gab es mit dem überzeugten Nationalsozialisten und Rektor Paul Schmitthenner (1884-1963) sogar einen planmäßigen Professor für «Wehrpolitik und Wehrwissenschaften», der ein eigenständiges «Seminar für Kriegsgeschichte» ins Leben rief. 1921 hatte auch der spätere NS-Propagandaminister Joseph Goebbels (1897-1945) in Heidelberg in Germanistik promoviert.

Doktorandenschmiede auch für ausländische Wissenschaftler

Mittlerweile hat die international ausgerichtete und global vernetzte Hochschule weltweit wieder einen ausgezeichneten Ruf, zumal sich der traditionell große Anteil an Professoren und Studenten aus dem Ausland wieder eingestellt. Seit 2007 darf Heidelberg auch das Prädikat «Elite-Universität» führen und erhält vor allem in den Naturwissenschaften und in der Medizin höhere Fördergelder. Besonders stolz ist man darauf, dass die Universität bei Studierenden aus dem Ausland sehr beliebt ist. Mehr als 20 Prozent der Studenten und ein Drittel der Doktoranden kommen aus anderen Ländern. Damit liegt die Ruperto Carola nach eigenen Angaben an der Spitze der klassischen Universitäten in Deutschland. Eine Studie des Deutschen Akademischen Austauschdienstes (DAAD) und der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) bescheinigte den Heidelbergern unlängst sogar, bei ausländischen Doktoranden die beliebteste deutsche Universität zu sein.

Ein Porträt der Universität Heidelberg aus besonderer Perspektive (Deutsche Welle):