Der Begriff „Archivalia” erweckt beim Leser den Eindruck, es handle sich um einen Blog, der sich vorwiegend mit mittelalterlicher Geschichte beschäftigt. Der zweite Eindruck aber ist ein ganz anderer, da das Blog sich wohl sehr stark mit politischen und anderenThemen beschäftigt, die nichts mit Archiven zu tun haben.
https://archiv.twoday.net/
Von Adelheid Balzer (Universität Heidelberg)
In diesem Weblog geht es vorwiegend um mittelalterliche Archive. Man findet eine größere Auswahl an Themen rund um Archive. Da geht es zum einen um Archivpädagogik, Frauenarchive, Archivgeschichte oder Archivrecht. Auch werden nichtgeschichtliche Archive zu Musik, Kirchen oder Parlamenten vorgestellt. Allerdings beschäftigt sich das Blog auch mit Themen, die rein gar nichts mit Archiven zu tun haben, wie z. B. Beiträge zu „Open Access”. Dies ist am Anfang etwas verwirrend. Mangelnde Sorgfalt kann dem Blogger zudem „vorgeworfen” werden, da manche neuen Beiträge lediglich einen Link, statt einem Kommentar, enthalten.
Fehlanzeige: Kein Einstieg ist eben doch kein Einstieg
Hinter dem „Archivalia”-Blogger scheint sich Dr. Klaus Graf zu verstecken, ein Archivar, Mediävist und Lehrbeauftragter der Universität Freiburg im Breisgau. Allerdings konnte ich nirgends einen direkten Verweis auf ihn als Autor entdecken. Vielmehr stammen die meisten Beiträge von ihm. Wenn man auf seinen Namen „klickt”, wird man zu einer Seite der Universität Freiburg weitergeleitet und erhält einige Informationen zu Dr. Klaus Graf, dessen Blog auf ein Bestehen seit über sieben Jahren zurückblicken kann.
Wer hier vom Autor eine nette Begrüßung oder Einleitung in Sinn und Zweck des Blogs erwartet, wird man schnell enttäuscht. Die Darstellung ist nüchtern, sehr einfach gehalten und der Leser wird auch sofort mit dem aktuellsten Beitrag über das „Jüdische Zentralarchiv in Heidelberg” konfrontiert. Was dem Leser und jedem interessierten Archivar positiv auffällt, ist, dass permanent die neuesten Neuigkeiten zum Thema „Archiv” und alles was dazu gehört, online gestellt werden.
Fantasievoller Name aber langweilige Gestaltung / versus schlichtes Design
Der Name „Archivalia” verspricht mehr als er hält – ein fantasievoller Name, der es aber doch nicht schafft, von dem nur allzu durchschnittlichen Layout abzulenken. Riesiger Vorteil daran ist die Übersichtlichkeit und gute Gliederung des Weblogs. In der rechten Leiste findet man eine „Menu”-Übersicht mit allen Themen, die das Blog führt. Hilfreich für den Archiv-Interessierten ist der große Archiv-Ordner, der alle veröffentlichten Beiträge seit Bestehen des Blogs beinhaltet. Auch mit Fotos geht der Blogger äußerst sparsam um, hin und wieder gibt es mal ein Bild zu betrachten, aber vielen Beiträgen fehlt einfach eine visuelle Stütze. Gut gelungen sind die Verlinkungen von Namen zu den dazu gehörenden und diese erklärenden Webpages.
Umfangreiche Thematik, aber fehlende Befriedigung des Leserinteresses
Klaus Graf scheint sich um eine allgemeine Aufklärung und Weiterbildung seiner Leser zu kümmern. Dies muss man ihm und seinem Blog auch hoch anrechnen, dass er nicht nur alles Wissenswerte und Sonstige zum Thema „Archiv” online stellt, sondern insbesondere Themen wie gestiegene Hochschulgebühren in Großbritannien anschneidet. Auch die Veröffentlichung mancher Beiträge auf Englisch in der Rubrik „English Corner” spricht den gebildeten Leser an.
Was den neugierigen Leser aber aufstoßen lässt, sind Beiträge, die neben einem Titel nur noch einen Link enthalten. Dazu wird weder gesagt, worum es sich in dem Link handelt, noch warum gerade dieser Link ausgesucht worden ist. Sofern die Seite auch gut gewartet zu sein scheint, lassen diese alleinstehenden Links doch eher auf mangelnde Sorgfalt oder Zeit des Bloggers schließen.
Von A wie „Architekturarchive” bis W wie „Wissenschaftsbetrieb”
Das Informationsangebot ist äußerst breit gefächert und umfasst viele verschiedene Themenbereiche, inklusive politisches Tagesgeschehen. Neben der Bekanntgabe von Ausstellungen beschäftigt sich „Archivalia” mit „technischen” Dingen wie lateinischen Übersetzungen, Datenschutz oder Webarchivierungen. Es gibt auch eine Unterhaltungsrubrik, in der Musikvideos oder Kommentare über Musiker zu finden sind. So gut und interessant die Beiträge sind, die verwendete „Quelle” wikipedia.org lässt die fachliche Information dahinter anzweifeln.
Modernität und Aktualität versus „archivales” Design
„Archival” kann man das Design wahrlich nicht bezeichnen. Die Schlichtheit, die Einfachheit der Farben und die wenigen Bilder wirken auf den Leser nicht gerade attraktiv und anziehend. Auf den ersten Blick nicht sonderlich interessant gestaltet, beweist der Weblog aber auf den zweiten tiefer gehenden Blick seine Qualität. Das Blog enthält viele Infos zum Thema „Archive” und alles, was im weitesten Sinne damit zu tun hat, aber auch über viele Dinge mehr. Für jeden Archivar ein Muss!
(Redaktion: Christian Jung)
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