Die erste Münchner Isarbrücke wurde 1158 errichtet: Heinrich der Löwe hatte die Brücke der damals weiter nördlich verlaufenden Salzstraße zerstören und in seinem Gebiet bei »Munichen« einen neuen Flussübergang bauen lassen. Heute führen einundzwanzig innerstädtische Brücken über die Isar.

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Zur Eröffnung des Deutschen Museums 1925 ist die ebenfalls gerade erst fertiggestellte Boschbrücke feierlich mit Girlanden geschmückt. Bauherr und Baumeister sind stolz auf ihre Leistung und die Errungenschaften der modernen Betontechnologie.

Gleich zwei historische Anlässe gibt es im Jahr 2008, um über die Münchner Isarbrücken zu schreiben und beide sind jeweils mit einem »Brückenjubiläum« verbunden, das gefeiert sein will. Da ist einmal das allseits beworbene Münchner Stadtjubiläum, das die – will man es höflich ausdrücken – »Verlegung« einer Isarbrücke vor 850 Jahren als Ausgangspunkt für die Stadtgründung nimmt. Und außerdem ist da, ganz in der Nähe dieses geschichtsträchtigen Isarübergangs, jedoch vielleicht nicht ganz so bekannt wie die Stadt selbst, ein weiterer Jahrestag zu feiern, nämlich das zehnjährige Bestehen der im Mai 1998 eröffneten Ausstellung »Brückenbau« im Deutschen Museum mit der ihrerseits berühmt gewordenen Brücke aus Stahl und Glas.

Was die Brückenverlegung und Stadtgründung angeht, soll hier noch einmal daran erinnert werden, dass Heinrich der Löwe 1158 die Isarbrücke in Oberföhring zerstörte, deren Wegezoll dem Bischof von Freising zugutekam, um seinerseits in den Genuss der Zölle am neuen, jetzt südlicher gelegenen und weltlich beherrschten Isarübergang zu kommen. Eine politische und wirtschaftliche Maßnahme also, der die Stadt München ihre Entstehung verdankt. Die Isarbrücke sollte über Jahrhunderte hinweg im wirtschaftlichen und verkehrstechnischen, aber auch im symbolischen Mittelpunkt des städtischen Lebens stehen.

Wie diese erste Brücke tatsächlich aussah, lässt eine Beschreibung aus dem Stadtrechtsbuch von 1347 erahnen: eine hölzerne, sogenannte Pfahljochbrücke muss es wohl gewesen sein, eine Brückenbauweise, die uns die Römer überliefert hatten, wie wir aus Caesars De bello gallico wissen. Beim Bau wurden im Abstand von etwa zehn Metern Böcke aus Holz längs ins Flussbett der Isar gerammt und mittels Holzbohlen zu einer Brücke miteinander verbunden. Natürlich konnte diese Konstruktion trotz aller technischer Kniffe, die angewandt wurden, um die Standsicherheit in der starken Strömung zu verbessern, vor allem während der häufigen Hochwasser nicht dauerhaft bestehen und musste daher alle paar Jahre wieder gründlich repariert oder ganz neu gebaut werden. Erst 1750 bis 1752 lösten zunächst steinerne Brückenpfeiler die hölzernen Joche auf der Stadt zugewandten Isarseite ab. 1760 wurden die ersten Brückenbögen auf der Stadt abgewandten Seite mit Stein gebaut und schließlich wurden 1776 die steinernen Pfeiler auf der anderen Seite mit einem steinernen Überbau vervollständigt. Doch auch diese Brücke hatte keinen dauerhaften Bestand und wurde 1822 bis 1828 durch einen Neubau nach einem Entwurf von Leo von Klenze ersetzt, die mit Renovierungen, Umbauten und Verbreiterungen bis zum Bau der heutigen Ludwigsbrücken im Jahre 1935 ihren Dienst taten.

Gerade diese Brücke von 1935 ist nun auch als Modell in der Ausstellung Brückenbau, dem zweiten Jubilar dieses Jahres, zu sehen. Ihr Bau wurde damals vom Turm des Deutschen Museums aus interessiert beobachtet und dokumentiert. In der Ausstellung ist aber auch eine der modernsten Brücken zu sehen und sogar zu benutzen: ein Fußgängersteg aus Glas und Stahl aus dem Büro Schlaich, Bergermann und Partner, über den schon oft und ausführlich berichtet worden ist. Die Ausstellung hat seit ihrer Eröffnung nichts an Beliebtheit eingebüßt, zumal da sie immer wieder neuen Erkenntnissen und Gegebenheiten angepasst wurde – ein jung gebliebener Jubilar.

– Dr. Dirk Bühler, Kurator der Abteilung Bauwesen des Deutschen Museums.

Einen Ausführlichen Artikel gibt es in der Zeitschrift Kultur&Technik, Ausgabe 3/2008.